Beckert ist der Bruder des Historikers Sven Beckert. Jens Beckert besuchte das Albert-Schweitzer-Gymnasium in Offenbach am Main. Er studierte als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes[6]Soziologie und Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin und an der New School for Social Research, New York, mit den Schwerpunkten Wirtschaftssoziologie, politische Soziologie und soziologische Theorie. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin tätig. Seiner Promotion 1996 in Berlin zum Thema „Grenzen des Marktes: Die sozialen Grundlagen wirtschaftlicher Effizienz“ folgte 2003 die Habilitation im Fach Soziologie zur Soziologie des Erbrechts ebenfalls an der Freien Universität Berlin.[2]
Beckert ist Fakultätsmitglied der International Max Planck Research School on the Social and Political Constitution of the Economy (IMPRS-SPCE), einer internationalen Doktorandenschule, die vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, der Universität zu Köln und der Universität Duisburg-Essen gemeinsam getragen wird.[11][12]
Beckert ist Mitherausgeber des European Journal of Sociology[13] und ist Mitglied im Herausgebergremium oder Beraterausschuss verschiedener soziologischer Fachzeitschriften, darunter der Socio-Economic Review.[14]
Forschungsthemen
Kapitalistische Wirtschaft als Form einer historischen sozialen Ordnung
Die aktuelle Forschungsarbeit Beckerts spiegelt das Forschungsprogramm, das er gemeinsam mit Wolfgang Streeck, ebenfalls Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, entwickelt hat, wider: „Die Forschung am MPIfG investiert in eine Theorie sozialen Handelns als der aussichtsreichsten Möglichkeit, zu einem tieferen Verständnis und einer besseren theoretischen Abbildung der Wirtschaft als ein sozial und politisch konstituiertes Handlungssystem zu gelangen.“[15]
Märkte aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
In seiner Forschungsgruppe „Wirtschaftssoziologie“ konzentriert sich Beckert auf Märkte als zentrale Institution kapitalistischer Ökonomien: „Das übergeordnete Ziel ist, mithilfe des theoretischen und methodischen Instrumentariums der Soziologie ein Verständnis der Funktionsweise von Märkten zu entwickeln. Märkte werden von einem Weber’schen Gesichtspunkt aus als ,Arenen sozialen Handelns‘ betrachtet, in denen Akteure sich unter Wettbewerbsbedingungen gegenübertreten.“[16] Das Ziel ist, zu erklären, welche sozialen, kulturellen und politischen Rahmenbedingungen für die Entwicklung der sozialen Ordnung von Märkten bestehen müssen.
Einbettung wirtschaftlicher Handlungen
„Ein projektübergreifender Aspekt ist die Ungewissheit, mit der Marktakteure bei ihren Entscheidungen konfrontiert sind. Die Probleme der Koordination, die sich für die Marktteilnehmer daraus ergeben, können als Werte-, Wettbewerbs- oder Kooperationsprobleme identifiziert werden. Der Faktor der Unsicherheit eröffnet weitergehende theoretische Möglichkeiten, die Einbettung wirtschaftlicher Handlungen zu erklären.“[16]
2005: Juristisches Buch des Jahres, gewählt durch die Neue Juristische Wochenzeitschrift (Heft 46/2005), für „Unverdientes Vermögen“ (Frankfurt a. M.: Campus 2004)[18]
2005: Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, gestiftet von der Commerzbank Stiftung. In der Laudatio wird Beckert als einer der „national wie international originellsten und produktivsten Soziologen seiner Generation“ bezeichnet: „Er gilt schon heute als führender Vertreter einer neuen Wirtschaftssoziologie …“[19]
Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht. Berlin: Suhrkamp Verlag 2024, ISBN 978-3-518-58809-3
Uncertain Futures: Imaginaries, Narratives, and Calculation in the Economy. Oxford: Oxford University Press 2018 (mit Richard Bronk (Hrsg.)), ISBN 978-0-19-882080-2
Imaginierte Zukunft: Fiktionale Erwartungen und die Dynamik des Kapitalismus. Berlin: Suhrkamp Verlag 2018, ISBN 978-3-518-75722-2
The Architecture of Illegal Markets: Towards an Economic Sociology of Illegality in the Economy. Oxford: Oxford University Press 2017 (mit Matías Dewey (Hrsg.)), ISBN 978-0-19-879497-4
Imagined Futures: Fictional Expectations and Capitalist Dynamics. Cambridge, MA: Harvard University Press 2016, ISBN 978-0-674-08882-5
Constructing Quality: The Classification of Goods in Markets. Oxford: Oxford University Press 2013 (mit Christine Musselin (Hrsg.)), ISBN 978-0-19-967757-3
Erben in der Leistungsgesellschaft. Reihe Theorie und Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Campus 2013, ISBN 978-3-593-39867-9
The Worth of Goods: Valuation and Pricing in the Economy. New York: Oxford University Press 2011 (mit Patrick Aspers (Hrsg.)), ISBN 978-0-19-959465-8
Agency, Entrepreneurs and Institutional Change: The Role of Strategic Choice and Institutionalized Practices in Organizations. In: Organization Studies 20(5), 777–799 (1999). doi:10.1177/0170840699205004
↑Interview: Jens Beckert answers ten questions about economic sociology. In: Olav Velthuis (Hrsg.): economic sociology the european elect ronic newsletter. Volume 7, Number 2, Juli 2006, S.34–39 (mpifg.de [PDF; abgerufen am 23. Juni 2022]).