Insel FelsenburgInsel Felsenburg ist ein Roman von Johann Gottfried Schnabel, dessen vier Teile 1731, 1732, 1736 und 1743 unter dem Pseudonym Gisander in Nordhausen erschienen. Der Originaltitel des ersten Teils lautet vollständig:
Das ursprünglich etwa 2500 Druckseiten umfassende Werk wurde 1828 in einer gekürzten Bearbeitung von Ludwig Tieck unter dem Titel Insel Felsenburg neu herausgegeben und ist unter diesem Titel bekannt geworden. InhaltDer Ich-Erzähler Eberhard Julius erhält nach dem Tod seiner Mutter und dem Bankrott seines Vaters einen Brief von einem Kapitän Wolffgang, in dem dieser ihm versichert, dass er „ihres Herrn Vaters erlittenen Schaden mehr als gedoppelt ersetzen“ werde. Den Anweisungen dieses Briefes folgend reist er nach Amsterdam, wo er den Kapitän trifft und von ihm erfährt, dass im Südmeer die Insel Felsenburg liegt, auf der sein Urgroßonkel Albertus Julius als „Altvater“ herrscht. Gemeinsam mit einigen anderen Vertretern nützlicher Berufe bricht Eberhard Julius auf dem Schiff des Kapitäns zur Insel auf. Unterwegs erzählen sie einander ihre Lebensgeschichten. Auf der Insel angekommen, werden sie von dem 97-jährigen Albert Julius empfangen, der sie mit Erzählungen in die Geheimnisse des idealen Lebens auf Felsenburg einführt, das auf gemeinschaftlicher, geordneter Arbeit beruht. Albert Julius erzählt, wie er in seiner Jugend als Schiffbrüchiger auf die paradiesische Insel gelangt ist, die mit ihm gestrandete Concordia Plürs geheiratet, mit ihr eine vielköpfige Familie gegründet hat, die sich im Lauf der Zeit um weitere Schiffbrüchige und Ausgesetzte vergrößerte, und durch den Fund eines vergrabenen Schatzes zu großem Reichtum gelangt ist. Eberhard Julius und seine Gefährten bereisen die Insel, lernen das vorbildlich geordnete Zusammenleben der Felsenburger kennen und entschließen sich, ihr restliches Leben auf der Insel zu verbringen. Der zweite bis vierte Teil des Romans, in denen es um die weiteren Schicksale der Insel und ihrer Bewohner nach dem Tod des Albertus Julius geht, sind von ständig abnehmender literarischer Qualität; die Handlung erscheint immer beliebiger und zusammengestückelter und wird mit abenteuerlichen Nebenhandlungen und langen theoretischen Einschüben aufgefüllt. Schnabel versuchte (was er zumindest für den vierten Teil auch zugibt) den großen Erfolg des Romans durch die Fortsetzungen finanziell zu nutzen. RezeptionDie „Insel Felsenburg“ verbindet das Subgenre der Robinsonade mit dem Entwurf einer frühaufklärerisch und pietistisch geprägten Gesellschaftsutopie und heftiger Kritik an den Zuständen im Europa zu Beginn des 18. Jahrhunderts, die vor allem in den zahlreichen eingeschobenen Lebensläufen der Personen deutlich wird. Im 18. Jahrhundert war die „Insel Felsenburg“ einer der populärsten Romane überhaupt, geriet aber um die Wende zum 19. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit. Erst die straffende und sprachlich modernisierende Bearbeitung durch Ludwig Tieck im Jahr 1828 hob das Werk wieder ins öffentliche Bewusstsein. Arno Schmidt glaubte in dem von William Glass Anfang des 19. Jahrhunderts etablierten Gemeinschaftssystem auf der Insel Tristan da Cunha die Verwirklichung der Utopie von der Insel Felsenburg entdeckt zu haben. Darauf weist Judith Schalansky in ihrem Atlas der abgelegenen Inseln (2009) hin. Ausgaben
Literatur
WeblinksWikisource: Johann Gottfried Schnabel – Quellen und Volltexte
Commons: Insel Felsenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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