Heinrichs Livländische ChronikHeinrichs Livländische Chronik (lateinisch Heinrici Cronicon Lyvoniae) ist ein in lateinischer Sprache verfasster Text, der historische Ereignisse in Livland zwischen 1180 und 1227 aufzeichnete. Autor des Werkes war der Priester Heinrich von Lettland (lateinisch Henricus de Lettis). Wenn man von einigen Passagen der Nestor zugeschriebenen Kiewer Chronik des zwölften Jahrhunderts absieht, handelt es sich um die älteste bekannte Schriftquelle für diese Region. Für viele Episoden in der Frühphase der Christianisierung des östlichen Baltikums ist Heinrichs Chronik der wichtigste erhaltene Nachweis neben der Livländischen Reimchronik und der Chronik von Nowgorod. HintergrundDer Aufruf von Papst Innozenz III. zu neuen Kreuzzügen führte nicht allein zum verhängnisvollen Vierten Kreuzzug, in dessen Verlauf 1204 Konstantinopel eingenommen und geplündert wurde, sondern auch zu einer Folge von Kreuzzügen im Nordosten Europas (Nordische Kreuzzüge), die, obgleich sie im westlichen Geschichtsbewusstsein weniger Niederschlag gefunden haben, auf Dauer erfolgreicher waren. Vor diesen Kampagnen war Livland eine von heidnischen Bauern besiedelte Gegend, wo sich Händler der Hanse mit denen aus Nowgorod trafen und wo sich Handel, Kultur und religiöse Einflüsse deutscher, russischer und skandinavischer Provenienz mischten. Skandinavische Herrscher und Deutsche Ritterorden unterwarfen das Land unter Beteiligung des Klerus ihrer Herrschaft und dem christlichen Glauben. InhaltHeinrichs Livländische Chronik liefert einen zeitgenössischen Augenzeugenbericht der Ereignisse und tut dies auf eine beeindruckend menschliche Weise. Sie zeichnet nicht nur die militärischen Unternehmungen dieser turbulenten Zeit auf, sondern vermittelt auch die zwiespältige Haltung des Chronisten, angesichts der komplizierten Interessensdurchmischung von religiösen Motiven und politischen Zielen. Darin übertrifft sie den Wert der Livländischen Reimchronik, die hauptsächlich als patriotisches Ruhmlied und zur Unterhaltung an den christlichen Höfen geschrieben wurde. Die Chronik besteht aus vier Teilen.
Das Originalmanuskript der Chronik ist nicht erhalten. Es gibt sechzehn Abschriften, die zwischen dem dreizehnten und dem neunzehnten Jahrhundert gefertigt wurden. Die älteste Abschrift, der Codex Zamoscianus, entstand am Ende des dreizehnten Jahrhunderts auf Pergament. Der Codex Zamoscianus ist unvollständig und bricht nach dem 23. Kapitel ab.[1] Er ist nach der Familie Zamoyski benannt, in deren Bibliothek der Codex aufgefunden wurde.[2] Heute wird er in der Warschauer Biblioteka Narodowa aufbewahrt. ZweckHeinrich von Livland hat seine Chronik vom geistlichen Standpunkt aus geschrieben, nach dem die Geschichte der Kirche die bestimmende Geschichte Livlands sei. Möglicherweise war sie ursprünglich als Bericht an den päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena gedacht, dem er von 1225 bis 1227 als Übersetzer diente. Der Legat, einer der fähigsten Diplomaten des Heiligen Stuhls, hielt sich in Livland auf, um in einem kircheninternen Streit um Gebietsansprüche zwischen dem Schwertbrüderorden und den katholischen Bischöfen zu vermitteln. Literatur
Weblinks
Fußnoten
|