James Espy wurde 1785 als jüngstes von zehn Kindern der Presbyterianer[2] Elizabeth Patterson und Josiah Espy, einem Bauern, geboren. Während seiner Kindheit zog die Familie zuerst nach Kentucky und später nach Ohio um.[3] Im Alter von 18 Jahren wurde Espy Student an der Transylvania University in Lexington, Kentucky. Er machte seinen Abschluss in Rechtswissenschaft (englischLaw), wurde als Anwalt vor Gericht zugelassen und praktizierte von 1814 bis 1817 in Xenia, Ohio.[1][3] Vorher hatte er 1812 Margaret Pollard geheiratet und nahm ihren Nachnamen als seinen zweiten Nachnamen an. 1817 nahm er eine Teilzeitstelle als Lehrer im Franklin Institute in Philadelphia an.[3]
Beeindruckt von den meteorologischen Schriften von John Dalton und John Frederic Daniell begann er, eigene Experimente durchzuführen und Theorien zu entwickeln. Im Jahr 1830 erklärte er, dass aufsteigende Luft sich durch Expansion abkühlt, und widmete sich ab etwa diesem Jahr hauptsächlich der Meteorologie, beispielsweise der Entstehung von Regen, Wirbelstürmen, Polarlicht oder Gezeiten.[4][5][6][7][8] Er untersuchte bekannte Phänomene wie die Wolkenbildung an Bergketten und erklärte sie anhand seiner Theorien.[7] Seine Arbeiten waren am Franklin Institute zwar anerkannt, aber keineswegs unumstritten.[7] Unter anderem kritisierte er Beobachtungen und Theorien des Meteorologen William Charles Redfield in einem anonymen Beitrag im Januar 1834,[9] woraus sich eine langjährige unversöhnliche Debatte entwickelte, die der Journalist Peter Moore (* 1983) als „Zermürbungskrieg“ bezeichnete.[4]
Mit großem Einsatz versuchte Espy, die Beobachtungsmethoden zu systematisieren, beispielsweise mit einheitlichen Formularen.[7] 1834 etablierte er das Joint Committee on Meteorology als Kooperation von Franklin Institute und American Philosophical Society, welches unter seiner Leitung[7] ein Netz von Stationen zur Sturmbeobachtung aufbaute.[11] Erste Beschreibungen von Stürmen sorgten dafür, dass der Staat Pennsylvania 4000 US-Dollar zur Verfügung stellte, um in jedem County einen Mann mit Barometer, Thermometer und Niederschlagsmesser auszustatten.[12] Dabei war Espy einer der ersten, der den Telegraphen für die Sammlung meteorologischer Beobachtungen nutzte.[13] 1838 forderte Espy den Kongress auf, einen nationalen Wetterservice einzuführen – es war das erste Mal, dass die Meteorologie in den Aufzeichnungen des Kongresses auftaucht.[11]
Espys Stil war laut Peter Moore „nicht nur kühn, sondern hatte auch etwas Großspuriges“, er sei gegenüber der damals üblichen „kultivierten Höflichkeit“ im akademischen Diskurs „mitunter giftig und herablassend“ gewesen.[23]Alexander Dallas Bache beschrieb ihn kurz nach seinem Tod als geselligen Menschen voller Bonhomie (Gutmütigkeit) und Enthusiasmus.[21] Wegen seiner Suche nach den Ursachen der Tornados wurde er in der Öffentlichkeit, beispielsweise von Reportern, auch als „Storm King“ bezeichnet.[24][25][26]
Espy starb kinderlos am 24. Januar 1860 in Cincinnati. Seine Frau war bereits im Jahr 1850 verstorben.[21]
Publikationen (Auswahl)
Theory of rain, hail, snow and the water spout, deduced from the latent caloric of vapour and the specific caloric of atmospheric air. In: Transactions of the Geological Society of Pennsylvania, Band 1, Teil 2, 1835, doi:10.5962/bhl.title.83715, S. 342–346.
Theory of rain, hail, and snow, water-spouts, land-spouts, variable winds, and barometric fluctuations. Philadelphia 1836, OCLC489056079.
The Human Will: A Series of Posthumous Essays on Moral Accountability, the Legitimate Object of Punishment, and the Powers of the Will. Office of the Dial, Cincinnati 1860 (postum).
Literatur
Obituary of Mr Espy. In: The Edinburgh New Philosophical Journal. Januar 1861, S.168–171 (Digitalisat).
↑James Pollard Espy: The Human Will: A Series of Posthumous Essays on Moral Accountability, the Legitimate Object of Punishment, and the Powers of the Will. Office of the Dial, Cincinnati 1860. Memoir, S. v.
↑ abPeter Moore: Das Wetter-Experiment: Von den Pionieren der Meteorologie. Aus dem Englischen von Michael Hein. Piper, München 2018, ISBN 978-3-492-97788-3, S. 202–207 (E-Buch-Ausgabe).
↑Second report of the joint committee on meteorology of the American philosophical society and Franklin Institute. In: Journal of the Franklin Institute 21(6), Juni 1836, S. 386–393. Grafik von S. 392.
↑ abFirst Report on Meteorology, to the Surgeon General of the United States Army. October 9, 1843.
↑Early Proceedings of the American Philosophical Society for the Promotion of Useful Knowledge, Compiled by One of the Secretaries, from the Manuscript Minutes of Its Meetings from 1744–1838. In: Proceedings of the American Philosophical Society. 22(119), Part III, Juli 1885, S. 682–683, JSTOR:982588.
↑James P. Espy: Theory of rain, hail, and snow, water-spouts, land-spouts, variable winds, and barometric fluctuations. Philadelphia 1836, OCLC489056079.
↑Peter Moore: Das Wetter-Experiment: Von den Pionieren der Meteorologie. Aus dem Englischen von Michael Hein. Piper, München 2018, ISBN 978-3-492-97788-3, S. 223 ff. (E-Buch-Ausgabe).
↑Peter Moore: Das Wetter-Experiment: Von den Pionieren der Meteorologie. Aus dem Englischen von Michael Hein. Piper, München 2018, ISBN 978-3-492-97788-3, S. 233 (E-Buch-Ausgabe).
↑John D. Cox: Storm Watchers: The Turbulent History of Weather Prediction from Franklin’s Kite to El Niño. John Wiley & Sons, Hoboken 2002, ISBN 0-471-38108-X, S. 38.
↑Peter Moore: Das Wetter-Experiment: Von den Pionieren der Meteorologie. Aus dem Englischen von Michael Hein. Piper, München 2018, ISBN 978-3-492-97788-3, S. 234 (E-Buch-Ausgabe).
↑Napier Shaw: Manual of meteorology. Band II. 2. Auflage. Cambridge University Press, 1936, S. 283, OCLC1048803706.
↑Peter Moore: Das Wetter-Experiment: Von den Pionieren der Meteorologie. Aus dem Englischen von Michael Hein. Piper, München 2018, ISBN 978-3-492-97788-3, S. 205 (E-Buch-Ausgabe).