Heris (Teppich)Der Heris, auch Bagschaich oder, meist in der englischen Literatur, Gorewan genannt, ist ein Teppich, der im nordwestpersischen Bagschaich-Gebiet (Provinz Ost-Aserbaidschan) in und um die namengebende Stadt Heris geknüpft wird. Teppiche werden im Heris-Gebiet seit Beginn des 19. Jahrhunderts hergestellt.[1] Heris-Teppiche gelten als äußerst strapazierfähig und sind bekannt für hohe Wollqualität, Verschleißfestigkeit und Dauerhaftigkeit. Zumeist werden sie für die Auskleidung von Fluren und Esszimmern genutzt.[2] Regelmäßig tauchen sie als in großzügigem Stil gemusterte Teppiche und Brücken in kleinen bis mittelgroßen Formaten auf. Alte Heris-Typen weisen langgestreckte Kellei-Formate auf, die sich aufgrund ihrer ungeschichteten Kettfäden eher dünn anfühlen. Höhere Qualitäten sind durch alternierend geschichtete Kettfäden so dicht geknüpft, dass sie in ihrer Struktur den dichten und festen kurdischen Bidschar-Teppichen ähneln. Jüngere Heris-Teppiche sind oft annähernd quadratisch und zumeist hochflorig. Die flächenhaften Muster sind in weichgetönten pflanzlichen Farben gehalten. Im Zentrum sitzt zumeist ein großflächiges, rektilineares Medaillon mit betonten Eckpartien. Musterrapporte mit großzügigen, geometrischen floralen Ornamenten kommen ebenfalls vor. Der Grund ist in dunklem Ziegel- bis leuchtendem Hellrot gehalten, gelegentlich weiß, eher selten blau; die weißen Ecken kontrastieren kräftig. Die Musterteile sind in leuchtenden Farben gehalten.[3] Heris-Teppiche wurden früher auf wollenem, seit Anfang des 20. Jahrhunderts auf baumwollenem Grundgewebe mit zumeist doppeltem Schussfaden und einer Knotendichte zwischen 80.000 und 160.000 Knoten pro Quadratmeter geknüpft. Traditionell werden symmetrische („türkische“) Knoten geknüpft.[1] GeschichteUnter drei Herrschern der persischen Kadscharen-Dynastie, namentlich Fath Ali Schah, Nāser ad-Din Schah und Mozaffar ad-Din Schah wurden alte Traditionen der persischen Monarchie wiederbelebt, wozu auch die des Teppichknüpfens zählte. Ab etwa 1885 weiteten Teppichknüpfer von Täbris, das etwa 60 km von Heris entfernt liegt, ihre Manufakturbetriebe aus und begründeten die moderne persische Teppichknüpferei. Zeitgleich wurden Teppiche in großer Anzahl nach Europa exportiert. Der europäische Markt diktierte dabei die Gestaltungsformen. Einerseits sollten die Teppichformate breiter und kürzer fabriziert werden, andererseits das klassische „Lechek Torūnj“-Muster (Medaillon-und-Ecken) aufweisen, das zu dieser Zeit in Täbris verbreitet war. A. Cecil Edwards, Autor einer klassischen Monografie über den persischen Teppich, geht davon aus, dass Knüpfereien in Täbris die Herstellung derartiger Teppiche in den Dörfern des Heris-Gebiets in Auftrag gaben. Die Heris-Knüpfer übernahmen zwar Format und Muster, behielten aber ihre Knüpf- und Mustertraditionen bei. Da sich eine Knüpfung mit symmetrischen Knoten eher für rektilineare Muster anbietet, veränderte sich das klassisch kurvilineare Muster der Täbris-Teppiche hin zu den heute bekannten Heris-Mustern.[1] Historische Knüpfregionen im Heris-GebietEdwards identifizierte drei Regionen im Heris-Gebiet, deren historische Produktion sich in Knüpfweise, Muster und Farben unterschied:[1]
Alte Heris-Teppiche werden heute im Handel gerne als „Serapi“ bezeichnet, auch wenn sie keine der typischen Merkmale des Sarāb-Distrikts aufweisen. Authentische Serapi-Teppiche sind deutlich teurer sind als andere Teppiche der Heris-Region.[3] Moderne ProduktionIn der heutigen Produktion werden folgende Provenienzen unterschieden: Heris-Ahar, Heris-Gorawan, Heris-Mehrawan und Heris-Yorgaghan. Unter diesen sind die „Mehrawan“- und „Ahar“-Teppiche am dichtesten geknüpft. Teppiche mit einem mehr kurvilinearen Medaillon werden ebenfalls als „Ahar“ bezeichnet. Die modernen Begriffe beschreiben eher Qualitätsunterschiede als den genauen Ort der Herstellung. Seit den 1990er Jahren werden vermehrt auch wieder Naturfarben verwendet.[3] Literatur
Einzelnachweise
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