Heinrich Claus war der Sohn eines Tischlermeisters aus dem sächsischen Halberstadt. Er machte offenbar eine Ausbildung zum Architekten, doch wann und wo ist nicht bekannt. Jedenfalls ist er 1864 bei seiner ersten Nennung in Wien im Adressbuch Lehmann als Architekt geführt. Claus arbeitete zunächst als Chefzeichner im Architekturbüro von Carl Tietz, wo er Josef Gross kennenlernte. Die beiden bildeten von 1874 bis 1883 eine Bürogemeinschaft, wobei sie das Atelier des verstorbenen Tietz weitgehend übernahmen. Von 1884 bis 1888 arbeitete Claus dann in einer Bürogemeinschaft mit Moritz Hinträger.
Claus war seit 1866 verheiratet und hatte mehrere Kinder. Er starb im 58. Lebensjahr an einer Bauchfellentzündung und wurde auf dem Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf beigesetzt. Da er seine Schwiegersöhne abgelehnt hatte, entstanden jahrelange Auseinandersetzungen über seinen nicht unbeträchtlichen Nachlass. Für seine unmündigen Kinder wurde sein Partner Moritz Hinträger als Vormund eingesetzt.
Werk
Heinrich Claus war ein Vertreter des Historismus, der vorwiegend Formen der Neorenaissance verwendete. Zusammen mit seinem Partner Josef Gross errichtete er zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser sowie Hotels, die dem Repräsentationsbedürfnis des Bürgertums entsprachen. Im Bereich der Dekorationselemente waren die beiden äußerst einfallsreich. In dieser Bürogemeinschaft war Claus vor allem für die künstlerische Gestaltung der Bauprojekte zuständig. Bei seiner späteren Partnerschaft mit Moritz Hinträger war Claus vorwiegend außerhalb von Wien tätig. Daneben war Heinrich Claus auch als Kunstgewerbler tätig und stellte Kronleuchter, Gitter und Tafelaufsätze her, die bei der Weltausstellung 1873 gezeigt wurden.
Innenraumgestaltung Großer Saal, Grand Hotel, Kärntner Ring 9–13, Wien 1 (1871), erbaut von Carl Tietz
Hotel Donau, Nordbahnstraße 50, Wien 2 (1872), gemeinsam mit Josef Gross (ÖBB Infrastruktur AG, davor Bundesbahndirektion), unter Denkmalschutz
Römisches Bad, Kleine Stadtgutgasse 9 / Holzhausergasse 4–6, Wien 2 (1872), gemeinsam mit Josef Gross (im Zweiten Weltkrieg zum Teil zerstört, verändert als Bürogebäude wieder aufgebaut, die noch erhaltenen Säulenhallen werden derzeit als Lagerräume genutzt)
Miethaus Pollak, Kolingasse 16 / Peregringasse 3, Wien 9 (1872), gemeinsam mit Josef Gross, beschränkter Wettbewerb; 1945 zerstört
Wohnhaus M. Faber, Schwindgasse 5, Wien 4 (1873), gemeinsam mit Josef Gross, unter Denkmalschutz
Haus C. Sarg, Schwindgasse 7, Wien 4 (1873), gemeinsam mit Josef Gross, unter Denkmalschutz
Administrations- und Wohngebäude der k.k. priv. I. Siebenbürger Eisenbahn-Gesellschaft, Pest, Rudolfs-Quai / Arpad-Gasse (um 1873), gemeinsam mit Moritz Hinträger