Eine Jahresversammlung ist im Quäkertum eine Organisationseinheit der Administrative. Sie vereint in der Regel mehrere so genannte Vierteljahresversammlungen unter sich; oder verschiedene Monatsversammlungen. In Deutschland werden die Vierteljahresversammlungen abweichend von den üblichen Gepflogenheiten "Bezirksversammlungen" genannt. Weil das Quäkertum traditionell englischsprachig geprägt ist, wird unabhängig von der jeweiligen Landessprache auch vom "Yearly Meeting" gesprochen.
Die älteste Jahresversammlung ist das "London Yearly Meeting" heute "Britain Yearly Meeting" genannt. Es wurde gegründet 1668. Maßgeblicher Initiator der Gründung war der Quäker George Fox, der 1666 begann durch das Land zu reisen und unter den Quäkern dafür zu werben, die Monatsversammlungen zu gründen, um die junge Bewegung auf eine stabile Basis zu stellen.
Eine erste landesweite "allgemeine Jahresversammlung" gab es zwar schon 1658 in Bedfordshire. Aber diese hatte noch keinen administrativen Charakter. Diese Versammlung fand im Haus von John Croots statt, mit Beteiligung von George Fox.[1]
1673 wurde dem damaligen "London Yearly Meeting" die Aufgabe übertragen, alle gegenseitigen Hilfeleistungen unter den Monatsversammlungen (und Vierteljahresversammlungen) zu koordinieren. Zuvor wurde diese Arbeit von Margaret Fell aus Swarthmoor Hall aus organisiert. Für diese zentrale Aufgabe wurde das "Morning Meeting" bzw. Meeting for Sufferings geschaffen. Bis heute ist das Britain Yearly Meeting die wichtigste Jahresversammlung in Europa. Auch die deutsche Quäkergeschichte ist eng mit dem Britain Yearly Meeting verknüpft.
Aufgaben
In den Anfängen stand im Vordergrund, der Verfolgung der Quäker entgegenzutreten und Hilfsleistungen zu koordinieren. Darüber hinaus wurden Missionsreisen nach Kontinentaleuropa organisiert und koordiniert. Es wurden Flugblätter und Bücher gedruckt und deren Verteilung organisiert. Es wurde versucht auf diplomatischem Weg auf die Politik der Herrschenden Einfluss zu nehmen, um die eigene Situation zu verbessern. Außerdem diente die Jahresversammlung der Identitätsstiftung und der Disziplinierung nach innen. Wichtigstes Instrument dafür war die Ausarbeitung einer "Zucht des Zusammenlebens" (heute "Ordnung des Zusammenlebens" und englisch "Book of Discipline").
Auch heute noch definiert sich eine Quäkergemeinschaft in erster Linie über das "Book of Discipline" und die Erstellung und Überarbeitung obliegt immer noch der jeweiligen Jahresversammlung. Gerade in kleineren Jahresversammlungen ist heute die persönliche Begegnung wichtiger Bestandteil. Hier gibt es große Bemühungen alle Altersgruppen mit einzubeziehen. Die administrative Arbeit macht nur noch einen Teil der Gesamtheit aus. Auf den Jahresversammlungen treffen sich nun nicht mehr nur Delegierte, sondern auch viele Interessierte einfache Mitglieder und auch interessierte Nichtmitglieder.
Der Begriff "Jahresversammlung" ist manchmal nicht ganz eindeutig und deshalb missverständlich. Je nach Kontext, bedeutet der Begriff die Organisationseinheit, oder das jährliche Treffen der Mitglieder der Jahresversammlung.
Struktur
Vom ursprünglichen Ansatz her sind die Monatsversammlungen völlig autonom (kongregationalistisch) organisiert. Sie besetzen ihre Ämter selbst und schicken Delegierte zu den Vierteljahresversammlung, um sich dort mit anderen Monatsversammlungen über gemeinsame Themen zu beraten. Diese Vierteljahresversammlungen beraten sich ihrerseits in der Jahresversammlung. Jede Ebene hat ihrer eigenen Dienste und Ausschüsse. Alle Zusammenschlüsse haben in erster Linie beratenden und empfehlenden Charakter. In der ursprünglichen Idee und Verständnis leitet Gott die Gemeinde ohne Mittlung von Priestern oder Pastoren. Deshalb ist im Diagramm rechts, Gott oben angeordnet, die Gemeinden darunter, gefolgt von den Viertel- und Jahresversammlungen.
Für die im Artikel verwendeten Fachbegriffe siehe auch Artikel "Glossar Quäkertum".
Einzelnachweise
↑"George Fox - Aufzeichnungen und Briefe des ersten Quäkers", Übersetzerin: Margrit Stähelin, Tübingen, 1908, Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Seite 135.