Henry Anglade wuchs in Lyon auf. Ein Schulkamerad, der später berühmte Schriftsteller Albert Camus, lud ihn zu Radtouren ein.[2] Schnell fand Anglade heraus, dass seine Sportkameraden ihm nicht folgen konnten, und er trat dem ältesten Lyoner Radsportverein „Vélo Griffon“ bei.[3]
Im Jahre 1956 wurde Anglade zunächst Unabhängiger, im selben Jahr aber auch Radprofi und brach dafür sein Ingenieurstudium ab. Sein größter Erfolg war der zweite Platz bei der Tour de France 1959 hinter Federico Bahamontes, vor Jacques Anquetil und Roger Rivière. Dabei wurde er Opfer von rivalisierenden Parteien innerhalb der französischen Mannschaft, die ihn nicht unterstützte.[4] Im selben Jahr wurde er ebenfalls Zweiter in der Tour de Suisse. Bei der Tour im Jahre 1960 trug er zwei Tage lang das Gelbe Trikot. 1963 sowie 1965 wurde er Vierter der Tour. 1959 gewann Anglade zudem das Critérium du Dauphiné Libéré und wurde französischer Straßenmeister, 1965 errang er den nationalen Titel erneut.
Anglade galt als nicht sonderlich starker Fahrer, aber als brillanter Taktiker. Er war eloquent und geschickt im Umgang mit Journalisten. Die anderen Rennfahrer hingegen lehnten ihn wegen seiner „Rechthaberei“ ab und nannten ihn deshalb und wegen seiner zierlichen Statur „Napoleon“.[5]
Während der Tour de France im Jahr 1960 war Henry Anglade mit Strychnin gedopt, und es ging ihm gesundheitlich schlecht. Das Strychnin soll ihm ohne sein Wissen von seinem Pfleger verabreicht worden sein. Später gestand er, sich über mehrere Jahre mit Amphetaminen gedopt zu haben.[6]
1966 stürzte Anglade in Führung liegend bei einem Kriterium in Montélimar schwer[7] und trat vom aktiven Radsport zurück.
Berufliches
Nach seiner Radsportkarriere nahm er zunächst eine Tätigkeit bei der Schreibmaschinenfirma Olympia auf.[8]