I, Monster
I, Monster (deutscher Titel: Ich, ein Monster) ist ein britischer Horrorfilm von Regisseur Stephen Weeks aus dem Jahr 1971 für die Produktionsfirma Amicus. Es handelt sich um eine Verfilmung des Romans Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson, mit Christopher Lee und Peter Cushing in den Hauptrollen. HandlungLondon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Arzt Dr. Marlowe, ein Psychoanalytiker und Anhänger der modernen und umstrittenen Theorien von Sigmund Freud in Wien, experimentiert mit einer Droge, die helfen soll, bei seinen Patienten das Unbewusste sichtbar zu machen. Seine Versuche ergeben aber kein klares Bild. In Tierversuchen sind die Ergebnisse unberechenbar (eine Katze, der er die Flüssigkeit injiziert, wird so unkontrollierbar aggressiv, dass Marlowe sich gezwungen sieht, sie zu erschlagen), auch bei Menschen sind Reaktionen unvorhersehbar: Eine äußerst zurückhaltende Patientin wird unter dem Einfluss der Droge plötzlich sexuell entfesselt, sie entkleidet sich und versucht Marlowe zu verführen, ein höchst aggressiv auftretender Geschäftsmann wiederum verwandelt sich in ein ängstliches Kind. Gemeinsam ist allen Patienten, dass sie sich nachher nicht nur an die aufgetretenen Veränderungen erinnern, sondern sich auch wegen ihres Verhaltens unter Drogeneinfluss schämen. Deshalb möchte Marlowe die Droge auch nie zweimal an demselben Menschen testen, obwohl er weiß, dass er eigentlich Serienexperimente durchführen müsste, um Klarheit über deren Wirkung zu gewinnen. Mit seinem Mentor Dr. Lanyon berät er sich deswegen – er vermutet, die unterschiedlichen Reaktionen der Klienten könnten darauf zurückzuführen sein, dass eine der drei (nach Freud) psychischen Instanzen, das Es, das Ich oder das Über-Ich, durch die Droge ausgeschaltet werden könnte, es ist aber nicht sicher, welche. Dr. Lanyon warnt ihn, dass ein Mensch nach Ausschaltung des Über-Ich „kein Gewissen, keine Schuldgefühle, keine Scham“ mehr hätte und jedem unterdrückten Begehren nachgeben würde. „Er wäre der gefährlichste Mensch auf der Welt.“ ProduktionshintergrundAls Regisseur war ursprünglich Peter Duffell vorgesehen, der kurz zuvor für Amicus den erfolgreichen Horror-Episodenfilm Totentanz der Vampire (ebenfalls mit Christopher Lee und Peter Cushing in zwei Hauptrollen) inszeniert hatte. Duffell lehnte aber ab, da er fürchtete, sonst als Horror-Regisseur abgestempelt zu werden. Daraufhin übernahm der erst 22-jährige Stephen Weeks die Regie, der damals als eine Art Regie-Wunderkind galt. Das Drehbuch stammte von Amicus-Gründer und -Leiter Milton Subotsky persönlich. Kameramann Moray Grant arbeitete ansonsten hauptsächlich für Hammer, I, Monster war seine einzige Zusammenarbeit mit Amicus. Auch für den renommierten Komponisten Carl Davis, der die für einen Horrorfilm eher ungewöhnliche Musik beisteuerte, war dies das erste Engagement bei Amicus, er war selbst mit dem Ergebnis allerdings so unzufrieden, dass er erst Jahrzehnte später das nächste Mal Musik für einen Horrorfilm komponierte, für Frankenstein Unbound (1990) von Roger Corman.[1] (Für Amicus komponierte er allerdings im folgenden Jahr noch den Thriller What Became of Jack and Jill?.) I, Monster gilt als eine der originalgetreuesten Verfilmungen von Stevensons Kurzroman Dr. Jekyll und Mr. Hyde. So ist etwa die Szene, in der Enfield Utterson erzählt, dass er Blake dabei beobachtet hat, wie dieser ein kleines Mädchen zu Boden gestoßen hat und dann noch auf sie gestiegen ist, fast wörtlich aus der Vorlage übernommen. Utterson und Lanyon sind hier wieder zwei verschiedene Personen und wurden nicht, wie in den meisten anderen Verfilmungen, zu einer einzigen Rolle verschmolzen. Dies ist außerdem wohl der einzige Film, in dem Jekylls (alias Marlowes) Testament zugunsten Hydes (alias Blakes) eine Rolle spielt. Vor allem aber verzichtet dieser Film auf eine oder sogar zwei weibliche Hauptfiguren, die sonst in fast allen Filmversionen als Love Interest für Jekyll / Hyde hinzugefügt wurden, um eine Art zusätzliche Motivation für seine Experimente zu evozieren – so wie bei Stevenson ist hier Jekyll alias Marlowe ausschließlich an seiner Arbeit interessiert. Etwas modernisiert wurden zwei Aspekte: Die Handlung wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesiedelt (wenngleich Kulissen und Kostüme nach wie vor ins Viktorianische Zeitalter verweisen), nicht wie bei Stevenson zur Entstehungszeit des Romans 1886 – das ermöglicht die Ergänzung, dass Blake hier nicht als praktischer Arzt, sondern als Psychoanalytiker nach den Methoden Freuds arbeiten kann, die Stevenson natürlich noch nicht kennen konnte. (Wobei die im Film zitierte Theorie von Ich, Es und Über-Ich zum Zeitpunkt der Handlung ebenfalls noch nicht bekannt war, Freuds Schrift Das Ich und das Es erschien erst 1923.) Warum die Namen der Hauptfigur von Dr. Henry Jekyll / Mr. Edward Hyde für diesen Film zu Dr. Charles Marlowe / Mr. Edward Blake geändert wurden, ist nicht restlos geklärt. An Urheberrechtsgründen, wie manchmal vermutet (so wie bei Friedrich Wilhelm Murnaus Erstverfilmung des Stoffes, Der Januskopf), kann es eher nicht gelegen haben, denn an sich war Stevensons Novelle bereits seit ein paar Jahren gemeinfrei (seit 1964, also 70 Jahre nach dem Tod des Autors). Außerdem tragen sämtliche anderen Hauptfiguren – Utterson, Enfield, Lanyon, Poole – die Originalnamen aus der Vorlage. Eine andere Überlegung ist, dass zu Drehbeginn bereits eine neue Dr. Jekyll-Verfilmung von Hammer angekündigt war und man vielleicht Verwechslungen vermeiden wollte – dass dieser Film (Dr. Jekyll und Sister Hyde) inhaltlich eine völlig andere Richtung einschlagen würde, wusste man zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Als Milton Subotsky 1983 in einem Interview gefragt wurde, was es mit dieser Namensänderung auf sich habe, antwortete er nur: Ich dachte, es wäre lustig, es auszuprobieren. (I thought it would be fun to try!).[3] I, Monster als 3D-FilmI, Monster war als 3D-Film geplant. Technisch sollte ein selten angewendetes und relativ preisgünstiges Verfahren zum Einsatz kommen, das auf dem Pulfrich-Effekt aufbaute. Für diesen Effekt werden nicht, wie sonst üblich, zwei getrennte Bilder für das linke und das rechte Auge aufgenommen, sondern nur eines, das dafür allerdings ständig in horizontaler Bewegung bleiben muss. Der Effekt macht sich, vereinfacht ausgedrückt, zunutze, dass das menschliche Auge im Dunkeln Informationen träger verarbeitet als im Hellen. Wenn nun also (etwa durch eine Spezialbrille) eines der beiden Augen des Betrachters abgedunkelt wird, so erzeugt die verzögerte Bildwahrnehmung die Illusion, dass Gegenstände und Personen, die sich unterschiedlich schnell hinter- bzw. voreinander durch die Szenerie bewegen (etwa ein Schauspieler, der an einer Wand vorbeigeht), sich auch in unterschiedlicher Tiefe befinden. Sobald die Person und die Kamera stehenbleiben, verschwindet der Effekt allerdings, und das Bild wird wieder zweidimensional. BesetzungChristopher Lee hatte bereits zehn Jahre zuvor einmal in einem Jekyll-und-Hyde-Film mitgewirkt: in Hammers Jekyll-Verfilmung Schlag 12 in London spielte er den Lebemann Paul Allen, Dr. Jekylls Freund (und Liebhaber von dessen Frau). RezeptionI, Monster war kein großer Kassenschlager. In einem Interview mit Cinefantastique im Sommer 1973 meinte Drehbuchautor und Produzent Milton Subotsky selber über seinen Film:
Herbert J. Pabst urteilte in der Zeitschrift Vampir:
Deutsche FassungEine deutsche Synchronfassung scheint es nicht zu geben. Gelegentlich wird als deutscher Titel Ich, ein Monster angegeben.[9] Woher dieser Titel stammt, ist nicht genau zu eruieren, die IMDb erwähnt eine Veröffentlichung in der Schweiz unter diesem Namen. Weblinks
Einzelnachweise
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