Der James-Raum, benannt nach Robert C. James und eingeführt 1951, ist ein in der Mathematik betrachteter, spezieller Vektorraum. Es handelt sich um einen Banachraum, der isometrisch isomorph zu seinem Bidualraum ist, ohne reflexiv zu sein.[1] Lange Zeit ist diese Eigenschaft für unmöglich gehalten worden. Der James-Raum kann auch zur Konstruktion weiterer Beispiele herangezogen werden.
Definition
Als Menge ist der James-Raum
im Folgenraum
der reellen Nullfolgen enthalten. Für eine Folge
definiere
als Maß für die Variation der Folgenglieder durch
![{\displaystyle \|(\alpha _{n})_{n}\|_{a}\,:=\,{\frac {1}{\sqrt {2}}}\sup \left\{\left(\sum _{n=1}^{m-1}(\alpha _{p_{n}}-\alpha _{p_{n+1}})^{2}+(\alpha _{p_{m}}-\alpha _{p_{1}})^{2}\right)^{\frac {1}{2}};\,m\geq 2,\,p_{1}<\ldots <p_{m}\right\}.}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/a0ef64651f7af5c46eb513a0c6853d05ae3778f0)
Das Supremum wird dabei über alle natürlichen Zahlen
und alle streng aufsteigenden Folgen
natürlicher Zahlen gebildet. Schließlich sei
![{\displaystyle J:=\{(\alpha _{n})_{n}\in c_{0};\,\|(\alpha _{n})_{n}\|_{a}<\infty \}.}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/4f9e37691f830cf722893f36c91c92e1e99b71c4)
ist damit die Menge der reellen Nullfolgen
, deren Schwankung im Sinne der Zahl
beschränkt ist. So liegt zum Beispiel die Folge
nicht in
.
Man kann zeigen, dass
ein Vektorraum bzgl. der komponentenweisen Operationen ist und dass
eine Norm ist, die
zu einem Banachraum macht. Das ist der sogenannte James-Raum.
Basis in J
Sei
der
-te Einheitsvektor in
, das heißt
, wobei die 1 an der
-ten Stelle steht. Man kann zeigen, dass
eine monotone, schrumpfende Basis in
ist und daher
gilt.
Bidualraum
Ausgehend von den Eigenschaften der Basis
kann man zeigen, dass die kanonische Einbettung
in den Bidualraum nicht surjektiv ist, genauer ist die Kodimension von
in
gleich 1, das heißt
.[2]
ist daher nicht reflexiv.
Dennoch gelingt es, einen isometrischen Isomorphismus zwischen
und
zu konstruieren.
Die Beweise sind sehr technisch und werden daher hier nicht weiter besprochen.
Gegenbeispiele
Der James-Raum kann zur Konstruktion einer Reihe von Gegenbeispielen verwendet werden. Obige Betrachtung zeigt, dass ein Banachraum, der isometrisch isomorph zu seinem Bidualraum ist, nicht notwendig reflexiv ist, was eine ältere Vermutung widerlegt.
Viele unendlich-dimensionale Banachräume
haben die Eigenschaft
. Alle unendlich-dimensionalen Hilberträume haben diese Eigenschaft, denn nach dem Satz von Fischer-Riesz sind diese isomorph zu
für unendliches
, und es ist
. Auch für den Folgenraum
sieht man leicht, dass
ein isometrischer Isomorphismus
ist.
Für den James-Raum gilt das nicht, denn man kann zeigen, dass im Falle
auch
gelten müsste, was aber offensichtlich nicht der Fall ist.
Aus einem
-Banachraum
kann man durch Einschränkung der Skalarmultiplikation auf
einen reellen Vektorraum
machen.
ist ein Beispiel für einen reellen Banachraum, der nicht isomorph zu einem
für einen komplexen Banachraum
ist. Wäre nämlich
, so könnte auch
nicht reflexiv sein,
hätte also mindestens die komplexe Kodimension 1 und daher die reelle Kodimension 2 in
, aber die reelle Kodimension von
im Bidual ist 1.
Der James-Raum ist auch ein Beispiel für einen Banachraum mit einer Schauderbasis, der keine unbedingte Basis besitzt. Dass J keine unbedingte Basis besitzt, folgt aus der Tatsache, dass der Bidualraum eines unendlich-dimensionalen Banachraums mit unbedingter Basis nicht separabel ist,
aber ist separabel, da
es ist und
1-kodimensional in
ist.
Einzelnachweise
- ↑ James A non-reflexive Banach space isometric with its second conjugate space, Proceedings National Academy of Sciences, Bd. 37, 1951, S. 174–177, Online, PDF-Datei
- ↑ Robert E. Megginson: An Introduction to Banach Space Theory, Springer New York (1998), ISBN 0-387-98431-3, Kapitel 4.5 - James Space