Hermann DänzerHermann Dänzer (* 21. Oktober 1904 in Frankfurt am Main; † 25. Juni 1987 ebenda) war ein deutscher Physiker und Hochschullehrer. LebenHermann Dänzer wurde 1904 als Sohn des Telegraphensekretärs August Dänzer in Frankfurt am Main geboren. Dort erwarb er 1923 das Abitur an der Helmholtzschule und begann ein Studium der Physik, Mathematik und Musik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dänzer studierte er u. a. bei Carl Ludwig Siegel, Richard Wachsmuth und Erwin Madelung und promovierte 1928 bei Karl Wilhelm Meissner mit der Dissertation Über die Absorption Hertz’scher Wellen in ionisierenden Gasen, wobei er zum ersten Mal experimentell die Absorption Hertz’scher Wellen in ionisierten Gasen nachwies und die Lebensdauer der freien Elektronen mit einer Methode von Meissner und Walter Graffunder bestimmte. Anschließend wurde Dänzer Assistent des theoretischen Physikers Erwin Madelung. Im Mai 1930 legte Dänzer für die Lehramts-Schulfächer Mathematik und Physik und das Zusatzfach Musik das Staatsexamen ab und wurde Referendar am Frankfurter Lessing-Gymnasium und an der Sachsenhäuser Oberrealschule. Zusätzlich legte er im Februar 1932 das Assessorenexamen ab und lehrte ein halbes Jahr an der Staatlichen Oberschule in Schlüchtern, strebte allerdings eine universitäre Laufbahn an. Im Jahr der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Dänzer Mitglied der SA.[1] Ab Ostern 1933 arbeitete er bei der Universität Frankfurt am Main mit einem Stipendium unter Anleitung des Privatdozenten Boris Rajewsky am „Institut für die physikalischen Grundlagen der Medizin“ von Friedrich Dessauer. Er wurde im November 1934 Assistent am Physikalischen Institut. Im Jahre 1935 veröffentlichte Dänzer das Buch Grundlagen der Quantenmechanik und habilitierte sich 1936, wobei er in der Lehrprobe über „Wandlungen im physikalischen Weltbild“ vortrug. Sein Fachbuch wurde in einem späteren Gutachten von Walther Bothe als „ausgezeichnet“ gewürdigt.[2] Im Januar 1937 wurde Dänzer Dozent für Physik und Oberassistent. Am 25. Juni 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.099.029).[3][4] Dänzer unterstützte Professor Marianus Czerny intensiv bei der Vorlesungstätigkeit und der Betreuung von Doktorarbeiten. Nachdem im Dezember 1938 am Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie von Otto Hahn und Fritz Straßmann die Kernspaltung entdeckt worden war und viele Physiker die potentielle Freisetzung enormer Energiemengen als Kernenergie oder Kernwaffe erkannten, hatte erst das Reichserziehungsministerium führende deutsche Atomforscher für eine Koordination entsprechender Forschung versammelt, jedoch nach Beginn des Zweiten Weltkrieges das Heereswaffenamt die Initiative an sich gezogen[5], und als nach der Besetzung Frankreichs 1940 das noch nicht fertiggestellte Pariser Zyklotron in das Uranprojekt integriert wurde, ging auch Dänzer für eine Zeit lang nach Frankreich. Von Kurt Diebner hatte Wolfgang Gentner den Auftrag erhalten, das Zyklotron fertigzustellen, wofür dieser Dänzer als Hochfrequenzspezialisten für eine Neukonstruktion des Senders hinzuzog[6]. Nach der erfolgreichen Fertigstellung des Pariser Zyklotrons wurde Dänzer 1941 in Heidelberg Walther Bothe als Mitarbeiter in der Abteilung für Physik am Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung zugeteilt. Parallel zu seiner Vorlesungstätigkeit in Frankfurt wurde Dänzer von Bothe mit den Vorarbeiten zum Bau eines Betatrons betraut.[7] Im gleichen Jahre heiratete Dänzer die aus Oberschlesien stammende Lehrerin Johanna Brzoska und sie hatten zusammen die Kinder Hermann und Hanne. Im Jahre 1943 wurde Dänzer an der Universität Frankfurt am Main zum außerordentlichen Professor ernannt. Aufgrund der sich verschlechternden Kriegsumstände konnte ein Teil der Arbeiten Dänzers von 1944 nicht mehr gedruckt werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges endete vorübergehend Dänzers Lehrtätigkeit und er widmete sich dem Verfassen des Buches Einführung in die Theoretische Kernphysik. Im Jahre 1948 wurde er als Professor für Experimentalphysik an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz berufen, kehrte allerdings schon 1951 wieder an die Universität Frankfurt auf den Lehrstuhl des Instituts für Angewandte Physik zurück. Neben der noch immer am Institut nötigen Aufbauarbeit aufgrund von Kriegsschäden betreute Dänzer eine große Zahl von Bewerbern aus der Kriegsgeneration bei Diplomarbeiten und Doktorarbeiten. Er genoss einen hervorragenden Ruf als Professor, der seine eigene Begeisterung für die Physik weitergeben und die hohe Schule des physikalischen Denkens vermitteln konnte. Dänzer wurde im Jahre 1971 emeritiert. SchaffenDänzer befasste sich in seiner Laufbahn mit einem weiten Spektrum physikalischer Gebiete. Neben der Kernphysik, Atomphysik und Biophysik zählen dazu auch Akustik, Elektrodynamik und Elektrotechnik. Teilweise zusammen mit Boris Rajewsky beschäftigte Dänzer sich mit biophysikalischen Themen, darunter der biologischen Wirkung ionisierender Strahlung und mit der Diathermie, wofür er z. B. Karl Willy Wagners Theorie der dielektrischen Verluste nutzbar machte und auch die von Abraham Esau und Erwin Schliephake eingeführte Kondensatorfeldmethode. Bei seiner Arbeit auf dem Gebiet der Kernphysik baute Dänzer für Experimente mit künstlichen Kernumwandlungen eine Höchstspannungsanlage auf, die im Frühjahr 1936 bis zu 750 kV mittels Resonanzüberhöhung in einem Reihenschwingkreis erzeugte. Im Jahre 1939 befasste Dänzer sich mit der Relaxation. Als nach der Besetzung Frankreichs 1940 das noch nicht fertiggestellte Zyklotron in den deutschen Einflussbereich kam, wurde dessen Nutzung zu einer wichtigen Aufgabe im deutschen Uranprojekt. Bei der Fertigstellung des Teilchenbeschleunigers leistete Dänzer den notwendigen Bau eines Hochfrequenz-Senders. Vor Kriegsende befasste Dänzer sich u. a. mit dem Strahlenschutz, wofür er speziellen Strahlenschutzbeton entwickelte. Als Dänzer nach Kriegsende nach einem Mainzer Zwischenaufenthalt erneut als Professor an der Universität Frankfurt arbeitete, hatte er unabhängig von Kjell Johnson und William Walkinshaw die Idee und entwarf die Theorie der Linearbeschleuniger in Helix-Struktur und begründete an der Universität die erfolgreiche Arbeit mit Hochfrequenz-Beschleunigerstrukturen. Zu Dänzers Doktoranden gehören Heinz Lueg[8] und Horst Klein. Publikationen
Literatur
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia