Jakob Hegner (auch: Jacques Hegner , Jean Jacques Hegner , Pseudonym : Meta Seemann , geboren 25. Februar 1882 in Wien , Österreich-Ungarn ; gestorben 24. September 1962 in Lugano ) war ein österreichischer Drucker , Verleger und Übersetzer .
Leben
Gedenktafel für Stefan Zweig und Jakob Hegner am Gymnasium Wasagasse
Jakob Hegner entstammte einer jüdischen Familie. Er besuchte in Wien das Gymnasium Wasagasse , wo er Schulkamerad von Stefan Zweig war, und hörte 1900 Vorlesungen in Philosophie , Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Leipzig . Gleichzeitig war er Mitarbeiter des Verlages Hermann Seemann Nachfolger . Nach einem längeren Aufenthalt in Florenz kehrte er 1903 nach Deutschland zurück und gründete in Berlin den „Verlag Jacques Hegner“. Ab 1910 war er in der neugegründeten Gartenstadt Hellerau bei Dresden ansässig. Dort gründete er 1912 den „Hellerauer Verlag Jakob Hegner“, in dem u. a. die ersten deutschen Übersetzungen von Werken Paul Claudels erschienen.
Während des Ersten Weltkriegs war Jakob Hegner im Wiener Kriegspressequartier tätig. 1918 gründete er die „Hellerauer Druckerei“, die Wert auf herkömmliche Techniken (Handsatz ) und qualitätvolle Typografie legte. 1919 konvertierte Hegner zum Protestantismus und heiratete Elisabeth
Droese, die Tochter eines protestantischen Pfarrers. Im Verlauf der Weltwirtschaftskrise musste er 1930 mit seinen beiden Hellerauer Firmen Konkurs anmelden. Er war in den folgenden Jahren für die Großdruckerei Oscar Brandstetter in Leipzig tätig. Auch während der ersten Jahre des Dritten Reiches verlegte Hegner weiterhin ausgesprochen christliche Autoren wie Theodor Haecker und Romano Guardini . 1935 konvertierte er ein zweites Mal, diesmal zum Katholizismus . 1936 erfolgte sein Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer . Hegner ging nach Österreich , wo er in Wien den „Thomas-Verlag“ gründete. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 emigrierte er nach Großbritannien .
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging Jakob Hegner in die Schweiz , wo er 1946 in Olten den „Summa-Verlag“ gründete. Es folgte 1949 die Gründung des Jakob-Hegner-Verlags in Köln , der kurze Zeit später vom Bachem-Verlag übernommen wurde. Hegner lebte zuletzt in Basel und in Lugano.
Jakob Hegners Verdienste liegen in erster Linie auf dem Gebiet der Buchgestaltung und der Förderung christlicher Autoren. Daneben trat er auch als Übersetzer aus dem Französischen und Englischen hervor. Hegner erhielt 1957 das Große Bundesverdienstkreuz , 1961 für sein übersetzerisches Werk den Johann-Heinrich-Voß-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie 1962 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich .
Hegner wurde auf dem Haidhauser Friedhof in München beerdigt.[ 1]
Herausgeberschaft
Übersetzungen
Georges Bernanos : Die Geschichte der Mouchette , Wien 1937
Georges Bernanos: Der heilige Dominikus , Leipzig 1935
Georges Bernanos: Die Sonne Satans , Köln 1950 (übersetzt zusammen mit Friedrich Burschell)
Georges Bernanos: Tagebuch eines Landpfarrers , Wien 1936
Georges Bernanos: Ein Verbrechen , Leipzig 1935
Paul Claudel : Aus der „Erkenntnis des Ostens“ , Leipzig 1914
Paul Claudel: Goldhaupt , Hellerau b. Dresden 1915
Paul Claudel: Der Ruhetag , Dresden-Hellerau 1916
Paul Claudel: Der Tausch , Hellerau 1920
Paul Claudel: Verkündigung , Hellerau 1912
Ernest Hello : Der Mensch , Leipzig 1935
Francis Jammes : Der baskische Himmel , Hellerau 1926
Francis Jammes: Der Hasenroman , Berlin 1916
Francis Jammes: Klara oder Der Roman eines jungen Mädchens aus der alten Zeit , Hellerau 1921
Francis Jammes: Marie oder Die Geschichte eines jungen Mädchens vom Land , Hellerau 1926
Francis Jammes: Röslein oder Der Roman eines leicht hinkenden jungen Mädchens , Hellerau 1920
Francis Jammes: Der Rosenkranzroman , Hellerau 1929
Bruce Marshall : Alle Herrlichkeit ist innerlich , Köln [u. a.] 1954
Bruce Marshall: Die Dame Mila , Köln [u. a.] 1962
Bruce Marshall: Du bist schön, meine Freundin , Köln [u. a.] 1953
Bruce Marshall: Keiner kommt zu kurz oder Der Stundenlohn Gottes , Köln [u. a.] 1952
Bruce Marshall: Die rote Donau , Köln [u. a.] 1956
Bruce Marshall: Der rote Hut , Köln [u. a.] 1960
Bruce Marshall: Das Wunder des Malachias , Köln 1950
Guy de Maupassant : Yvette , Berlin [u. a.] 1905 (übersetzt unter dem Namen Jean Jacques Hegner)
Marcel Schwob : Die Gabe an die Unterwelt , Hellerau 1926
Marcel Schwob: Der Roman der zweiundzwanzig Lebensläufe , Hellerau 1925
Marcel Schwob: Der Sternenbrand , Lindau 1948
Literatur
Rudolf Hagelstange : Laudatio auf Jakob Hegner , Erlangen 1961.
Hans M. Jürgensmeyer (Hrsg.): Rückschau und Ausblick , Köln [u. a.] 1962.
Fritz Homeyer : Deutsche Juden als Bibliophilen und Antiquare , 2. Auflage, Mohr, Tübingen 1966, S. 22–25.
Peter de Mendelssohn : Glanz und Elend des Buches , Kassel 1977.
Peter Schifferli: Vom Druckfehlerteufel und von der Hoffnung Jakob Hegners auf ein himmlisches Alphabet. Einige Brocken Verlegerlatein . Verlag Die Arche, Zürich 1986, ISBN 3-716-01888-0 (Anekdoten und Aphorismen).
Heinrich Wild: Hegner, Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3 , S. 234 f. (Digitalisat ).
Hegner, Jakob . In: Ernst Fischer : Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch . Verband Deutscher Antiquare, Elbingen 2011, S. 122 f.
Hegner, Jakob , in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben . Saur, München 1980, S. 277 f.
Weblinks
Einzelnachweise
↑ siehe Lebenslauf von Hegner in der Deutschen Biografie