Hansewerk Natur
Die Hansewerk Natur GmbH ist ein regionaler Wärmeversorger und Energiedienstleister mit Sitz in Quickborn (Schleswig-Holstein). Das Unternehmen ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Hansewerk.[3] Zu den wesentlichen Geschäftsfeldern gehören die Lieferung von Wärme, Kälte und Dampf sowie die Lieferung von Strom aus Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung, der technische Betrieb von Anlagen Dritter sowie die Verstromung regenerativer Energien. Es gibt 7 Betriebsstätten. Diese befinden sich in Hamburg, Oldenburg (Holstein), Fockbek, Ribnitz-Damgarten, Tinnum, Wahlstedt und Seevetal. Regional deckt das Unternehmen im Wesentlichen die Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und den nördlichen Teil Niedersachsens ab. GeschichteDas Unternehmen ist Nachfolgeunternehmen der E.ON Hanse Wärme GmbH, die im Oktober 2014 umbenannt wurde. Bis 2006 firmierte das Unternehmen unter Norddeutsche Energieagentur NEA. Das Vorgängerunternehmen NEA ging aus der Werbestelle für Haus- und Industriegas GmbH hervor, einer Tochter der Hamburger Gaswerke „HeinGAS“, die am 5. Juli 1927 gegründet wurde.[4] UnternehmenDas Unternehmen betreibt rund 150 Nahwärmenetze und Fernwärmenetze mit einer Länge von rund 800 Kilometern. In Hamburg betreibt das Unternehmen im Süden, Westen und Osten der Stadt drei größere Fernwärmenetze. Die eingesetzte Wärme stammt aus industrieller Abwärme, hocheffizienten Blockheizkraftwerken (BHKW) und weiteren Heizzentralen.[5] Über die Wärmenetze, Blockheizkraftwerke und Heizzentralen werden Wohnanlagen, öffentliche Einrichtungen und Gewerbebetriebe mit Wärme versorgt. Dabei kommt neben Wärme aus Prozessen mit Kraft-Wärme-Kopplung, auch Wärme aus Kesseln, Solarthermie-Anlagen, Wärmepumpen, Power-to-Heat-Anlagen (Elektro-Kessel) und Abwärme zum Beispiel aus industriellen Prozessen (Müllverbrennung) zum Einsatz. Zudem gab es einen ersten Feldtest für den Betrieb eines Blockheizkraftwerkes mit bis zu 100 Prozent Wasserstoff.[6] Über Contracting-Modelle bietet das Unternehmen neben der dezentralen Wärmeversorgung auch die Versorgung mit Dampf und Kälte sowie Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung. Das Unternehmen ist einer der größten Betreiber dezentraler Blockheizkraftwerke in Norddeutschland. Das Unternehmen betreibt über 200 Blockheizkraftwerke. Diese sind meist mit Erdgas betrieben, aber auch Biogas[7], Bioerdgas, Deponiegas[8] oder Klärgas kommen zum Einsatz. Die betriebenen Blockheizkraftwerke umfassen einen Leistungsbereich von 5,5 kWel bis knapp 10.000 kWel.[9] KlimaschutzHanseWerk Natur möchte bis 2030 klimaneutral werden. An erster Stelle steht hierbei die Reduktion des Energieverbrauches. Darüber hinaus greift das Unternehmen für den Betrieb seiner Energieumwandlungsanlagen zunehmend auf selbst produzierten Strom zurück. Insgesamt 41 Photovoltaik-Anlagen werden hierfür auf Dächern und Containern installiert.[10] Seinen Fuhrpark wird das Unternehmen bereits bis 2025 im Wesentlichen auf E-Autos umstellen und die Ladeinfrastruktur ausbauen.[11] HanseWerk Natur stellt seine Heiz- und Blockheizkraftwerke (BHKW) zur Erzeugung von Wärme und Strom in den nächsten Jahren weiter auf grüne Technologien wie Grüngas, Pellets oder Wärmepumpen um. Schon heute erfolgt die Stromproduktion bei HanseWerk Natur zu 60 Prozent auf Biogasbasis.[2] ProjekteIm Rahmen der zwischen der HanseWerk AG (damals E.ON Hanse AG) und der Freien und Hansestadt Hamburg geschlossenen Kooperationsvereinbarung „Energiekonzept für Hamburg“, die auf der Landespressekonferenz am 29. November 2011 präsentiert wurde, kamen der HanseWerk Natur GmbH umfangreiche Aufgaben zu.[12] Unter anderem verpflichtet sich das Unternehmen zum Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, zum Ausbau bzw. Verdichtung der Wärmenetze sowie der Speicherkapazitäten, zur Öffnung der Wärmenetze für Geschäftspartner und der verstärkten Einkopplung industrieller Abwärme.
HanseWerk Natur versorgt ab 2022 das Wohnquartier „Stellinger Linse“ der Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG mit seinen rund 1.500 Wohneinheiten überwiegend aus einem Biomethan-Blockheizkraftwerk (BHKW) sowie Solarthermie-Anlagen. Mit dieser klimaschonenden Quartierslösung spart das Unternehmen mehr als 1.200 Tonnen CO2 pro Jahr ein – etwa 75 Prozent weniger als bei der vorherigen Wärmeversorgung.[13]
In Hamburg-Othmarschen hat HanseWerk Natur für ein Pilotprojekt in den Jahren 2020/21 ein Blockheizkraftwerk für den Betrieb mit bis zu 100 Prozent grünem Wasserstoff umgerüstet. Im Rahmen von mehreren Testreihen läuft das BHKW nicht nur mit Erdgas, sondern temporär auch mit grünem Wasserstoff (H2) oder einer Mischung der beiden Brennstoffe – in Deutschland ist das bei der Größenklasse des Motors (ein Megawatt) bislang einmalig. Für die Testreihen setzt das Unternehmen im Rahmen der Sektorenkopplung grünen H2 ein, der aus überschüssiger Windkraft gewonnen wurde. In der ersten Testreihe hat HanseWerk Natur die Machbarkeit eines Betriebes mit 100 Prozent Wasserstoff bereits nachgewiesen.[14] Das Wasserstoff-BHKW versorgt 30 Wohngebäude, eine Sport- und eine Kindertagesstätte sowie das Freizeitzentrum Othmarschen Park mit Nahwärme. Mit dem zeitgleich erzeugten Strom betreibt HanseWerk Natur zwei Wallboxen für Elektro-Autos im örtlichen Parkhaus, außerdem wird er in das Stromnetz eingespeist.[15]
2019 hat HanseWerk Natur die Energiezentrale in Schönberg (Schleswig-Holstein) saniert. Wurde das örtliche Wärmenetz zuvor mit Heizöl betrieben, kommen nun umweltfreundliche Holzpellets zum Einsatz. Nach der ersten Heizperiode konnte das Unternehmen eine CO2-Einsparung in Höhe von 750 Tonnen vorweisen.[16]
2011 nahm das Unternehmen den Multifunktionsspeicher in Hamburg-Bramfeld in Betrieb. Durch die Einbindung des Speichers in das Wärmenetz kann nicht nur die solarthermische Wärme der Solarsiedlung in Hamburg-Bramfeld gespeichert werden, sondern auch die Wärme, die in der Müllverbrennungsanlage in Stapelfeld und in Blockheizkraftwerken für das Netz erzeugt wird. Darüber hinaus bietet sich durch die Anbindung in das Netz die Möglichkeit weitere Solarthermische Anlagen in den Kreislauf einzubinden. Voraussetzung für das Pilotprojekt war eine Anlagengröße von mindestens 100 Quadratmetern.[17][18] Im Moment werden die technischen Grundlagen für eine solche Einspeisung in einem Pilotprojekt getestet. Als Pilotanlage dient eine Solarthermieanlage auf einem Heizhaus des Unternehmens in Hamburg-Wandsbek. Die Erkenntnisse, die hier gewonnen werden, sollen als Grundlage für zukünftige Angebote an Solaranlagenbetreiber dienen.[19]
Dezentrale Energieerzeugung ist wirtschaftlicher, je mehr erzeugte Wärme sich einer Nutzung zuführen lässt. Ohne systemische Einbindung in größere Wärmenetze bleiben erhebliche Wärmepotentiale ungenutzt. Das Unternehmen öffnet deshalb ihre Wärmenetze für Geschäftspartner mit der Möglichkeit, klimafreundliche Energie in das Netz einzuspeisen, dort zu speichern und wieder zu entnehmen. Es wurden mehrere Projekte umgesetzt, zum Beispiel mit Eurogate.[20]
Das Unternehmen bündelt 70 seiner Blockheizkraftwerke in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu einem so genannten „virtuellen Kraftwerk“.[21] Dies dient der Netzstabilität, da es schwankende Strommengen aus der regenerativen Erzeugung (Wind, Sonne) ausgleichen kann. Abhängig von der Netzsituation werden die Blockheizkraftwerke in ihrer Leistung hoch- oder heruntergefahren. So können sie zusammen zusätzliche Energie liefern oder die Stromlieferung reduzieren (Regelenergie). Die Wärmeversorgung der angeschlossenen Haushalte ist durch die Wärmenetze und Wärmespeicher sichergestellt.[22][23]
In Hamburg-Wandsbek, Hamburg-Stellingen, Hamburg-Wilhelmsburg und im schleswig-holsteinischen Stapelfeld werden vier Blockheizkraftwerke mit einem Gesamtwirkungsgrad nahe 100 Prozent betrieben.[24] Durch die parallele Erzeugung von Strom und Wärme in einem Arbeitsgang erreichen Blockheizkraftwerke bereits hohe Gesamtwirkungsgrade (elektrischer + thermischer Wirkungsgrad). Durch den Einsatz einer Groß-Wärmepumpe zur Wärmerückgewinnung kann der Gesamtwirkungsgrad bei den Anlagen in Wandsbek, Stellingen, Wilhelmsburg und Stapelfeld auf rund 100 Prozent gesteigert werden.[25] Einzelnachweise
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