Als Sohn einer armen Kölner Familie wurde Hermann Joseph mit zwölf Jahren Prämonstratenser-Chorherr im Kloster Steinfeld (Kall). Nach der Ausbildung in Mariengaarde (dt. Mariengarten) bei Hallum (Ferwerderadiel) kehrte er nach Steinfeld zurück und wurde zum Priester geweiht. Anschließend war er in Steinfeld und Umgebung als Seelsorger tätig und wurde Küster des Klosters.
Er wurde vor allem durch die mystische Vermählung mit der Gottesmutter Maria bekannt, was ihm den Beinamen Joseph einbrachte. Schon vor der Aufnahme als Chorherr soll er dem Standbild der Gottesmutter in der Kirche St. Maria im Kapitol in Köln Äpfel als Geschenk gebracht haben. Er wird seither auch als „Apfelheiliger“ bezeichnet. Traditionell werden bis heute regelmäßig Äpfel sowohl auf das Grabmal in der Basilika in Steinfeld als auch unter die Marienstatue im Chor von St. Maria im Kapitol gelegt.
Hermann Joseph starb bei einem Seelsorgsgang im Schwesternkloster Hoven bei Zülpich.
Die wichtigste Quelle über das Leben des heiligen Hermann Joseph ist eine Vita, die ein Steinfelder Mitbruder, wahrscheinlich der damalige Prior, kurz nach dem Tod des Heiligen in lateinischer Sprache verfasste.
Werke (Auswahl)
Diese Hymnen werden dem Heiligen zugeschrieben:
Jesu dulcis et decore (Hymnus auf Jesus Christus)
Gaude, plaude, clara Rosa (Großer Muttergottes-Hymnus)
O vernantes Christi Rosae (Hymnus auf die Gefährtinnen der heiligen Ursula von Köln)
Folgende Schriften des heiligen Hermann Joseph sind verlorengegangen:
Vita der Nonne Elisabeth, Zisterzienserin im Schwesternkloster Hoven bei Zülpich.
Verehrung
Schon seit langem als Heiliger verehrt, wurde die Heiligsprechung 1626 von ErzbischofFerdinand von Köln und KaiserFerdinand II. beantragt; offiziell wurde Hermann Joseph der Heiligenstatus am 11. August 1958 von Papst Pius XII. zuerkannt (die öffentliche Bekanntgabe fand 1960 statt).
Hermann Josephs Grabstätte im Kloster Steinfeld ist heute eine bekannte Wallfahrtsstätte. Er gilt als Patron der Uhrmacher (wegen des entsprechenden handwerklichen Geschicks), der Mütter und der Kinder.
Der im Kloster Steinfeld erzogene Komponist Bernd Alois Zimmermann widmete dem Heiligen das Requiem für einen jungen Dichter (1967–69).
Quellen und Literatur
Quellen
Johannes Chrysostomus van der Sterre: Lilium inter spinas. Vita B. Josephi Presbyteri et Canonici Steinfeldensis Ordinis Premonstratensis. Antwerpen 1627.
De B. Hermanno Iosepho, Ord. Praemonstrat. Steinfeldiae in Germania. In: Acta Sanctorum. Aprilis. Collecta, digesta, illustrata, a Godefrido Henschenio et Daniele Papebrochio e Societate Iesu. Tomus I quo priores X dies continentur. Antwerpen 1675, S. 682 ff.
Leben und Wunderwerck des Heiligen Hermanni Josephi Priesteren und Chorherren des Canonischen Praemonstratenser Ordens in der Abtey Steinfeld/Cöllnischer Dioeces. Köln 1748 (Deutsche Übersetzung der Vita).
Literatur
Michael Bangert: Heiliger Hermann Joseph. In: Lexikon der Heiligen und der Heiligenverehrung. Lexikon für Theologie und Kirche kompakt. Band1, Personenteil A – H. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 3-451-28191-0, Sp.658f.
Wilhelm Hünermann: Hermann Josef, der Mönch von Steinfeld. Verlag der Buchgemeinde, Bonn 1939 (Roman, 318 Seiten)
Karl Koch, Eduard Hegel: Die Vita des Prämonstratensers Hermann Joseph von Steinfeld. Ein Beitrag zur Hagiographie und Frömmigkeitsgeschichte des Hochmittelalters (= Eduard Hegel [Hrsg.]: Colonia Sacra. Studien und Forschungen zur Geschichte der Kirche im Erzbistum Köln. Band 3). Pick Verlag, Köln 1958.
Hermann Josef Kugler: Hermann Josef von Steinfeld (um 1160-1241) im Kontext christlicher Mystik. EOS Verlag, Erzabtei St. Ottilien 1992, ISBN 3-88096-651-6.
Bernward Meisterjahn: Der heilige Hermann Josef von Steinfeld. Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1987.
Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Pattloch-Verlag, 1992. Augsburg: Weltbild-Verlag. S. 240 f.
Heinrich Schmidt: Steinfeld. Die ehemalige Prämonstratenser Abtei. Ratingen 1951.
Andachtsübung zur Ehre des Heiligen Hermann Joseph, Priesters des Prämonstratenser-Ordens in der Abtei Steinfeld. Stahl, Düsseldorf 1816 (Digitalisat).