Weizenegger studierte von 1987 bis 1992 Industriedesign an der Hochschule der Künste Berlin, unter anderem bei Hans Roericht. Anschließend war er ein Jahr als freier Mitarbeiter bei der Produktentwicklung Roericht in Ulm tätig. 1993 gründete er mit Oliver Vogt das Büro Vogt und Weizenegger in Berlin, das bis 2008 bestand.[2]
Seit 2009 betreibt Weizenegger sein eigenes Atelier HAW. Er arbeitet unter anderem für Marken, wie pulpo, mawa Design, Porcelaingres, Theresienthal, ComTür, OUT (Objekte unserer Tage) und der Porzellanmanufaktur KPM Berlin.
Seit 2003 lehrt er an der Fachhochschule Potsdam, zunächst als Gastprofessor und seit 2005 als Professur für Industriedesign.[2]
Weizenegger war Jurymitglied beim Design Recycling Preis und als Kurator u. a. beim Smart Future Mind Award, der Stadtarbeit der Vienna Designweek, beim DMY-Award 2014 oder dem I-love-Design-Award 2016. 2018 war er Jurymitglied bei der Handwerk + Form im Werkraum Bregenzerwald, Österreich.
Weizenegger ist eines der Gründungsmitglieder des Designmai (2003–2007), der Plattform für Berliner Design, an dessen inhaltlicher Ausrichtung und Organisation er fünf Jahre maßgeblich beteiligt war.[3] 2019 war er gemeinsam mit den Professoren Ineke Hans (UdK Berlin) und Mark Braun (HBKsaar) sowie Katrin Krupka Mitbegründer der German Design Graduates Initiative.[4]
Werk
In der Bürogemeinschaft Vogt und Weizenegger entstand unter anderem das do-it-yourself-Möbelprojekt Blaupause oder der Sinterchair, der in mehreren Sammlungen vertreten ist, wie dem Vitra Design Museum, der Neuen Sammlung in München, dem Museum Marta Herford und dem Palais Schönborn in Wien. 2018 wurde der Stuhl auch als Miniatur in die Sammlung des Vitra Design Museums aufgenommen.[5] Ein bekanntes Projekt ist das von ihnen kuratierte DIM–Die imaginäre Manufaktur in Zusammenarbeit mit der Blindenanstalt Berlin. Hier entstanden neue Produkte mit zahlreichen Designern wie u. a. Konstantin Grcic, Matali Crasset, Marti Guixé und Stephen Burks.[6] Das Designerduo arbeitete für Marken, wie Möve, Authentics, Rosenthal, Häberlein & Mauerer, Intel, WMF/Auerhahn, Sony Music, Viag Interkom, Mandarina Duck, Sigg und der Blindenanstalt von Berlin. Die Hotellobby und Bar vom Ku´Damm 101 aus dem Jahr 2001 gilt als eine der Gestaltungsikonen der 2000er Jahre.
Weizeggers 2009 gegründetes Atelier HAW ist thematisch mit künstlerischen Projekten in Ausstellungen vertreten, mit Digital Couture (2009) in der Appel Design Gallery sowie in Gruppenausstellungen wie Vase vers Vases (2009) in der Designgalerie Helmrinderknecht in Berlin, Nullpunkt (2009)[7] im Marta Herford, im Museum für Angewandte Kunst Köln in Köln mit Isn’t it romantic? (2012).[8] Neben der Produktgestaltung arbeitete Weizenegger auch an interdisziplinären Projekten, wie der Roboterperformance Valse Automatique, die im Kunstraum MADE (2010) aufgeführt wurde.[9]
Eine von Weizeneggers ersten öffentlichen Installationen war 2010 das Projekt Felsenland für den Berliner Technoclub Berghain.[10] Aufsehen und Irritation erregte er mit dem Projekt Hotel Dresden, bei dem er ebenfalls 2010 zusammen mit Manufakturen an der Rekonstruktion eines Jugendstilinventars arbeitete, das in den Räumen der Berliner Kunstgalerie Haubrokshows gezeigt wurde. Neben dem Thema der Narration beschäftigten sich seine Atelierarbeiten mit der Frage der nachhaltigen und subversiven Serienproduktion, wie beim Projekt Merkwürdigkeiten des Sehens, einer umfangreichen Modekollektion für Damen und Herren. 2013 entstand in der Folge die zweite narrative Kollektion Der Prinz von Amundo, die unter anderem geschliffene Kristallglasobjekte der Glasmanufaktur Theresienthal[11] und Seidenteppiche von Rug Star[12] beinhaltet.
2011 kuratierte Weizenegger die Prototypenschau Black Box auf der Messe Qubique in Berlin. 2015 inszenierte er die Ausstellung Die falsche Blume für das Dresdner Kunstgewerbemuseum im Schloss Pillnitz.[13] Im Jahr 2017 veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit Sandra Pravica das Buch Design Kosmos, eine Sammlung seiner ersten zehn Projekte.[14]
Das Kunstgewerbemuseum Berlin widmete Weizenegger 2020 eine von Claudia Banz kuratierte Einzelausstellung. Hierfür entwickelte Weizenegger 24 bühnenbildartige Interventionen, die sich als Skulpturen, Materialkompositionen und Objektinszenierungen wie ein Netz in der Dauerausstellung des Museums entfalteten.
Ausstellungen (Auswahl)
Einzelausstellungen
1996: Design and Identity. Aspects of European Design – Museum of Modern Art Louisiana, Louisiana, Dänemark
1997: Design and Identity – Museum of Decorative Arts and Design, Belgien
1998: Die Imaginäre Manufaktur – Blindenanstalt von Berlin
1998: The Jekyll and Hide Cabinet, mit Andrea Zittel – 1. Berlin Biennale, KW, Berlin
2013: Glaskollektion „Die Pagoden von Amundo“ – Berlin 2.0, S. Bensimon Galerie, Paris
2013: Installation „High tech spin around Theresienthal“ – DMY / Refugium Berlin, Berlin
2014: Glasdosen „Aden“ – Design aus Berlin, Designmeile Berlin, Stilwerk, Berlin
2014: Leuchte „Botanica“ – Gathering von Li Edelkoort, Design Museum Holon, Holon, Israel
2020: Stuhl „Sinterchair“ – Mixed Zone, Dialoge zwischen Kunst und Design – Neues Museum, Nürnberg[17]
2021: Intervention „Die Verwandlung“ – „Nouveautés – Kunstschule und Spitzenindustrie in Plauen“, Kunstgewerbemuseum Dresden, Schloss Pillnitz, Dresden
Auszeichnungen
Die Glasresultate aus Weizeneggers zweijähriger Zusammenarbeit mit der Glasmanufaktur Theresienthal wurden 2013 mit dem 1. Preis für Angewandte Kunst für hervorragende Leistungen zum Thema Glas von der Zeughausmesse Berlin prämiert.[18] 2017 wurde er vom Rat für Formgebung zu dem Best of German Interior Design nominiert.[19] 2017 wurde er vom Rat für Formgebung zu dem „Best of German Interior Design“ nominiert, als einer der 50 renommiertesten deutschen Designer. Die Produktentwicklung „porto – ein Hängeleuchtensystem“ mit dem Brandenburger Leuchtenhersteller mawa design wurde mit dem Designpreis Brandenburg 2021 „Preisträger in der Kategorie Produktdesign“ ausgezeichnet.
Designpreise
1994: Grand Jury des DDC – Designer bewerten Design, Blaupause
1994: Roter Punkt für „Hohe Designqualität“ – D-light, Design Zentrum Nordrhein-Westfalen
1995: Heinz Glas Flakon Wettbewerb – Sonderpreis, Berlin
1996: Roter Punkt für „Hohe Designqualität“ – Infinity, Design Zentrum Nordrhein-Westfalen
1996: Svedex Türenwettbewerb – 2. Preis, München
1999: IF Preis-Industrie Forum Design Pure Glass – Hannover
1999: Roter Punkt für „Hohe Designqualität“ für Pure Glass – Design Zentrum Nordrhein-Westfalen
1999: Roter Punkt für „Hohe Designqualität“ – Monobag – Design Zentrum Nordrhein-Westfalen
1999: Design Plus für Pure Glass, Frankfurt
2000: Form für Pulp, Frankfurt
2000: Award for the best new produkt – New York Home Textil Show – Möve Badaccessoires – New York
2001: IF Preis Hannover für die „going to the beach“ Kollektion von MÖVE, Hannover
2001: Design Plus für Sweetcase – Frankfurt
2002: Roter Punkt für „Hohe Designqualität“ für Four Star – Design Zentrum Nordrhein-Westfalen
2007: Interzum Award 2007 für „Hohe Produktqualität“ – Jungwerk Möbelrollen – Köln
2008: Roter Punkt für „Hohe Designqualität“ – Jungwerk Möbelrollen – Design Zentrum Nordrhein-Westfalen
2014: Pagoden von Amundo – Frankfurt
German Design Award – Special Mention
2013: Zeughaus Messe – Modern Craft – Erster Preis für Angewandte Kunst 2013 für hervorragende Leistungen im Thema GLAS – Berlin
2021: Design Brandenburg 2021 – Preisträger in der Kategorie Produktdesign – porto Leuchtensystem, eine Produktentwicklung mit mawa design
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Georg C. Bertsch: Vogt + Weizenegger. In: Domus, No.793, Mai 1997
Marion Godau, Bernd Polster: Design Directory Germany. Pavilion, London 2000, ISBN 1-86205-333-2.
Mel Byars: Guerrillas in Our Midst: Oliver Vogt and Hermann. In: I.D. (Magazin), Januar–Februar 2001.
Vogt, Oliver; Weizenegger, Hermann. In: Mel Byars, The Design Encyclopedia. The Museum of Modern Art, New York 2004, ISBN 0-87070-012-X.
Christian Wurster (Hrsg.): V + W Privatbuch. Ein Buch über Vogt und Weizenegger. Berlin 2005, ISBN 3-00-015966-5.
V + W Design Matrix: Marta Herford. Hatje Cantz, Ostfildern 2006, ISBN 3-7757-1813-3.
Andrea Mehlhose, Martin Wellner (Hrsg.): Modern Möbel, 150 Jahre Design. h.f. ullmann, Potsdam 2009, ISBN 3-8480-0029-6.
Mateo Kries, Christoph Thun-Hohenstein (Hrsg.): Hello Robot! Design zwischen Mensch und Maschine. Ausstellungskatalog des MAK und des Vitra Design Museum, Weil am Rhein 2017, ISBN 3-945852-10-2.
Atmoism. Gestaltete Atmosphären. Ausstellungskatalog. Verlag für Moderne Kunst, Wien 2020, ISBN 978-3-903320-97-0.
↑Mixed Zone Dialoge zwischen Kunst und Design 2020*20 – Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Neuen Museums. Begleitheft. Neues Museum Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg, S.20, 25–26 (nmn.de [PDF; 3,4MB; abgerufen am 6. Februar 2022]).