Der deutschsprachige TrivialnameEibisch (mittelhochdeutsch ībesch(e), althochdeutsch ībisca) stammt aus dem Altgriechischen (ἰβίσκοςibískos), das ihn seinerseits vermutlich aus dem Keltischen entlehnt hat.[2] Mit Eibisch werden im deutschsprachigen Raum außer der Gattung Hibiskus und einigen ihrer Arten auch die Gattungen Eibisch (Althaea) und Abelmoschus (Bisameibisch) sowie die Art Echter Eibisch (Althaea officinalis) bezeichnet.
Die meist wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Die meist einfachen Blattspreiten sind bei manchen Arten gelappt. Es sind Nebenblätter vorhanden.
Generative Merkmale
Die Blüten stehen meist einzeln in den Blattachseln, selten in Blütenständen zusammen. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Es ist meist ein Außenkelch vorhanden, der fünf oder mehr Lappen aufweisen kann. Die fünf Kelchblätter sind meist glockenförmig verwachsen. Die fünf Kronblätter können die unterschiedlichsten Farben aufweisen. Bei der Unterfamilie Malvoideae sind die Staubfäden der vielen Staubblätter zu einer den Stempel umgebenden Röhre verwachsen, der sogenannten Columna. Die fünf Kronblätter überdecken sich in der Knospenlage gedreht („contort“); sie sind mit ihrer Basis ebenfalls mit der Columna verwachsen. Fünf Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Es sind fünf Griffeläste vorhanden mit kopfigen Narben.
Die fünffächerigen Kapselfrüchte öffnen sich fachspaltig = lokulizid.
Systematik
Die Gattung Hibiscus wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 2, S. 693 aufgestellt.[3][4] Synonyme für HibiscusL. nom. cons. sind je nach Umfang dieser Gattung bei den unterschiedlichen Autoren: BombixMedik., BombycellaLindl., BombyxMoench, BrockmaniaW.Fitzg., CanhamoPerini, CotyloplectaAlef., ErebennusAlef., FioriaMattei, FurcariaKostel., GourmaniaA.Chev., KetmiaMill., LagunaCav., MarconiaMattei, MuenchhusiaHeist. ex Fabr., MunchusiaHeist. ex Raf., PetitiaNeck., SabdariffaKostel., SolandraMurray, SymphyochlamysGürke, TaliparitiFryxell, TrigueraCav., TrionaeaMedik., TrionumL., TriplochitonAlef., WilhelminiaHochr.[1]
Der Umfang der Gattung Hibiscus wird kontrovers diskutiert.
Es gibt je nach Autor 200 bis 675 Hibiscus-Arten (Auswahl):[4][1]
Hibiscus bojerianusBaill. (Syn: Hibiscus exochandrusHochr., Hibiscus ferrugineusBojer ex Baill., Hibiscus myriasterScott Elliot, Hibiscus oblatusBaker): Sie kommt in Madagaskar vor.[1]
Kenaf oder Ostindische Hanfrose (Hibiscus cannabinusL.): Sie ist im tropischen und südlichen Afrika und in Indien verbreitet.[1] Sie wird gelegentlich in Südeuropa angepflanzt.
Hibiscus laevisScop. (Syn: Hibiscus militarisCav.): Sie kommt nur in den zentralen und östlichen Vereinigten Staaten vor.[4]
Hibiscus lasiocarposCav.: Sie kommt in den zentralen und östlichen Vereinigten Staaten, in Kalifornien und im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua vor.[4]
Hibiscus lavateroidesMoric.: Sie kommt in Mexiko, Guatemala, Honduras, Belize, Jamaika und auf Inseln in der Karibik vor.[1]
Hibiscus ludwigiiRoxb. ex Hornem.: Sie kommt in der chinesischen Provinz Yunnan, auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, in Indochina, Indonesien, Singapur und auf Hawaii vor.
Sumpfeibisch (Hibiscus moscheutosL.): Sie kommt ursprünglich in den Vereinigten Staaten und im nordöstlichen Mexiko vor.[1]
Mandeleibisch (Hibiscus mutabilisL.): Sie ist baumartig mit großen, fünflappigen Blättern und großen, achselständigen Blüten, welche morgens beim Aufblühen weiß, mittags rosenrot und abends purpurrot sind. Sie kommt in China, Japan und Taiwan vor.[4]
Hibiscus palustrisL.: Sie kommt Nordamerika, Portugal, Italien, Frankreich, Algerien vor. Sie wird von manchen Autoren auch als Unterart Hibiscus moscheutos subsp. palustris(L.) R.T.Clausen zu Hibiscus moscheutos gestellt.[4]
Hibiscus paramutabilisL. H.Bailey: Sie kommt in den chinesischen Provinzen Guangxi, Hunan und Jiangxi vor.[5]
Straucheibisch (Hibiscus syriacusL.):[6] Die Heimat ist China und Taiwan. Sorten dieser Art werden häufig als Zierpflanzen verwendet und sie ist in vielen Ländern ein Neophyt.[4]
Stundenblume (Hibiscus trionumL.):[6] Sie kommt in Europa, Afrika und Asien vor, die genaue Heimat ist aber unbekannt.[4]
Hibiscus waimeaeA.Heller: Sie kommt in mehreren Unterarten auf Hawaii vor.[4]
Je nach Autor nicht mehr zur Gattung Hibiscus wird gerechnet:
Lindenblättriger Eibisch (Hibiscus tiliaceusL.) → Talipariti tiliaceum(L.) Fryxell: Er ist in Afrika, Asien, Australien, auf Inseln im Pazifik und von Mexiko über Zentralamerika und auf karibischen Inseln bis Südamerika weitverbreitet.[4]
Verwendung
Sorten einiger Arten und Hybriden werden als Zierpflanzen für Parks, Gärten und Zimmer verwendet.
Auch als Tee werden die Hibiskusblüten eingesetzt. Verwendet werden die zur Fruchtzeit geernteten, getrockneten Kelche und Außenkelche von Hibiscus sabdariffa.[7] Die darin enthaltenen Säuren wie z. B. Zitronensäure, Apfelsäure, Weinsäure und Hibiskussäure (Allohydroxyzitronensäurelacton) ergeben den säuerlichen Geschmack. Die enthaltenen Anthocyane wie z. B. Delphinidin und Cyanidin färben den Teeaufguss dunkelrot. In erster Linie werden sie daher als Korrigens für Geschmack und Aussehen eingesetzt.
Ein beliebtes Getränk ist Hibiskusblütentee nicht nur in Ägypten und im Sudan als Karkadeh (كركديه), sondern auch in Mexiko (Agua de Jamaica). Der tiefrote Tee wird heiß oder kalt getrunken. In der vegetarischen Küche Südasiens (beispielsweise in Sri Lanka) findet die Hibiskusblüte auch Verwendung in Currygerichten.[8]
Pharmazeutische und toxikologische Aspekte
Es ist publiziert worden, dass Tee aus Hibiscus sabdariffa eine blutdrucksenkende Wirkung hat.[9][10] Auch in Fernost sagt man ihm eine blutdrucksenkende Wirkung nach, und in der afrikanischen Volksmedizin wird Hibiskus ebenfalls als Tee eingesetzt.[11][12] Indikationen wie Erkältungen, Kreislaufbeschwerden, Ekzeme, mildes Laxans sowie Appetitanregung sind nicht belegt, aber in der Volksmedizin weit verbreitet. Hibiskus verfügt über eine hohe Konzentration an Vitamin C.[13][14]
Schwangeren wird geraten, Tee aus Hibiscus sabdariffa zu meiden, da in Tierversuchen an Ratten (nicht aber am Menschen) Blasen- und Uteruskontraktionen beobachtet wurden, was theoretisch zum Verlust des ungeborenen Kindes führen könnte.[15]
Ya Tang, Michael G. Gilbert, Laurence J. Dorr: Malvaceae: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 12: Hippocastanaceae through Theaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-64-1, S. 264. (efloras.org, Hibiscus.)
Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka: ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8047-2369-6.
Bernard E. Pfeil, M. D. Crisp: What to do with Hibiscus? A proposed nomenclatural resolution for a large and well known genus of Malvaceae and comments on paraphyly. In: Australian Systematic Botany. Volume 18, Nr. 1, 2005, S. 49–60. doi:10.1071/SB04024
Margaret M. Koopman, David A. Baum: Phylogeny and Biogeography of Tribe Hibisceae (Malvaceae) on Madagascar. In: Systematic Botany. Volume 33, Nr. 2, 2008, S. 364–374. JSTOR:25064349
↑
H. Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser Verlag, Basel 1976, ISBN 978-3-0348-7651-3, S. 194, (Leseprobe)
↑Hibiscus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 20. Oktober 2020.
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwxyzHibiscus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. Juni 2017.
↑ abcWalter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. 2. Band: Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
↑Informationen (Memento des Originals vom 15. Juni 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hibiskus.de über medizinische Anwendung auf dem Portal eines Herstellers von Getränken mit Zutaten aus biologischem Anbau.
↑M. Haji Faraji, A. H. Haji Tarkhani: The effect of sour tea (Hibiscus sabdariffa) on essential hypertension. In: Journal of Ethnopharmacology. Volume 65, Issue 3, 1999, S. 231–236. (online)
↑Inês Da Costa-Rocha, Bernd Bonnlaender, Hartwig Sievers, Ivo Pischel, Michael Heinrich: Hibiscus sabdariffa L. in the treatment of hypertension and hyperlipidemia: A comprehensive review of animal and human studies. In: Food Chemistry. Volume 165 2014, S. 424–443. (online)