Schieferdecker studierte von 1955 bis 1962 unter anderem bei Karl-Heinz Adler und Georg Nerlich Architektur an der Technischen Hochschule Dresden und war anschließend dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Architekt Bernhard Klemm tätig. Er wurde 1975 Assistent an der Sektion Architektur der TU Dresden und übernahm 1993 die außerplanmäßige Professur für Bildnerische Lehre am Institut für Grundlagen der Gestaltung und Darstellung an der Fakultät der TU Dresden. Er stand dem künstlerischen Beirat der Universität vor und wurde 1994 Vorsitzender des Künstlerbundes Dresden sowie 2001 Kultursenator des Freistaates Sachsen. Der TU Dresden war Schieferdecker auch künstlerisch verbunden. Er entwarf das Logo der TU Dresden,[3] die Ulbrichtsche Kugel auf dem Campus der Universität und eine Gedenkstele der Universität. Auf ihn geht zudem die Gestaltung der TU-Gedenkstätte auf dem Alten Annenfriedhof zurück.
Seit 1959 freischaffend tätig schuf Schieferdecker bereits in den 1960er-Jahren politische Grafiken, Assemblagen und Collagen, die unter anderem in Havanna und Tokio ausgestellt wurden. Seine Arbeiten zeigten „die Deformation marxistischen Denkens und die gleichzeitige Verunglimpfung alternativer Ansätze“ und widmeten sich dem Überwachungsstaat DDR, wobei seine Werke „an Deutlichkeit nichts zu wünschen [übrig] ließen.“[4] Neben politisch kritischen Werken setzte er sich auch mit der künstlerischen Moderne des 20. Jahrhunderts auseinander. Vielfach wurde er international ausgezeichnet, was ihm nicht zuletzt auch Schutz vor den Partei- und Kulturfunktionären in der DDR gewährte.
Schieferdecker war von 1974 bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR. Er hatte in der DDR eine bedeutende Zahl von Personalausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. 1977/1978, 1982/1983 und 1987/1988 an den Kunstausstellungen der DDR in Dresden. Im Jahr 1983 kaufte das Kupferstichkabinett Dresden sein bis dahin entstandenes druckgrafisches Gesamtwerk auf.[5]
Jürgen Schieferdecker lebte seit 1955 in Dresden[6] und war mit Marita Schieferdecker-Adolph, der ehemaligen Ausländerbeauftragten der Stadt Dresden, verheiratet. Sein Neffe war Uwe Schieferdecker, der als Autor und Stadtplaner in Dresden und Berlin wirkt.
Wolfgang Hütt: Grafik in der DDR. 1979, Verlag der Kunst, Dresden
Gotthard Brandler: Engagement und Experiment. Über Jürgen Schieferdecker. In: Bildende Kunst, Berlin, 6/1982, S. 300–3014
Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1983; S. 206 u. a.
Schieferdecker, Jürgen. In: Dorit Petschel: 175 Jahre TU Dresden. Band 3: Die Professoren der TU Dresden 1828–2003. Hrsg. im Auftrag der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V. von Reiner Pommerin, Böhlau, Köln u. a. 2003, ISBN 3-412-02503-8, S. 832–833 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Schieferdecker, Jürgen. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 825/826