Harry Schwarzwälder war der jüngere Bruder des Bremer Historikers Herbert Schwarzwälder (1919–2011). Er arbeitete als Verwaltungsangestellter im Amt für Straßen- und Brückenbau der Stadt Bremen und war 36 Jahre lang im Bauressort für Bremens Weserbrücken zuständig.[1][2]
Seit Mitte der 1960er Jahre betätigte Schwarzwälder sich nebenher und später im Ruhestand als Heimatforscher und betrieb vor allem Grundlagenforschung zu verschiedenen Themen der Geschichte der Stadt Bremen.[3] Er legte zahlreiche Untersuchungen zur Bremer Geschichte vor, häufig im Eigenverlag oder in handschriftlicher Form.[2] Dazu gehören unter anderem „zehn Bände zur Geschichte des Bürgerparks sowie eine Arbeit zu den Senatoren, Bürgermeistern und Präsidenten des Senats.“[2] Im Bremischen Jahrbuch, der von der Historischen Gesellschaft Bremen zusammen mit dem Staatsarchiv Bremen herausgegebenen historischen Fachzeitschrift Bremens, wurden im Zeitraum von 1978 bis 2010 mehrmals sowohl Beiträge von ihm als auch Hinweise auf seine Arbeiten veröffentlicht.[4] Sein Buch von 1968 über die Weserbrücken in Bremen gilt bis heute als Standardwerk.[2]
Darüber hinaus sammelte Schwarzwälder seit Mitte der 1960er Jahre und unterstützt von seiner Frau jahrzehntelang alte und neue, teils „kuriose“ Flaschen verschiedener Arten, Farben, Formen, Herkunft, Materialien, Verwendungszwecke sowie Zeiten etc. und brachte es auf eine Privatsammlung von mehr als 6000 Exponaten.[5][6][7] Teile seiner Flaschensammlung wurden mehrmals öffentlich ausgestellt, wie zum Beispiel im Heimatmuseum Schloss Schönebeck in Bremen-Vegesack im Jahr 1992,[5] im Museum Soltau in der niedersächsischen Stadt Soltau und im Bremer Focke-Museum.[6]
Er engagierte sich in seiner Heimatstadt Bremen für die Bewahrung der lokalen und regionalen Geschichte und die Erhaltung von bedeutenden historischen Objekten. So trug er zum Beispiel im Jahr 1999 bei der Aufstellung von zwei restaurierten Löwenköpfen aus Sandstein unterhalb der Wilhelm-Kaisen-Brücke an der Uferpromenade „Untere Schlachte“ zur richtigen baugeschichtlichen Zuordnung bei – sie dienten ursprünglich als Verzierung der Ausbuchtungen am altstadtseitigen Strompfeiler der 1945 gesprengten und 1960 abgebrochenen Großen Weserbrücke und waren 1998 bei Baggerarbeiten in der Weser wieder aufgetaucht.[1] Im Jahr 2000 engagierte Schwarzwälder sich bei der Vorbereitung von Veranstaltungen anlässlich des 100. Geburtstags der historischen Kleinbahn Bremen–Tarmstedt (volkstümlich „Jan Reiners“ genannt) und steuerte unter anderem für Ausstellungszwecke ein von ihm nachgebautes kleinmaßstäbliches Modell der Lokomotive der Jan-Reiners-Bahn bei.[8] Im Jahr 2008 arbeitete er beim Stadtteil-Archiv der Bremer Neustadt an der Erstellung der Ausstellung „Bremens Weserbrücken im Wandel der Zeiten“ mit, die dort ab Ende desselben Jahres gezeigt wurde.[9] Auf Initiative von ihm und dem Lokalpolitiker Helmut Kasten ließ der Beirat des Bremer Stadtteils Gröpelingen, in dem Schwarzwälder zeitlebens mit seiner Familie wohnte, im Jahr 2009 eine Nachbildung eines historischen Grenzsteins von 1743 am Schwarzen Weg aufstellen.[10][11]
Harry Schwarzwälder war verheiratet und hatte mit seiner Frau Heike zwei Kinder.[14] Er starb 2019 im Alter von 90 Jahren und wurde auf dem Waller Friedhof beerdigt.[2]
1999: Bremer Preis für Heimatforschung, für seine Arbeit über Leben und Werk des Bremer Bildhauers Diedrich Samuel Kropp (1824–1913)[13]
2014: Bremer Preis für Heimatforschung, für sein Lebenswerk als „Chronist der Bremer Geschichte“[3]
Veröffentlichungen
Harry Schwarzwälder: Die Weserbrücken in Bremen. Schicksal von 1939–1948 (= Bremer Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte. Nr.2). Schünemann Verlag, Bremen 1968, DNB458913898.
Die Straße von Bremen nach Oberneuland und Lilienthal. Bremen 1973 (Maschinenschrift, im Staatsarchiv Bremen).
Die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse zwischen Bremen und Burg Anfang des 19. Jahrhunderts. In: Bremisches Jahrbuch, Band 56, 1978, S. 65–203 (Digitalisat bei der SuUB).
Grenzsteine im bremischen Werder- und Blockland. Die Grenzmarkierung nach dem Zweiten Stader Vergleich von 1741. In: Bremisches Jahrbuch, Band 58, 1980, S. 79–91 (Digitalisat bei der SuUB).
Diedrich Samuel Kropp. In: Bürgerparkverein Bremen (Hrsg.): Informationsblatt des Bürgerparkvereins, Bremen 1997, S. 30–38.
Leben und Werk des Bildhauers Diedrich Samuel Kropp. 1824–1913. In: Bürgerparkverein Bremen (Hrsg.): Informationsblatt des Bürgerparkvereins, Bremen 1998.
Ein vergessener Bremer Bildhauer. In: Axel Behne, Oliver Gradel (Hrsg.): Mensch sein und den Menschen nützen. Hermann Allmers und seine Künstlerfreunde. Katalog zur Ausstellung im 100. Todesjahr von Hermann Allmers (= Kranichhaus-Schriften, Band 4). Landkreis Cuxhaven, Hagen im Bremischen Juni 2002, ISBN 3-934100-04-X (im Archiv des Landkreises Cuxhaven).
Versuch einer Darstellung vom Leben und Werk des Bildhauers Carl Steinhäuser. 1813–1879. Eigenverlag, Bremen 2004 (in der Bibliothek der Handelskammer Bremen sowie in der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen).
↑ abcVolker Junck: Neue Familienbande im Zeichen der Löwen. Über die Steinköpfe fanden sich unbekannte Verwandte. In: Weser-Kurier. 12. Februar 1999, S.19.
↑ abcdSigrid Schuer: Engagement für Geschichte gewürdigt. Die Wittheit zu Bremen zeichnet sieben Hobby-Historiker mit Preis für Heimatforschung aus. In: Weser-Kurier. 16. April 2014, S.10.
↑ ab(wel): Flaschenparade im Schloß. Harry Schwarzwälder zeigt Teile seiner umfangreichen Sammlung. In: Die Norddeutsche. 19. Februar 1992, S.1.
↑ abUta Gellert: „Flasche leer“ füllt genze Schrankwand. Harry Schwarzwälder und seine Frau Heike horten Hohlgefäße zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten – Mehr als 6000 „Buddeln“ hat das Ehepaar über die Jahre zusammengetragen. In: Beilage „Extra“ des Weser-Kuriers. 25. Mai 2004, S.1.
↑Birgit Krieger: Amme gibt Schnaps statt Milch. Harry Schwarzwälder hat eine Leidenschaft für kuriose Flaschen. In: Stadtteil-Kurier, Ausgabe West. 31. August 2006, S.1.
↑Karina Skwirblies: Jubiläum der Jan-Reiners-Bahn in Vorbereitung. Erstes Treffen von Freunden und Vereinen / Umzug von Bremen nach Tarmstedt geplant. In: Wümme-Zeitung. 3. April 2000, S.2.
↑Alena Hecker: Ein Brückenschlag in die Vergangenheit. Neustädter Stadtteilarchiv widmet neue Ausstellung Bremens bedeutsamsten neun Weserquerungen. In: Stadtteil-Kurier, Ausgabe Links der Weser/Süd. 17. November 2008, S.1.
↑Anne Gerling: Stein-Obelisk weist zurück ins Jahr 1741. Beirat Gröpelingen lässt über 200 Jahre alten Grenzstein nacharbeiten und an historischen Ort aufstellen. In: Stadtteil-Kurier, Ausgabe West. 7. September 2009, S.1.
↑Anne Gerling: Stein erinnert an Kampf um Selbstständigkeit. In: Stadtteil-Kurier, Ausgabe West. 13. Dezember 2010, S.4.
↑ abDrei Laienforscher werden geehrt. In: Weser-Kurier. 18. November 1978, S.16. Drei Laienforscher wurden geehrt. In: Weser-Kurier. 21. November 1978, S.15.
↑ abPetra Spangenberg: Wieder Preis für Heimatforscher. Träger: Jutta Böning und Harry Schwarzwälder / Vereine als Stifter. In: Weser-Kurier. 14. Juli 1999, S.13.
↑Vgl. Familienanzeigen sowie amtliche Bekanntmachungen des Standesamtes Bremen im Weser-Kurier vom 24. Juni 1965 (S. 6) und 25. August 1967 (S. 18) sowie vom 5. August 1971 (S. 17).
↑(ST): Festschrift für zwei Archivare. Bremisches Jahrbuch 1988 mit einer Vielzahl von Beiträgen. In: Weser-Kurier. 20. Juli 1988, S.22.