Hans-Otto Binder![]() Hans-Otto Binder (* 15. Mai 1940 in Balingen; † 29. Mai 2017 in Tübingen) war ein deutscher Historiker. Er war während des ganzen Berufslebens mit Tübingen verbunden, wo er als Dozent an der Eberhard Karls Universität und als Gemeinderat bzw. Ortschaftsrat von Hirschau wirkte. LebenHans-Otto Binder war der Sohn eines Pastors und Mitglieds der Bekennenden Kirche. Er wuchs in einem christlich-sozialen Milieu auf. Er lernte in den Seminaren in Maulbronn und Blaubeuren, wo er das Abitur machte. Danach studierte er an den Universitäten Tübingen, Göttingen und Berlin. Nach dem Abschluss kehrte er nach Tübingen zurück, wo er an seiner Dissertation über Otto Bismarck arbeitete. Danach arbeitete er am Seminar für Neuere Geschichte der Tübinger Universität – zunächst als Assistent, dann als Akademischer Rat und zum Schluss als Akademischer Oberrat. Den Schwerpunkt seiner universitären Lehr- und Forschungsarbeit bildeten das 19. und das 20. Jahrhundert. Seine beliebtesten Seminarthemen waren deutsch-französische Beziehungen, Restauration, Industrialisierung, jüdische Geschichte in Württemberg, Erster Weltkrieg und Weimarer Republik. Er wirkte 30 Jahre an der Universität und 2002 ging er in den Ruhestand. In seiner Abschiedsvorlesung stellte er „Konflikte in Tübingen 1800 bis 1880“ dar.[1] Nachdem er 1966 Mitglied der SPD geworden war, begann er sich auch politisch zu betätigen. Eine Wahlperiode (1975–1980) vertrat er die SPD im Gemeinderat, drei Wahlperioden – bis 1986 – im Ortschaftsrat seinen Wohnortes Hirschau. Danach war er bis zuletzt Mitglied des Ortsvereinsvorstandes des SPD. Als Chronist der Arbeiterbewegung bemühte er sich mit großer Hingabe um den Erhalt des historischen Erbes der Sozialdemokratie. 1969 lernte er seine zukünftige Frau Roswith kennen. Mit ihr war er seit 1971 verheiratet und hatte zwei Töchter.[1] Seit der Pensionierung widmete sich Hans-Otto Binder in verstärktem Maße den Tübinger Themen. Für die „Tübinger Blätter“ schrieb er über die Jahrzehnte Aufsätze, worin er Persönlichkeiten aus Literatur und Politik beleuchtete. Nachdem das Stadtmuseum Tübingen seit 2003 keine Leitung hatte und dort dubiose Sachen geschehen waren (Verschwinden von Exponaten), wurde er im Juli 2003 Vorsitzender des Vereins Freunde des Stadtmuseums Tübingen, dem es gelang – dank seiner akribischer Arbeit –, den Verfall des Museums zu stoppen.[1] Außerdem widmete er sich speziell dem Nationalsozialismus in Tübingen, einem Thema, das ihn schon seit der Jugend begleitete, da er zu der Überzeugung gelangte, dass es in diesem Bereich „mehr weiße Flecken als erforschte Inseln“ gibt. In der Rede zur Vorstellung des Buches Heimkehrertafel als Stolperstein drückte er 2007 sein Anliegen aus: „Ankämpfen gegen das gewollte Vergessen“, was in Tübingen durch den langjährigen Oberbürgermeister Hans Gmelin etabliert und kultiviert wurde. 2008 gründete er den Arbeitskreis „Moderne Tübinger Stadtgeschichte“ mit, der sich insbesondere mit der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Tübingen beschäftigte. Aus diesem Arbeitskreis ging 2010 der Verein Lern- und Dokumentationszentrum für Nationalsozialismus e.V. hervor, dessen Vorstandsvorsitzender er wurde. Diese Funktion hatte er bis Anfang 2016 inne, als er eine Wiederwahl aus gesundheitlichen Gründen ablehnte. Um den Verein nicht führungslos zu lassen, übernahm er den Vorsitz kommissarisch bis zur nächsten Vollversammlung, die am 28. April 2017 stattfand. Er blieb aber ein gewöhnliches Vorstandsmitglied.[1] Der Vorsitz des Vereins war belastend, weil der programmatische Name des Vereins in Tat umgesetzt werden sollte: der Verein sollte einen Sitz finden, der gleichzeitig eine Ausstellung, einen modernen Lernort und Dokumentationszentrum mit Bibliothek beherbergen sollte. Dazu musste ein genauer Konzept ausgearbeitet, um finanzielle Unterstützung geworben und schwierige und langwierige Verhandlungen mit der Stadtverwaltung geführt werden. Zwar hatte sich die Stadtverwaltung bereit erklärt, einen Teil des Untergeschosses des ehemaligen Güterbahnhofs dem Verein zu übergeben, doch die Anfang 2017 von der Stadt angebotene Fläche, reicht nicht aus, um das vom Verein entwickelte Konzept zu verwirklichen. Hans-Otto Binder starb plötzlich infolge eines Herzinfarkts. Veröffentlichungen
EinzelnachweiseLiteratur
WeblinksCommons: Hans-Otto Binder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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