Das Jacobi-Verfahren (nach Carl Gustav Jacob Jacobi (1846))[1] ist ein iteratives Verfahren zur numerischen Berechnung aller Eigenwerte und -vektoren (kleiner) symmetrischer Matrizen.
Praktikabel wurde das Verfahren mit dem Aufkommen von Computern. Die verwendeten Drehmatrizen werden nach Wallace Givens, der sich damit Mitte der 1950er Jahre befasste, auch Givens-Rotation genannt.
Beschreibung
Da die Ausgangsmatrix
als symmetrisch vorausgesetzt wird, ist sie orthogonal ähnlich zu einer Diagonalmatrix
![{\displaystyle D=S^{T}\cdot A\cdot S,}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/59cdfa5be22fbcd78548451ab53b78fcff2b7651)
wobei die Diagonale von
die Eigenwerte
von
enthält und
spaltenweise die zugehörigen Eigenvektoren.
![{\displaystyle D={\text{diag}}(\lambda _{1},\ldots ,\lambda _{n}),\qquad S=\lbrace E(\lambda _{1}),\ldots ,E(\lambda _{n})\rbrace }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/b175f27a556d3a08bd99823680b672da9fb5a6d1)
Die Idee des Jacobi-Verfahrens besteht darin, das jeweils betragsgrößte Außerdiagonalelement mit Hilfe einer Givens-Rotation auf 0 zu bringen, und sich auf diese Art mehr und mehr einer Diagonalmatrix anzunähern.
Es ergibt sich die Iterationsvorschrift
![{\displaystyle {\begin{array}{lll}A^{(0)}&=&A\\A^{(k+1)}&=&R_{k}^{T}A^{(k)}R_{k}=\underbrace {R_{k}^{T}R_{k-1}^{T}\ldots R_{0}^{T}} _{S_{k}^{T}}A^{(0)}\underbrace {R_{0}\ldots R_{k-1}R_{k}} _{S_{k}}\end{array}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/a6fafb47f87bfe5f4d444b0b68532d58dda1e5aa)
mit
wobei
und
jeweils in der
-ten und
-ten
Zeile und Spalte stehen und
das betragsgrößte Außerdiagonalelement von
darstellt.
Die Komponenten von
ergeben sich nun aus folgender Überlegung:
Die Transformation
bewirkt speziell in den Kreuzungselementen folgende Veränderungen:
![{\displaystyle {\begin{array}{lll}a_{pp}^{(k+1)}&=&a_{pp}^{(k)}\cos ^{2}\varphi -2a_{pq}^{(k)}\cos \varphi \sin \varphi +a_{qq}^{(k)}\sin ^{2}\varphi \\a_{qq}^{(k+1)}&=&a_{pp}^{(k)}\sin ^{2}\varphi +2a_{pq}^{(k)}\cos \varphi \sin \varphi +a_{qq}^{(k)}\cos ^{2}\varphi \\a_{pq}^{(k+1)}&=&a_{qp}^{(k+1)}=(a_{pp}^{(k)}-a_{qq}^{(k)})\cos \varphi \sin \varphi +a_{pq}^{(k)}(\cos ^{2}\varphi -\sin ^{2}\varphi )\qquad (\ast )\end{array}}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/12322990238d11c4d2191dc08bac46c6cbd3afb5)
- Da
sein soll, ergibt sich aus ![{\displaystyle (\ast ):\quad \Theta :={\frac {a_{qq}^{(k)}-a_{pp}^{(k)}}{2a_{pq}^{(k)}}}=\cot 2\varphi ={\frac {1-\tan ^{2}\varphi }{2\tan \varphi }}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/af592c74ac12e2fe06e5d971ebeb6b2251981740)
![{\displaystyle \Rightarrow \tan \varphi ={\begin{cases}{\frac {1}{\Theta +\operatorname {sgn} \Theta {\sqrt {1+\Theta ^{2}}}}}&\Theta \not =0\\1&\Theta =0\end{cases}}\Rightarrow \cos \varphi ={\frac {1}{\sqrt {1+\tan ^{2}\varphi }}},~\sin \varphi =\tan \varphi \cos \varphi }](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/a659b90c80023d4a39faf2b6014849adef417d6b)
Da die Rotationsmatrizen orthogonal sind und Produkte orthogonaler Matrizen wieder orthogonal sind, wird auf diese Art eine orthogonale Ähnlichkeitstransformation beschrieben. Es lässt sich zeigen, dass die Folge der Matrizen
gegen eine Diagonalmatrix konvergiert. Diese muss aufgrund der Ähnlichkeit dieselben Eigenwerte besitzen.
![{\displaystyle A^{(k)}{\xrightarrow[{k\rightarrow \infty }]{}}\,{\text{diag}}(\lambda _{1},\ldots ,\lambda _{n})}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/bb59fec8994deb5b8cb260d52754fd1e5166b456)
Klassisches und zyklische Jacobi-Verfahren
Beim klassischen Jacobi-Verfahren wird in jedem Iterationsschritt das betragsmäßig größte Element zu Null gesetzt. Da die Suche nach diesem der Hauptaufwand des Algorithmus ist, wendet das zyklische Jacobi-Verfahren in jedem Iterationsschritt je eine Givensrotation auf jedes Element des strikten oberen Dreiecks an.
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jacobi, Über ein leichtes Verfahren, die in der Theorie der Säkularstörungen vorkommenden Gleichungen numerisch aufzulösen, Crelle's Journal, Band 30, 1846, S. 51–94