Er wurde als einziger Sohn des Hauptmanns im Garde-Jäger-Bataillon und Gutsbesitzers Friedrich von Meyerinck (1858–1928) und dessen erster Ehefrau Caroline (geborene von Hoppenstedt, 1868–1940) geboren. Seine Großväter sind der Generalleutnant Hubert von Meyerinck (1827–1900) und der Landesökonomierat Georg Ludwig von Hoppenstedt (1830–1894). Die Schauspielerin Gudrun Genest ist seine Nichte[1] 2. Grades. Seit der frühen Scheidung der Eltern (die Ehe hielt von 1893 bis 1909) wuchs er auf dem Familiengut in Posen auf. Danach besuchte er ein Gymnasium in Godesberg und wurde nach dem Abitur während des Ersten Weltkrieges zum Militärdienst eingezogen.[2] Kurze Zeit diente er als Fahnenjunker in Karlsruhe, doch ein Lungenleiden, das mehrere Sanatoriumsaufenthalte nach sich zog, bedingte seine Entlassung.
1920 wurde von Meyerinck für den Stummfilm entdeckt. Mit Glatze, Oberlippenbärtchen, oft mit Monokel wurde er zu einer bekannten Gestalt des deutschen Films. Im später aufkommenden Tonfilm brachte er seine charakteristische Stimme und schnarrende Artikulation zur Geltung. Er spielte Männer mit einer allürenhaften Haltung, die sich häufig als Hochstapler oder als Schurken erwiesen. Auch während der Zeit des Nationalsozialismus wirkte er in zahlreichen Filmen mit. Von Meyerinck stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[3]
Am Theater war er immer wieder im klassischen Rollenfach zu sehen, so etwa als Mephisto in Goethes Faust oder als Malvolio in Shakespeares Was ihr wollt.
„Anfänglich betonte von Meyerinck das Feminine seiner Erscheinung. In einem Paul-Wegener-Film tanzte er, angetan mit einem rosa Balletthöschen, dem Hermelincape seiner Mutter und einer blauen Seidenkappe als Kopfbedeckung auf dem Tisch. Seine aparten homoerotischen Nuancierungen dienten seinen Regisseuren später zur negativen Charakterzeichnung. Er wurde zum beliebtesten Filmschurken des deutschen Kinos.“
Meyerinck war homosexuell und legte sich nach den Erinnerungen seines ebenfalls homosexuellen Freundes und Kollegen Kurt von Ruffin auch zu dieser Zeit keine große Zurückhaltung hinsichtlich seiner Orientierung auf und stand gefährdeten Freunden bei.
„Hubert von Meyerinck, mein großer Freund, der ein herrlicher Kollege, ein herrlicher Mann war, hat gesagt (obwohl er selbst immer in Gefahr war, denn er war ja einer der muntersten): ‚Ich begleite dich auf den Alexanderplatz‘. Damals war das Polizeirevier am Alexanderplatz. Er ging wirklich mit mir dorthin, was eine edle Tat war. Er hat mir hinterher eine wunderschöne Krawatte geschenkt, die ich noch habe.“
– Kurt von Ruffin: im Interview mit Friedrich Kuhn[5]
„Ich erinnere mich an einen schwulen Schauspieler, den wir ‚Hubsi‘ nannten, Hubert von Meyerinck. Er hat sich selbst dessen nie gerühmt, aber in der Kristallnacht ist er über den Kurfürstendamm gelaufen und hat gerufen: ‚Wer auch immer unter Ihnen jüdisch ist, folgen Sie mir.‘ Er hat die Leute in seiner Wohnung versteckt. Ja, es hat sie gegeben, die anständigen Menschen, deren Worten man glauben konnte, daß es schwierig war, Widerständler zu werden in jener Zeit. Menschen wie Meyerinck waren herrlich, wunderbar.“
In seinen späteren Jahren wurde er in Filmkomödien für skurrile Amtspersonen, Adelige, Generäle und verschlagene Hochstapler besetzt. Einen seiner wohl bekanntesten Auftritte in diesem Rollenfach hatte von Meyerinck 1961 in Billy Wilders Komödienklassiker Eins, Zwei, Drei. Dort spielte er den verarmten, doch pompös auftretenden Grafen von Droste-Schattenburg, der nun als Toilettenmann arbeitet. Letzte Filmerfolge hatte Hubert von Meyerinck mit den Edgar-Wallace-FilmenIm Banne des Unheimlichen (1968), Der Gorilla von Soho (1968) und Der Mann mit dem Glasauge (1968), in denen er Sir Arthur, den schrulligen Chef von Scotland Yard, verkörperte. Insgesamt wirkte er von 1965 bis 1969 in fünf Wallace-Verfilmungen mit. Bis zu seinem Lebensende brachte er es insgesamt auf mehr als 275 Filmeinsätze.
Sein Privatleben verstand von Meyerinck vor den Medien abzuschirmen. Von Freunden, Familie und Kollegen wurde er „Hubsi“ oder „Knurpsi“ genannt.[7] Seine Erinnerungen erschienen 1967 unter dem Titel Meine berühmten Freundinnen, in denen er über prominente Kolleginnen wie Marlene Dietrich oder Adele Sandrock, aber auch über seine geliebte Mutter berichtet, mit der er bis zu deren Tod in häuslicher Gemeinschaft in der Giesebrechtstraße Nr. 18 gelebt hatte.[2] Hubert von Meyerinck starb an Herzversagen im Hamburger Bethanien-Krankenhaus. Sein Grab befindet sich auf dem evangelischen Friedhof der Gemeinde Schladen bei Goslar.[8]
Berlin ehrte ihn im August 1994 mit der Benennung des Meyerinckplatzes in Charlottenburg.
Hubert von Meyerinck: Lieder im Abend (Gedichte) Voegels Verlag, Berlin 1922
Hubert von Meyerinck: Meine berühmten Freundinnen. Erinnerungen. Econ-Verlag, Düsseldorf u. a. 1967 (Ungekürzte Ausgabe. (= dtv-Taschenbücher 611). Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1969).
C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 476.
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L – N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 425 ff.
Michael Wenk: Der Mann, um den nie Stille war. Auf der Bühne eine Größe, im Film fast immer eine Klischeefigur: Erinnerung an den Schauspieler Hubert von Meyerinck.Süddeutsche Zeitung vom 12. Mai 2001
Matthias Gerschwitz: Tü-Tü und Zack-Zack. Die fast vergessenen Karrieren von Wilhelm Bendow und Hubert von Meyerinck. BoD, Norderstedt 2023, ISBN 978-3-7578-0154-0.
↑Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars. Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-89602-229-6.
↑Als schwuler Häftling in den KZs Columbiahaus und Lichtenburg 1935/36. Friedrich Kuhn interviewt Kurt von Ruffin im Herbst 1978 in Berlin. In: Capri. Zeitschrift für schwule Geschichte. Korrespondenz- und Mitteilungsblatt der „Freunde eines Schwulen Museums in Berlin e. V.“ Bd. 13, Heft 3, 1991, ISSN1431-8024, S. 4–10, hier S. 9.
↑O.V.: Hubert von Meyerinck. In: FIRST. Ausgabe 19, Mai 1990, ZDB-ID 1049278-1, S. 6.; O.V.: Hubert von Meyernick: „Wo soll ich jetzt ficken?“ In: Männer aktuell. August 1993, S. 68; Hermann J. Huber: Leben, Lieben, Legenden. Die 60 schillerndsten Kultstars der Schwulen. Fotokunstverlag, Berlin u. a. 1989, ISBN 3-922257-97-6.