Er wurde als Kind von Hermann und Antonia Sonneborn, geborene Samuel, während des Ersten Weltkrieges im deutschen Kaiserreich geboren.[1] Er verließ Deutschland im Jahr 1935[2], nachdem er von den Nationalsozialisten noch vor seinem Abitur wegen seiner jüdischen Abstammung aus einer öffentlichen Schule geworfen worden war.[3] Er hätte danach zwar auf eine rein jüdische Schule in Frankfurt am Main bzw. Deutschland wechseln können, entschied sich jedoch zur Emigration. 1933/34 hielt er sich in dem von der zionistischen Organisation Hechaluz betreuten Kibbuz HaOlim an der französisch-luxemburgischen Grenze auf und organisierte von dort aus Hachschara-Stellen bei kleineren Landwirten.[4]
Er studierte am Harry S. Truman Research Institute for the Advancement of Peace der Hebräischen Universität in Jerusalem, schloss dieses Studium jedoch nicht mit einem akademischen Grad ab. Er lebte im KibbuzAschdot Ja’akov im Jordantal[5] und heiratete 1939 die in Polen geborene Lehrerin und Schuldirektorin Yaffa Puterman-Efrat (1912–2002), geborene Rodstein, mit der er im Jahr 1941 ein Kind bekam. Die Tochter der beiden, Ayala Procaccia, wurde 2001 zur Richterin am Obersten Gerichtshof Israels berufen.[6] Während des Zweiten Weltkrieges diente Aynor hinter der Front in der britischen Armee und war in dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Frankreich eingesetzt.
Nach Kriegsende lernte er in einem französischen DP-Lager Sarah Skorohod kennen, die dort arbeitete. Im Jahr 1947 trennte er sich von seiner Ehefrau und heiratete Skorohod, mit der er zwei Kinder bekam, Amos Tzvi und Yael Aynor. Hanan Aynor war nach dem Krieg für die Mossad le Alija Bet der Jewish Agency tätig, um Überlebende der Shoah auf damals illegalem Weg ins britische Mandatsgebiet Palästina zu bringen. Als offizieller Dolmetscher war er beispielsweise auf dem Flüchtlingsschiff Exodus from Europe 1947 eingesetzt, als dieses monatelang im Hafen von Marseille festgehalten wurde.[7]
Laufbahn
Nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 wurde Aynor in den diplomatischen Dienst des israelischen Außenministeriums aufgenommen. Innerhalb der folgenden vier Jahrzehnte diente er sowohl im Außenministerium selbst, als auch in diversen Staaten auf den drei Kontinenten Afrika, Nord- und Südamerika.[8]
1950: Assistent in der Konsularabteilung des israelischen Außenministeriums, Jerusalem
1950–1951: Assistent in der Abteilung Westeuropa im israelischen Außenministerium, Jerusalem
1958–1959: Erster Assistent der Abteilung Kommunikation und Public Relations im israelischen Außenministerium, Jerusalem
1959–1960: Direktor der Abteilung Internationale Zusammenarbeit und technische Assistenz (MASHAV) innerhalb des Ressorts Kommunikation und Public Relations im israelischen Außenministerium, Jerusalem
1960: Direktor des Ressorts Kommunikation und Public Relations im israelischen Außenministerium, Jerusalem
1977–1980: Direktor der Abteilung Afrika im israelischen Außenministerium, Jerusalem
1981–1982: Botschafter in Zaire mit Sitz in Kinshasa, wo er schon von 1960 bis 1961 tätig war
Aynor veröffentlichte Bücher und zahlreiche Artikel zu afrikanischen und asiatischen Staaten. Teilweise arbeitete er dabei mit dem israelischen Diplomaten Shimon Avimor (1913–1994) zusammen, der seine Schulzeit ebenfalls in Frankfurt am Main verbracht hatte.
Bis zu seinem Krebs-Tod im Alter von 77 Jahren war Aynor Präsident der Israelisch-äthiopischen Liga für Freundschaft. Er fühlte sich diesem afrikanischen Staat und seinen Menschen sehr verbunden und träumte davon, die jüdischen Äthiopier (Falashas) nach Israel zu bringen (siehe auch: Operation Salomon, Mai 1991).[13]
Werke
Notes from Africa, Frederick A. Praeger Verlag, New York City und London 1969
mit Shimon Avimor: Relations between Israel and Asian and African states. Treaties between Israel and Asian and African countries/Yaḥase Yiśraʼel ʻim medinot Asyah ṿe-Afriḳah. in Englisch/Französisch/Hebräisch. Harry S. Truman Research Institute for the Advancement of Peace, Leonard Davis Institute for International Relations. Hebrew University of Jerusalem 1986[14]
mit Shimon Avimor und No’am Kaminer: The role of the Israel labour movement in establishing relations with states in Africa and Asia/Terumat Tenuʻat ha-ʻavodah be-yiśum ḳishre ha-ḥuts shel Medinat Yiśraʼel be-Asyah uve-Afriḳah: teʻudot, in Englisch und Hebräisch, 1989[15]
Memoiren: Africa in Crisis – Patrice Lumumba’s Congo, Mobutu Sese Seko’s Zaire. 1993[16]
weitere Publikationen in hebräischer Sprache
Hanan Aynor Stiftung
Die Hanan Aynor Stiftung (Keren Hanan Aynor, hebräisch קרן חנן עינור) wurde von Aynors Ehefrau Sarah nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1994 eingerichtet. Sie soll talentierten und hoch motivierten äthiopischen Israelis eine höhere akademische Ausbildung bzw. Abschlüsse ermöglichen.[17][18]
Video
Keren Hanan Ayor. Präsentation der Stiftung Hanan Ayor (hebräisch), 5:37 Min. Auf: youtube.com, abgerufen am 26. März 2017
↑Hinweise auf seine frühe Jugend finden sich vermutlich auch in seiner Wiedergutmachungsakte im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden: Signatur HHStAW, 518, 53824.
↑Perez Leshem: Straße zur Rettung 1933–1939. Aus Deutschland vertrieben – bereitet sich jüdische Jugend auf Palästina vor. Verband der Freunde der Histadrut, Tel Aviv 1973, hier zitiert nach dem Manuskript im Haus der Ghettokämpfer, S. 51–52 (Manuskript zum Download).
↑Eleanor Mallet: Tevye's Grandchildren: Rediscovering a Jewish Identity. Pilgrim Press, 2004, S. 100
↑Fifty Years of MASHAV Activity, Jewish Political Studies Review 21, S. 3–4, Jerusalem Center for Public Affairs 2009, Kapitel The Beginning, zweiter Absatz
↑Mordecai Artzi’eli: The Falashas: A Dying Community. The Weekness of Israel. Interview mit einem ungenannten Diplomaten, durch Funktionsbeschreibung und angegebene Zeitspanne eindeutig identifizierbar als Hanan Aynor. In: Haaretz, 17. Dezember 1982
↑Howard M. Lenhoff: Black Jews, Jews, and Other Heroes: How Grassroots Activism Led to the Rescue of the Ethiopian Jews. Geffen Publishing House, 2007, ISBN 978-9652293657. S. XV, 23, 30–33, 34, 36–37, 40, 161
↑Mitchel Geoffrey Bard: From Tragedy to Triumph: The Politics Behind the Rescue of Ethiopian Jewry. Praeger Publishers, Westport, Connecticut, USA 2002. ISBN 0-275-97000-0, S. 9, 15–16, 18, 22–23, 33, 38, 46–47, 55–56, 64, 80, 95, 97, 103, 125, 144, 159, 169, 174
↑Joel Peters: Israel and Africa: The problematic friendship. British Academic Press, London 1992, S. XIII, 82