InformationsqualitätInformationsqualität ist das Maß für die Erfüllung der „Gesamtheit der Anforderungen an eine Information bzw. ein Informationsgut, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung gegebener Informationsbedarfe beziehen“.[1] Aussagen zur Qualität einer Information beziehen sich zum Beispiel darauf, wie genau diese die Realität ‚beschreibt‘ oder wie verlässlich sie ist, inwieweit sie also als Grundlage für eine Planung des eigenen Handelns verwendbar ist. Der Begriff Datenqualität als Qualitätsmaß für Daten insbesondere hinsichtlich ihres Ursprungs steht der ‚Informationsqualität‘ sehr nahe. Da die Grundlage für Informationen ‚Daten‘ sind, wirkt sich die ‚Datenqualität‘ auf die Qualität der Informationen aus, die aus den entsprechenden Daten gewonnen werden: „schlechte“ Informationen resultieren aus schlechten Daten. DefinitionenInformationsqualitätDie Informationsqualität muss von der reinen Bedeutsamkeit (der Semantik) und vom formalen Informationsgehalt (der statistischen Signifikanz) unterschieden werden. Es gibt eine große Zahl von Qualitätskriterien, deren Bedeutung vom Kontext und der Verwendung von Informationen und den diesen zugrunde liegenden Daten abhängt. Typische, häufig verwendete Qualitätskriterien sind Korrektheit, Vollständigkeit, Relevanz, Konsistenz (z. B. Widerspruchsfreiheit) und Aktualität (besonders im Nachrichtenwesen). Diese Qualitätskriterien ziehen in der Regel ihre Bedeutsamkeit aus Nutzersicht.[2] Demnach ist es wichtig, wie die Nutzer von Daten und Systemen diese Kriterien einschätzen.[3] Die IQ-Community (Information Quality) betrachtet die Qualität von Informationen (nach Richard Y. Wang[5]) nach folgenden Kategorien und Dimensionen. Die Deutsche Gesellschaft für Informations- und Datenqualität (DGIQ) hat auf Basis des Bewertungssystems von Richard Y. Wang eine deutsche Übersetzung vorgeschlagen. Sie empfiehlt, diese im deutschen Sprachraum einheitlich zu verwenden. Hier die Übersicht der 15 IQ-Dimensionen[6][4]:
Zur Optimierung der Informationsqualität in Informationssystemen wird die Qualität einzelner Datenquellen mittels einer Kostenfunktion anhand verschiedener Kriterien bewertet. Anhand von Präferenzen über die Qualitätskriterien kann eine Anfrage an das Informationssystem so optimiert werden, dass die Antwort eine möglichst hohe Informationsqualität besitzt! Informationsqualität kann sich, ebenso wie ein allgemeiner Qualitätsbegriff, auf verschiedene Vorstellungen beziehen (nach der klassischen Einteilung von Garvin)[7]
Eine schlechte Informationsqualität kann weitreichende Folgen haben, wenn sie nicht frühzeitig erkannt wird. Beispiele:
DatenqualitätQualitätskriterien für Datenqualität unterscheiden sich von denen für Informationsqualität; Kriterien für Datenqualität sind:[8]
Maßnahmen zur Verbesserung der Datenqualität und Anpassung der vorhandenen Daten an die genannten Qualitätskriterien werden u. a. Datenbereinigung genannt. Bedeutung in unterschiedlichen BereichenStatistikEurostat definiert Datenqualität nach folgenden Gesichtspunkten:[9]
Nicht nur wegen der Vergleichbarkeit der von Eurostat erstellten Statistiken aus EU-Mitgliedstaaten (beispielsweise gleiche Messung von Arbeitslosigkeit, Inflation, Staatsverschuldung), sondern auch wegen etwaiger Konsequenzen (Einleitung oder Beendigung eines Defizitverfahrens) wird der Sicherung der Datenqualität eine hohe Bedeutung beigemessen. Natur- und GesellschaftswissenschaftenIn den Naturwissenschaften spricht man besonders in Bezug auf Messungen und Datenerhebungen von Datenqualität. Dabei spielen vor allem Störeinflüsse, die Präzision der Messung und manchmal auch die Größe der Datenbasis, also die Anzahl der Messungen, eine Rolle: Je weniger mögliche Störeinflüsse es gibt, je präziser die Messung und je größer die Anzahl der Messungen ist, desto genauer kann aus den resultierenden Daten die Realität abgebildet werden. Im Einzelfall hängt es jedoch von der Aufgabenstellung ab, welche Datenqualität benötigt wird. Auch in Gesellschaftswissenschaften kommt es auf die Fragestellung an. Hier lassen sich Störeinflüsse grundsätzlich nur sehr schwer vermeiden. Daher wird meist auf eine möglichst große Datenbasis und auf Vergleichsmöglichkeiten Wert gelegt. Grundlegend zu unterscheiden sind vor allem Fragebogen und Interview. Wichtig ist es dabei, zu bedenken, dass in der Wissenschaft eine gute Datenqualität allein nicht ausreicht, um ein gutes Modell zu konstruieren. Auch die Interpretation der Daten und eine korrekte Kausalität sind zu beachten. Nachrichtenagenturen und NachrichtendiensteDer Zweck von Nachrichtenagenturen und Geheimdiensten ist es, Informationen von möglichst guter Qualität zu sammeln und zur Verfügung zu stellen.[10] Dabei ist es vor allem entscheidend, dass aus der Menge der zur Verfügung stehenden Daten diejenigen ausgewählt werden, die für die jeweilige Aufgabe relevant sind, und dass diese in eine konsistente Form gebracht werden, ohne die Aussage zu verzerren. Insbesondere sollen Irrtümer und Fehlinformationen ausgeschlossen werden, häufig indem Nachrichten anhand mehrerer Quellen überprüft werden. WirtschaftSämtliche Entscheidungen von Wirtschaftssubjekten (Unternehmen, Privathaushalte und Staat mit seinen Gebietskörperschaften) beruhen auf der Informationsquantität (die im Informationsgrad zum Ausdruck kommt) und der Informationsqualität.[11] In der Wirtschaft ist Informationsqualität von zentraler Bedeutung, da auf Basis von Informationen z. B. Entscheidungen im Management gefällt, Marktpotenziale bewertet und Verhandlungen geführt werden. All das kann nur so gut sein wie die zugrunde liegenden Daten bzw. Informationen. Oft wird der Begriff Datenqualität oder auch unternehmensweite Datenqualität als Synonym für ‚Informationsqualität‘ verwendet; datenbezogene Qualität bezieht sich jedoch lediglich auf die gespeicherten Inhalte von Daten, während ‚Informationsqualität‘ zusätzliche Aspekte wie zweckmäßiges Auswählen geeigneter Datenmengen, das Bilden von (Teil-)Summen und/oder deren Darstellung einschließt. Vielschichtiger BegriffUmgangssprachlich wird der Begriff 'Informationsqualität' häufig mit 'hohe Qualität' gleichgesetzt. Dies ist jedoch nur bedingt korrekt und bedarf – ähnlich wie bei anderen Qualitätsbegriffen (z. B. Software-, Wasser-, Klangqualität) oder wertenden Aussagen (wie schnell, hell, laut) – zur zuverlässigen Qualitätsbestimmung einer relativierenden Betrachtung: Der Anwendungskontext bestimmt, welche Qualitätskriterien (als allgemeiner Rahmen) relevant sind und welche konkreten Anforderungen je Kriterium gestellt werden. Der Erfüllungsgrad dieser Anforderungen durch die jeweilige Information ergibt – in Summe – deren Informationsqualität. Die Qualität einer Information ist also immer kontext- und nutzerabhängig,[1] niemals 'isoliert für sich selbst' zu beurteilen. AnwendungskontextBezugspunkt ist die ‚Information‘, für die die Qualitätsaussage gelten soll.
Die Organisation als KontextUntersuchungen zeigen, dass innerhalb von Organisationen die Bedeutung von Qualitätskriterien in den einzelnen Wertschöpfungsbereichen und Abteilungen unterschiedlich eingeschätzt wird.[2] Sichtweisen von primären und sekundären Aktivitäten (nach Porters Value Chain[12]) koennen sich erheblich unterscheiden.[2] Ebenfalls kann die Sichtweise von IT Abteilungen anders ausfallen.[2] Dies sollte insbesondere bei Verantwortungsträgern im Informationsmanagement Berücksichtigung finden. Die Komplexität in der Einschätzung von Informationsqualität zeigt sich unter anderem darin, dass Anwender in Unternehmen abhängig von ihrer allgemeinen Zufriedenheit mit den vorliegenden Daten und Informationen, Informationsqualitätskriterien unterschiedlich einschätzen. Unter den Informationsqualitätskriterien Zugänglichkeit, Korrektheit, Glaubwürdigkeit, Vollständigkeit, Prägnanz, Konsistenz, Sicherheit und Aktualität ergaben sich in einer Untersuchung die größten Unterschiede (abhängig von Zufriedenheit) in der Bedeutungsbeimessung bei Prägnanz und Sicherheit.[13] Qualitätskriterien und ihre RelevanzDie Informationsqualität ergibt sich aus der Überprüfung bzw. der Erfüllung relevanter Kriterien. Nohr[1] verwendet die folgenden „Dimensionen der Qualität“:
Die Bewertungskriterien für die Informationsqualität werden uneinheitlich angewendet. Nohr[1] stellt dazu fest: „An Kriterien und Bewertungsmaßstäben für die Qualität von Information besteht ein als gravierend empfundener Mangel.“ Mit Bezug auf „Rolph/Bartram 1994“ verweist er auf von britischen Managern verwendete Kriterien: Sie „bewerteten die ihren Entscheidungen zugrunde liegende Informationsqualität hinsichtlich einer acht Kriterien umfassenden Qualitätsskala insgesamt als eher unzureichend (1= poor, 5= high)“: Richtigkeit 3,64, Glaubwürdigkeit 3,31, Darstellung 3,18, Aktualität 3,07, Vollständigkeit 2,88, Sichtbare Schwerpunkte 2,84, Sachdienlichkeit 2,80, brauchbares Format 2,80. Derartige Fragestellungen bedürfen je nach Kontext, in dem die Information benutzt und ihre Qualität festzustellen ist, einer mehr oder weniger ausführlichen Überprüfung. Dabei sind u. U. weitere Recherchen erforderlich – die wiederum neue Informationen (mit eigener 'Informationsqualität') liefern. So können die Qualitätskriterien in unterschiedlichen Informationsquellen/-Medien unterschiedlich beurteilt werden. Zum Beispiel:
BedeutungskontextEine wertende Aussage zur Info-Qualität ist demnach pauschal und undifferenziert nicht möglich, sondern kann sich stets nur aus dem Erfüllungsgrad der (relevanten) Anforderungen ableiten. Defizite bzw. Lücken stellen Risiken dar, die umso höher sind, je bedeutender der Anwendungskontext ist und je bedeutender die potenziellen Auswirkungen dieser Defizite sind. Unter Umständen müssen die Anforderungen/Erwartungen an die Informationsqualität deshalb priorisierend/gewichtet betrachtet werden. Für Informationen mit hoher Bedeutung können dazu zum Beispiel besondere Wertungs- und Dokumentationsverfahren (wie das ‚Scoring‘) benutzt werden. Sonstige DimensionenIn der Literatur sind im Zusammenhang mit Informationsqualität weitere Unterscheidungen anzutreffen:
Siehe auchLiteratur
Weblinks
Einzelnachweise
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