Henning KraußHenning Krauß oder Henning Krauss (* 21. Oktober 1943 in Neunkirchen (Saar)) ist ein deutscher Romanist. LebenHenning Krauß studierte von 1963 bis 1967 Romanistik und Germanistik in Heidelberg und Grenoble. Ab 1967/1968 vertrat er eine akademische Ratsstelle, wurde 1969 als Assistent von Erich Köhler mit einer Dissertation über Jean-Paul Sartre in Heidelberg promoviert und habilitierte sich 1974 mit einer Arbeit zur frankoitalienischen Heldenepik in Freiburg im Breisgau. Die Universität Augsburg berief ihn 1975 auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung des Französischen. 1981 lehnte er einen Ruf nach Frankfurt/Main ab. Seine 1992 ins Rumänische übersetzten Aufsätze zu Résistance und Collaboration im Frankreich der 1940er Jahre trafen wegen der relativen Vergleichbarkeit der Situationen und des begrenzten Publikationsmarkts auf großes Interesse und führten zu Einladungen in das rumänische Parlament und in den Schriftstellerverband sowie zu den Ehrendoktorwürden der Universitäten Iași und Galați. 2009 wurde Henning Krauß emeritiert.[1] ArbeitsschwerpunkteKrauß’ wissenschaftliche Arbeiten gehen in ihren wesentlichen Teilen von einer von der Rezeptionsästhetik informierten Literatursoziologie aus, die das Kunstwerk sowohl als Produkt und Zeugnis der gesellschaftlichen Entwicklung wie als auf diese einwirkende Kraft versteht und es als Moment einer Geschichte ästhetischer Erfahrung und ästhetischer Kommunikation zu begreifen sucht. In dieser Perspektive ist auch die ästhetische Dimension eine historische, in Produktion wie in Rezeption, und auch sie kann eines ideologiekritischen Standorts nicht entraten, auf welchem die Relativität des eigenen Bewusstseins mitreflektiert wird. Dementsprechend nahm ein achtsemestriger Vorlesungszyklus zur französischen und italienischen Literatur eine zentrale Stellung in seiner Lehrtätigkeit ein. Krauß verfasste zahlreiche Aufsätze zu Methodenfragen und zur französischen und italienischen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Seine eigenen Arbeiten werden flankiert von Herausgebertätigkeiten. HerausgebertätigkeitenIn der Zeit heftiger Methodendiskussionen gründete er 1977 mit Erich Köhler und anderen die Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte / Cahiers d‘Histoire des Littératures Romanes, die er bis heute herausgibt. Zur Vertiefung der akademischen Lehre gab er zusammen mit Dietmar Rieger seine Vorlesungen zur Geschichte der Französischen Literatur in elf Bänden heraus. Von 1996 bis 2006 edierte er die Reihe Stauffenburg Interpretation / Französische Literatur, in der lehrerfahrene Wissenschaftler einen Grundbestand von Werken der französischen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart vorstellen. Wirken an der Universität AugsburgHenning Krauß war zehn Jahre lang Auslandsbeauftragter der Universität Augsburg und gründete und leitete den Internationalen Ferienkurs. Er rief 1977 das Programm Gastpoeten an der Uni Augsburg (u. a. mit Jurek Becker, Michel Butor, Alain Robbe-Grillet und Mircea Dinescu) ins Leben und verantwortete die Vorlesungsreihe Folgen der Französischen Revolution. 1990 übernahm Krauß die Aufgabe des Rumänienbeauftragten, leitete mit Ioan Constantinescu die Universitätspartnerschaft Augsburg/Iași ein und veranstaltete 1991 eine Rumänische Woche mit Parlamentariern, Wirtschaftsvertretern, Künstlern und Wissenschaftlern. Hochschulpolitisches EngagementVon 1987 bis 1989 war Krauß Vorsitzender des Deutschen Romanistenverbands (DRV) und veranstaltete mit dem Anglisten- und Germanistenverband die Tagung ANGERO, deren Ziel es war, die Leistungsfähigkeit der Geisteswissenschaften in einer Zeit unter Beweis zu stellen, in der die Fortschritte und Risiken der Naturwissenschaften unter dem Eindruck der Tschernobyl-Katastrophe breit diskutiert wurden. Seit 1995 ist Henning Krauß correspondant étranger der Société d‘Histoire Littéraire de la France. Von 2002 bis 2008 präsidierte Krauß dem Frankoromanistenverband (FRV/AFRA). Im Mittelpunkt der Aktivitäten stand der Kampf gegen Seminar-Schließungen und Stellenstreichungen. Der Verband engagierte sich für die von der Politik nicht geleistete Förderung der Französischkenntnisse auf allen Ausbildungsebenen. Im Zuge von Krauß’ Vorsitz des FRV führte die Société d‘Histoire Littéraire de la France in Freiburg die erste Auslandssitzung in ihrer über hundertjährigen Geschichte durch. Auszeichnungen
Veröffentlichungen (Auswahl)
Literatur
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia