Hedwig Lohß, verheiratet Hedwig Staiger-Lohß (* 4. März1892 in Stuttgart; † 12. Februar1986 ebenda) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie verfasste von 1920 bis 1976 zahlreiche Bücher, hauptsächlich Tier-, Kinder- und Jugendbücher, die zu ihrer Zeit sehr beliebt und erfolgreich waren. Heute sind ihre Werke vergriffen, und die Schriftstellerin selbst ist fast vergessen.
Hedwig Lohß zeichnete sich durch eine große Tierliebe aus. In ihrem Haus hielt sie beständig Hunde, Katzen und andere Kleinsäuger, aber auch Vögel, Kriechtiere und Amphibien. Ihre Mitmenschen schätzten sie als „Tiermutter“, die hilflose Tiere wieder aufpäppelte. Die Beobachtung ihrer Haustiere bildete die Grundlage für ihre Tierschilderungen.
Hedwig Lohß war jüngstes von fünf Kindern. Ihr Vater Wilhelm Lohß (1845 bis etwa 1925) stammte aus einer Kaufmannsfamilie in Welzheim und war Angestellter, ab 1906 Prokurist bei dem Bankhaus Stahl & Federer in Stuttgart.[1] Ihre Mutter stammte aus Sulzbach am Kocher und war Tochter eines Forstmeisters.
Die Familie Lohß wohnte in der Calwer Straße 24, in einem der beiden Häuser, in denen das Bankhaus Stahl & Federer residierte. Als das „schöne alte Patrizierhaus“[2] einem Neubau weichen musste, mietete die Familie 1909 eine Wohnung in der Calwer Straße 15.[3]
Ausbildung
Von 1898 bis 1908 besuchte Hedwig Lohß das Katharinenstift, eine zehnklassige höhere Mädchenschule in Stuttgart, anfangs noch in der Friedrichstraße 34, ab 1903 in dem heutigen Gebäude in der Schillerstraße 5. In ihren Lebenserinnerungen Durchs Guckfenster schrieb sie 1972:[4]
„Es hat mir gerade noch gereicht, die erste Schulzeit im ‚Alten Kathrinenstift’ zu verbringen. Somit sind meine Kinderfüße vier Jahre lang historische Treppen und Gänge hinauf- und hinuntergesprungen und im Schulhof über zwar recht holperiges, aber ebenfalls altehrwürdiges Pflaster gelaufen.“
Über ihre Tätigkeit in den ersten Jahren nach dem Abschluss der Schule ist nichts bekannt. Jahre später hatte die „Tiernärrin“[5] „die vermessene Idee, ‚Zoologin’ zu werden“, wie sie in ihren Erinnerungen Kreuz und quer durch acht Jahrzehnte von 1976 schreibt.[6] Im Wintersemester 1916/1917 begann sie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim das Studium der Zoologie. Diese Angabe ist durch einen Aufsatz ihres Professors Heinrich Ernst Ziegler von 1920 bezeugt, in ihrem Erinnerungsbuch gibt sie jedoch an, dass sie erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Studium begonnen habe.[7] Wann und warum sie das Studium aufgab, ist nicht bekannt.
Tierliebe
Hedwigs Eltern kamen beide aus ländlich geprägten Gegenden und liebten die Natur, die sie in Stuttgart entbehren mussten. Die Mutter war eine Tiernärrin wie ihre Tochter, und in den Mietwohnungen in der Calwer Straße wimmelte es von Haustieren. Drei Jahre lang konnte die Familie im Sommer aus der Enge ihrer Stadtwohnung in einen Pachtgarten auf der Gänsheide entfliehen, bis das Gebiet zu Baugrund umgewidmet wurde.[8]
Hedwig Lohß war eine christlich gesinnte, mitfühlende Frau. Sie liebte Menschen – und Tiere, die sie fast als gleichberechtigte Lebewesen ansah. Sie war in der Nachbarschaft als jederzeit hilfsbereite „Tiermutter“ bekannt. Obwohl sie schon als Kind immer wieder ein paar Tierchen in ihrer Obhut hatte (Meerschweinchen, Fische, Eidechsen, Hase, Katze, Igel), war doch ihr heißester Kinderwunsch ein Hund. Ihr Motto war, wie sie sagte, der Ausspruch von Friedrich Theodor Vischer:
„Ohne Hund wär’s doch nix auf der Welt!“
Jedoch auch ihre dringlichsten Weihnachtswunschzettel konnten die Eltern nicht erweichen.[9] Schließlich kam doch ein Hund in die Familie, Flock, ein weißer Foxterrier. Als dieser nach einem Jahr abgegeben werden musste, schloss sie sich an Leo an, der in ihrem Elternhaus als Wachhund des Vermieters lebte. Der schwarze Rottweiler beglückte das junge Mädchen ein paar Jahre lang, bevor er zum Opfer eines Hundeschlächters wurde. Flock und Leo folgte der Sepp, ein Boxer, der um 1909 als kleines Baby in Hedwigs Obhut kam.[10] Nach dem Zweiten Weltkrieg war ihr der Rauhaardackel Bastel für 12 Jahre lang ein guter Kamerad.[11]
Autorin
Bevor Hedwig Lohß als Schriftstellerin an die Öffentlichkeit trat, veröffentlichte sie von 1914 bis 1917 in dem Schwäbischen Bilderblatt etwa 30 Fotografien mit Kinder- und Tiermotiven, Reisefotos und Schnappschüsse von der „Heimatfront“ (siehe #Fotografie). 1920 kam ihr erstes Buch heraus, Die Arche Noah, in der sie ihre Erlebnisse mit ihren Haustieren schilderte. Es folgten, meist Jahr für Jahr, ein oder mehrere Bücher und kleine Erzählungen, nicht nur Tierbücher, sondern auch Kinder- und Jugenderzählungen, Kindersachbücher, Märchen, Sagen und Legenden. Nur im Zweiten Weltkrieg pausierte sie einige Jahre.
Von 1926 bis 1933 lieferte Hedwig Lohß 35 Beiträge für die Zeitschrift Der Schwäbische Jugendfreund, eine Wochenbeilage der Württemberger Zeitung. Dazu gehörten Tier-, Kinder- und Jugenderzählungen, Gedichte und Spielszenen. Es ist nicht bekannt, ob sie auch vor und nach dieser Zeit Mitarbeiterin von Zeitschriften war.
Heirat
Um 1922 heiratete Hedwig Lohß den Architekten Alfred Staiger (1893–1962),[12] der von 1920 bis 1922 in Stuttgart studiert hatte. Hedwig Lohß nahm den Ehenamen Staiger-Lohß an, als Schriftstellerin verwendete sie weiterhin ihren Mädchennamen. Das Ehepaar wohnte zusammen mit Hedwigs Vater, der um 1925 starb (die Mutter war wohl schon früher gestorben), in der Calwerstraße 15. 1930 baute das Ehepaar ein bescheidenes Haus im Straußweg 37 auf der Gänsheide in Stuttgart. Das Haus war eine zweistöckige Doppelhaushälfte mit etwa 100 Quadratmetern Grundfläche auf einem Grundstück von etwa 5 Ar.
Auch heute noch liegt das Haus in ruhiger Lage im Grünen, nur erreichbar durch eine schmale Sackgasse. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, der älteste Sohn Gottfried „Götz“ Staiger (1923–1999),[13] die Tochter Christel (* um 1923) und der Sohn Uli (* um 1931).[14]
Lebensabend
Bevor ihr letztes Lebensjahrzehnt anbrach, veröffentlichte Hedwig Lohß in den 1970er-Jahren noch drei Bücher mit Lebenserinnerungen. Auch an der tatkräftigen Frau gingen die Jahre nicht spurlos vorbei. Als sie schon über 70 Jahre alt war und wieder einmal Kinder hilflose Tiere zu ihr brachten, die sie retten sollte, sagte sie zu ihnen:[15]
„Ja, die Frau mit den Tieren, die bin ich schon! Aber seht einmal, liebe Kinder, ich bin nun alt geworden, über siebzig Jahre! Ich habe, trotz meines Alters, immer noch eine Menge zu tun und muß mich plagen und mühen, daß ich mit allem, was jeder Tag an Arbeit mit sich bringt, fertig werde!“
Mit 84 Jahren zog sie sich aus dem Leben als Schriftstellerin zurück. Sie konnte auf ein Lebenswerk von etwa 40 Büchern und 30 kleineren Werken zurückblicken.
Hedwig Lohß starb am 12. Februar 1986 im Alter von fast 94 Jahren in Stuttgart. Sie wurde auf dem Waldfriedhof Stuttgart in Abteilung 5e begraben. In dem Familiengrab liegen auch ihr Mann Alfred Staiger und ihr Sohn Gottfried Staiger.
Hedwig Lohß war Hausfrau und Mutter gewesen, Tierpflegerin, Gärtnerin, Fotografin und nicht zuletzt Schriftstellerin. Als 82-Jährige hatte sie einmal halb scherzhaft die Summe ihres Lebens gezogen:[16]
„O, die schlampige Hausfrau, die so oft am Schreibtisch saß oder mit dem Fotoapparat auf Tierfang ging oder bei den Eidechsen im Garten hockte, statt ihre Schränke sauber aufzuräumen und abzuschließen …“
Obwohl sie mit ihren Geschichten eine Unzahl von jungen und älteren Lesern erfreute, sind ihre Bücher heute vergriffen. Auch sie selbst ist fast vergessen. Bisher erschien keine Monographie, nicht einmal ein Aufsatz, der sich mit ihrem Leben und Werk befasst.
Familie
In Stuttgart wohnte auch ein Bruder von Hedwigs Vater, Eduard Lohß, der einen Großhandel für Goldwaren und Uhrketten betrieb. Ein anderer Bruder, Ernst Julius Lohß, den die Familie öfter besuchte, wohnte in Beutelsbach.
Die beiden Brüder von Hedwig waren 8 bzw. 20 Jahre älter als sie. Eine ihrer beiden Schwestern war die fast 10 Jahre ältere Gretel Schulte geb. Lohß (1883–1953). Sie besuchte ab 1889 das Katharinenstift und absolvierte von 1899 bis 1901 den zweijährigen Lehrgang des Höheren Lehrerinnenseminars an dem Stift. Anschließend nahm sie eine Stelle als Hauslehrerin einer deutschen Familie in Spanien an und heiratete 1905 den Kaufmann Hans Schulte. Sie starb 1953 in Argentinien, wo sie die letzten vier Jahre ihres Lebens mit ihrer Familie gelebt hatte.[17]
Ehrung
In Stuttgart-Stammheim ist im Neubaugebiet Langenäcker-Wiesert eine Straße nach Hedwig-Lohß benannt.[18]
Ihre Tierschilderungen und Erzählungen zeugen von ihrer Beobachtung von Menschen und Tieren. Ihr „Anschauungsmaterial“ waren ihre Haustiere und ihre eigenen Kinder, mit denen sie wohl die Wirkung ihrer Erzählungen und ihre Spiel- und Bastelanleitungen erprobte.
Hedwig Lohß besticht durch ihre charmante Erzählweise. Spannend und erfrischend lässt sie den Leser teilhaben am Leben mit ihren Tieren. Ihre Tierschilderungen wirken nie oberlehrerhaft, sondern strahlen ihre Tierliebe und das eigene Erleben wieder. Ihre Kinder- und Jugenderzählungen sind einfühlend und glaubhaft, auch wenn die Autorin manchmal ein klein wenig Herrgott spielt, um eine glückhafte Wendung herbeizuführen.[19] Sie bezieht die Leser mit ein, wenn sie sich mitten in einer Erzählung an jene wendet, zum Beispiel: „Lacht meinetwegen, wenn ihr wollt“ oder „Habt ihr so etwas Schönes schon einmal erlebt?“[20] Auch kann sie mitten im Erzählfluss das Wort an einen ihrer gestorbenen Hunde richten:[21]
„Es tut gut, von dir zu sprechen, dich ganz so, wie du warst, wieder lebendig werden zu lassen. An die vielen schönen Stunden zu denken, in denen du neben mir hergesprungen bist auf deinen wackeren, zuverlässigen krummen Pfoten, zwölf Jahre lang.“
Sie scheut sich nicht, auch ganze Sätze auf Schwäbisch in ihre Erzählungen einzuflechten, obwohl viele ihrer Leser diese Mundart wohl nicht verstehen. Und immer wieder kommen alte, kaum mehr bekannte Ausdrücke vor, etwa „marfelweiß“ und „pfludern“, oder schwäbische Spezialausdrücke, etwa „hehlingen“ und „vergraten“. Manchmal, wenn’s gar zu happig kommt, fügt sie auch eine Erklärung hinzu, etwa: „‚Dawald’ – was Tannwald heißen soll“.[22] Als Schwäbin nutzt sie auch gerne das Stilmittel der Verniedlichung, zumal sie kindliche Leser dabei im Auge hat, etwa: „Das Mäuslein hat ein weiches graues Fellchen und kluge schwarze Äuglein“. Der oft menschliche Blick auf die Tiere führte sie zu Wendungen wie „eine hübsche bunte Taubendame“ oder „unverheiratete Taubendamen“, „Hundeliebespaar“ oder „Hundemännerwelt“.
Werkverzeichnis
Bücher
Die Liste von Hedwig Lohß’ Büchern enthält nur die Erstausgaben.
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Legende
[Jahr]
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Ort
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Verlag
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Jahr
Werk
Ort
Verlag
Illustration
Seiten- zahl
[1920]
Die Arche Noah: Geschichten für große und kleine Leute, die Tiere lieb haben.
Stuttgart
Perthes
Josef Mauder
113
[1922]
Hans Martin und sein Dorle: Die Geschichte einer Kinderfreundschaft.
Gotha
Perthes
Peter Staiger
142
1924
Aus des lieben Gottes Buch: Märchen und Legenden.
Stuttgart
Perthes
Georg Fischer
90
[1925]
Peterles Pate: Ein Märchen vom Wald und von allem, was drin lebt und webt.
Stuttgart
Perthes
165
[1925]
Gute Fahrt. Sonntagsgedanken, Band 7, herausgegeben von Hedwig Lohß.
Stuttgart
Verlag des Evangelischen Volksbundes
Erika Hansen
48
1926
Das Wunderbuch für unsere Kleinen: Die erste Einführung in Welt und Weltall.
Stuttgart
Perthes
Eugen Oßwald
223
[1928]
Träumerle: Die Hofbäuerin; zwei Erzählungen für junge Mädchen.
Stuttgart
Union
143
1928
Das Wunderbuch Zoologischer Garten für unsere Kleinen: Die erste Einführung in die Tierwelt.
Stuttgart
Perthes
Eugen Oßwald
204
[1928]
Zeichenspiele mit Versen für die Kleinen.
Ravensburg
O. Maier
32
[1929]
Ursels Abenteuer: Erzählungen für die Jugend.
Stuttgart
Union
H. R. Pfeiffer
171
1930
Das Wunderbuch der Kinderspiele: Ein Geschichten-, Spiel- und Bastelbuch. Mit einem Verwandlungsbuch.
Stuttgart
Perthes
R. Herdtle Anne Haarer Erika Hansen
216
1931
Womba die Schildkröte: Eine Geschichte aus Urwald und Kleinstadt.
Weihnachtsmärchen. Ein Weihnachtsspiel für Kinder.
Der Schwäbische Jugendfreund
189-191
1927
Vom Schnee und vom Schneeglöckchen.
Der Schwäbische Jugendfreund
23
1927
Die Eule.
Der Schwäbische Jugendfreund
37-39, 41-42
1927
Fritz Braun, der Maikäfer.
Der Schwäbische Jugendfreund
75
1927
Der Himmelfahrtsausflu.
Der Schwäbische Jugendfreund
83
1927
Das geizige Büblein.
Der Schwäbische Jugendfreund
99-100
1927
Weihnachtsahnung.
Der Schwäbische Jugendfreund
200
1927
Störung.
Der Schwabenspiegel
367-368
1927
Der harte Weg.
Der Schwabenspiegel
404
1927
Die Hirten.
Der Schwabenspiegel
406
1927
Meinungsverschiedenheiten.
Der Schwäbische Hausfreund
180
1928
Kreuzschnabellegende.
Der Schwäbische Jugendfreund
53-54,59
1929
Eine Ostergeschichte.
Der Schwäbische Jugendfreund
49-50
1929
Die Sage von Gryllos.
Der Schwäbische Jugendfreund
115
1929
Königin der Nacht.
Der Schwabenspiegel
10
1929
Reisezeit.
Der Schwabenspiegel
208
1930
Ein fröhlicher Kosttisch.
Der Schwäbische Jugendfreund
27-28
1930
Unsere Schildkröte.
Der Schwäbische Jugendfreund
118-119
1930
Wie der Davidle einen Bruder fand. Weihnachtserzählung.
Der Schwäbische Jugendfreund
201-202, 205-206
1931
Die Prüfung der Zehn B.
Der Schwäbische Jugendfreund
1-2, 5-7
1931
Joko. Eine seltsame Geschichte.
Der Schwäbische Jugendfreund
89-90, 93-94
1931
Der Glücksvogel. Erzählung.
Der Schwäbische Jugendfreund
113-114, 117-119
1931
A Gscheiter.
Der Schwäbische Jugendfreund
152
1931
Anton.
Der Schwäbische Jugendfreund
153-154
1931
Elisabeth von Thüringen. Zu ihrem 700. Geburtstag.
Der Schwäbische Jugendfreund
173-175
1931
Die Sterntaler.
Der Schwäbische Jugendfreund
194-196
1931
Die Weihnachtslaterne.
Der Schwäbische Jugendfreund
196
1932
Ein Bündnis.
Der Schwäbische Jugendfreund
37-38
1932
Das Hunderleute-Essen.
Der Schwäbische Jugendfreund
44
1932
Als ich konfirmiert wurde.
Der Schwäbische Jugendfreund
46-47
1932
Die Pfingstfahrt.
Der Schwäbische Jugendfreund
74-75
1932
Der Lindauer Wein.
Der Schwäbische Jugendfreund
101-102
1932
D' Weibertrei.
Der Schwäbische Jugendfreund
104
1932
Mir Schwobn!
Der Schwäbische Jugendfreund
116
1932
Der Ferienbub.
Der Schwäbische Jugendfreund
121-123, 125-126
1932
Ferienerlebnis daheim.
Der Schwäbische Jugendfreund
159-160
1932
St. Martinstag.
Der Schwäbische Jugendfreund
179-180
1932
Schari. Eine Hundegeschichte.
Der Schwäbische Jugendfreund
181-182
1932
Knecht Ruprecht. Bei einer Weihnachtsfeier in harter Zeit.
Der Schwäbische Jugendfreund
195
1932
Kinderweihnacht.
Der Schwäbische Jugendfreund
202-203
1933
Fräulein Irene und ihr Kanarienvogel.
Der Schwäbische Jugendfreund
9-10
1933
Der Osterhase vom Spatzenhof.
Der Schwäbische Jugendfreund
57-58
1933
Wie die Wolframshalde zu ihrem Namen kam.
Der Schwäbische Jugendfreund
61-62
1933
Hans Ungericht und das Dreibrot.
Der Schwäbische Jugendfreund
98-99
1933
Der blaue Elefant. Eine Kindheitserinnerung zum „Kirschenpeter“.
Der Schwäbische Jugendfreund
103
1933
Warum die kleinen Kinder nicht gehen können.
Der Schwäbische Jugendfreund
116
1933
Eine Heldengeschichte.
Der Schwäbische Jugendfreund
149-150, 153-154
1933
Frau Glucke.
Der Schwäbische Jugendfreund
167
1933
Das Spitzentuch.
Der Schwäbische Jugendfreund
173-174
Fotografie
Es ist nicht bekannt, wann Hedwig Lohß ihren ersten Fotoapparat ihr Eigen nennen durfte. Ab Oktober 1914 tauchten in dem Schwäbischen Bilderblatt, der Wochenbeilage zum Stuttgarter Neuen Tagblatt, Fotos der 23-Jährigen mit dem Urhebervermerk „Phot. H. Lohß, Stuttgart“ auf. Bis Ende 1917 veröffentlichte sie 29 Fotos einschließlich kurzer Bildunterschriften im Schwäbischen Bilderblatt.[24] Die Motive ihrer Fotos waren:
Kinderszenen: Ringelreihen, „Die letzten Eicheln für das Rote Kreuz“, kleine Kinder am Löwenkäfig, „Bubi schickt seinem Vater ein Paket“, kleiner Bub mit einem Hund (ein Geschenk seines Vaters, der in Frankreich kämpfte).
Soldaten auf Heimaturlaub: „Der Vater ist nach Haus gekommen – da hat er auf den Arm genommen – zuerst sein Kind“ (Soldat mit seinem Kind auf dem Arm), Soldaten als Helfer beim Wollewickeln, auf Heuurlaub, als Lindenblütenpflücker.
Tierszenen:
„Der Seppel als Liebesgabenbote“. Hedwigs Boxer Seppel versorgte während des Ersten Weltkriegs mit dem Obstkörbchen im Maul verletzte Soldaten im Lazarett.[25]
„Ein Weihnachtspaketdieb“. In dem „Stillleben“ fällt Hedwigs zahmer Eichelhäher Jakob über ein Feldpostpaket her.[26]
Reisebilder aus dem Elsass, Westende und München.
Fotos von Ausflügen nach Beutelsbach, Schorndorf und Welzheim.
Ihre Bildunterschriften fanden das Gefallen ihres Zeitungsredakteurs, der sie ermutigte, selbst Artikel zu verfassen und Bücher zu schreiben. Sie wurde Mitarbeiterin beim Evangelischen Presseverband und der Württemberger Zeitung und veröffentlichte 1920 ihr erstes Buch.[27]
„Sepp, der rechnende Hund“
Hedwig Lohß’ Boxer Seppl war acht Jahre alt, als seine glückliche Besitzerin 1916 beschloss, ihre Tierliebe theoretisch zu untermauern und das Studium der Tiermedizin an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim zu beginnen (das sie jedoch nicht vollendete). In einer tierpsychologischen Vorlesung des Professors Heinrich Ernst Ziegler erfuhr sie von einem rechnenden und buchstabierenden Hund in Mannheim. Ihren damaligen Standpunkt zu dieser Thematik fasste sie so zusammen:[28]
„Bei aller Hundeliebhaberei hab ich früher doch nie so recht an das Buchstabieren, das Rechnen und Antwortgeben von Pferden und Hunden glauben können. … Einbildung, unwillkürliche Zeichengeberei, im höchsten Fall Gedankenübertragung! das war meine Ansicht.“
Sie wollte sich mit eigenen Augen überzeugen und besuchte die Familie Moekel und ihren Hund Rolf in Mannheim.[29] Offenbar beherrschte der Hund die vier Grundrechenarten und teilte seine Rechengebnisse durch entsprechend viele Klopfzeichen mit. Mithilfe eines Zahlenalphabets gab Rolf durch Klopfzeichen sogar sinnvolle Antworten auf Fragen.
Hedwig berichtete ihrem Professor davon und begann, ihren eigenen Hund zu unterrichten. Sie schaffte es, ihrem Hund das Rechnen beizubringen und sich mit ihm zu unterhalten, indem sie ihm Fragen stellte, die er durch Klopfzeichen beantwortete. Allerdings erfasste sie tiefes Misstrauen, ob sie dem Hund nicht etwa durch ihr unbewusstes Verhalten die gewünschten Antworten vorgab. Als Seppl jedoch von sich aus den Satz WILIGARNIMRDA klopfte, erkannte sie erst nach einigem Nachdenken den Sinn der von ihr nicht vorgedachten Mitteilung: „Willi gar nimmer da“ (ihr Bruder Willi hatte tags zuvor seinen Fronturlaub beendet). Dies überzeugte sie, dass nicht eine ihr selbst unbewusste Einflussnahme vorliegen könne.
Bereitwillig führte sie die Künste ihres Hunds jedem Interessierten vor. Dreimal präsentierte sie ihren Seppl zusammen mit ihrem Professor in Wohltätigkeitsveranstaltungen für das Rote Kreuz im Stuttgarter Königsbau vor einem Publikum von mehreren Hundert Menschen. Einer der Zuschauer, ein Baron von Moltke aus München, urteilte:[30]
„Fräulein Lohß hatte ein hohes Maß an Selbstkritik. Als sie merkte, daß Seppl besser antwortete, wenn sie die Antwort wußte, richtete sie an den Hund immer auch eine Anzahl Fragen, deren Antwort sie nicht kannte.“
1920 brachte sie ihr erstes Buch Die Arche Noah heraus, in dem sie auch „Sepp dem rechnenden Hund“ ein Kapitel widmete. Sie schrieb darin: „Heute ist er ‚der rechnende Hund’, er stand in allen Zeitungen, bald anerkannt, bald angefeindet.“[31] Professor Ziegler berichtete über Hedwigs Erfolge im gleichen Jahr in den „Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie“, in dem er ihren Bericht abdruckte.[32] Als sie 1976 mit ihrem Buch „Kreuz und quer durch acht Jahrzehnte“ einen Rückblick auf ihr Leben mit Tieren veröffentlichte, merkte sie etwas bitter an:[33]
„Wieder daheim [von ihrem Besuch bei dem Mannheimer Hund Rolf], brachte ich die gleichen Künste auch meinem ‚Seppl’ bei und lud mir damit – und das fast ein Menschenalter lang – bei den Zoologen der damaligen Zeit die heftigsten Gegner auf den Hals …“
Selbst heute scheint die Fachwissenschaft noch zu keinem endgültigen Urteil über die „zahlensprechenden Tiere“ gelangt zu sein.[34]
Lebensweisheiten
In ihre Erzählungen über ihre Tiere streute Hedwig Lohß gerne einfache Lebensweisheiten ein. Hier eine kleine Auswahl:
Wie oft in unserem Leben macht uns ein „Zu spät!“ zu schaffen! Und wie viele Selbstvorwürfe drehen sich um diese beiden kleinen Worte.[36]
„Futter!“ ist dabei das oberste Gesetz, das bei allen meinen Tieren zuallererst kommt und ganz groß geschrieben werden muß. Ist es bei uns Menschen viel anders –? Dreht sich nicht auch fast das ganze Denken einer Hausfrau um des Leibes Nahrung? Und – schafft nicht letzten Endes jeder, der arbeitet, nur ums tägliche Brot – einerlei, ob es nun aus Kartoffeln und Sauermilch oder aus Krebsschwänzen und Artischocken besteht, und gleichgültig, ob es in einer bescheidenen Wohnküche oder in einem luxuriösen Hotel an der Riviera eingenommen wird? Futter![37]
Im Hof schirrte der Bauer gerade sein Pferd an. Er kehrte sich um, sah den jungen Hund, packte eine Bohnenstange, die in einer Ecke lehnte, und hieb mit dem Ende des langen federnden Steckens rasend vor Wut, als gälte es, eine gefährliche Giftschlange zu erschlagen, auf den winzigen Dackel ein. Nie vergesse ich das verzerrte Gesicht des rohen Menschen. Und immer noch habe ich den Schreckensschrei des Tierchens in den Ohren, das bisher niemals etwas Böses erlebt hatte.[38]
Ein Hundefreund hat einmal zu mir gesagt: „Es lohnt sich, hie und da allein auszugehen bloß um beim Heimkommen die unbeschreibliche Freude des Hundes zu erleben …!“[39]
Unser Schlupfer [Hund] hat uns allen sein Leben lang nur Freude gemacht. Ob man das von vielen Menschen sagen könnte?[40]
Es klingt wie ein Lebensmotto, wenn sie ihr Buch „Tiere in meinem Leben“ mit diesen Worten beschließt:
Ach, liebe Leute, es kann keiner aus seiner Haut schlüpfen. Ich glaube, ich werde es niemals lassen können, jedem Tier, jedem „kleinen Bruder“, der in Bedrängnis ist, zu helfen, solange der Herrgott mir die Kraft dazu schenkt. Er hat sie mir ja auch gegeben, die Tierliebe, die Freude an all seinen Geschöpfen, und er hat mein Leben damit reicher gemacht, bunter und schöner.[41]
Literatur
Henny Jutzler-Kindermann; Matthias Dräger (Herausgeber): Können Tiere denken?: ein Buch vom Verstand und Wesen der Tiere. Mit einem Nachwort von Johannes Abresch. St. Goar 2000, besonders S. 217–224; books.google.de.
Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland: 1840–1950; Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache. Band 3: L–Q. Stuttgart 1994, S. 83–85.
Carl Benjamin Klunzinger: Ein Besuch beim klugen Hund Rolf nebst Parallelbeobachtungen an anderen Tieren und tierpsychologische und sonstige Betrachtungen. In: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg, Jahrgang 70, 1914, S. 217–254; archive.org
Heinrich Ernst Ziegler: Von dem Mannheimer Hunde „Rolf“ und von dem Stuttgarter Hunde „Seppl“. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Tierpsychologie, Neue Folge, Heft 1, 1920, S. 6–12; archive.org .