Han Kang ist die Tochter des Schriftstellers Han Seung-won (Han Sŭngwon) und wurde 1970 in Gwangju geboren, wuchs jedoch ab ihrem elften Lebensjahr in Seoul auf. Sie studierte an der Yonsei University in Seoul Koreanische Literatur und graduierte dort im Jahr 1993. Han debütierte mit Gedichten, die in der Zeitschrift „Literatur und Gesellschaft“ (Munhak-kwa sahoe) erschienen, bekannt wurde sie kurz darauf jedoch als Prosaschriftstellerin.[1]
1994 gewann Han mit der Kurzgeschichte Rotes Segel (붉은 닻Bulgeun Dat) den Literaturpreis der Zeitung Seoul Shinmun. Danach schrieb sie kontinuierlich und veröffentlichte mehrere Bände mit Erzählungen.
Im Jahre 1999 gewann Han einen Preis für den besten koreanischen Roman, 2000 den „Preis für junge Künstler von heute“ des Ministeriums für Kultur und Tourismus und schließlich 2005 den Yi-Sang-Literaturpreis.[2]
Außerdem arbeitete Han als Journalistin für die Zeitschriften „Wasser der tiefen Quelle“, „Journal der Publikationen“ und „Quelle“.[3] Ihr Roman Die Vegetarierin wurde 2010 verfilmt und der Kurzroman Baby Buddha diente als Grundlage für den Film Scar. Von 2007 bis 2018 lehrte Han Kreatives Schreiben am Seoul Institute of the Arts, seitdem ist sie freie Schriftstellerin.[4]
2016 erhielt Han zusammen mit ihrer Übersetzerin Deborah Smith für ihren 2015 ins Englische übersetzten Debütroman 채식주의자The Vegetarian aus dem Jahr 2007 den mit 50.000 Pfund Sterling dotierten Man Booker International Prize. Der Roman stellt die südkoreanische Hausfrau Yeong-hye in den Mittelpunkt, die eines Tages beschließt, sich nur noch vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. Ihre passive Rebellion nimmt immer groteskere Ausmaße an, als sie sich in der Öffentlichkeit zu entblößen beginnt und von einem Leben als Pflanze träumt, was auf Unverständnis und Gegenwehr ihrer Familie stößt. 2009 wurde das Werk von Im U-seong verfilmt. Der Roman erschien im August 2016 unter dem Titel Die Vegetarierin auch auf Deutsch.[5] Die Protagonistin gilt als erste Frau in der Byronic-Hero-Rolle.[6]
2014 wurde in ihrer Heimat der Roman Der Junge kommt (소년 이 온다Sonyŏn i onda) veröffentlicht, in dem Han sich thematisch der gewaltsamen Zerschlagung des Gwangju-Aufstands (1980) annimmt.[7] Eine deutsche Übersetzung des Buchs erschien 2017 unter dem Titel Menschenwerk.
2018 schrieb Han einen Beitrag für das Kunstprojekt Future Library der schottischen Künstlerin Katie Paterson. Es soll im Jahr 2114 in einer 100 Texte umfassenden Anthologie veröffentlicht werden. Bis dahin wird das Manuskript unveröffentlicht und ungelesen in der Deichmanske bibliotek in Oslo verwahrt. Hans Beitrag trägt den Titel Dear Son, My Beloved.[1]
2024 wurde Han mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Die Jury begründete den Preis mit “for her intense poetic prose that confronts historical traumas and exposes the fragility of human life” (für ihre intensive Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens aufzeigt).[8] Damit wurde erstmals ein Literaturnobelpreis nach Südkorea vergeben.
↑Han Kang(한강). In: library.ltikorea.or.kr, Digital Library of Korean Literature, Writers & Media, abgerufen am 10. Oktober 2024 (mehrsprachig).
↑Han Kang. In: rcwlitagency.com, RCW Literary Agency, abgerufen am 10. Oktober 2024 (englisch) - Han Kang. In: literaturfestival.com, internationales literaturfestival berlin, abgerufen am 10. Oktober 2024 - siehe auch: Biogramm Han Kang, Ho-Am Prize, 2024 Laureates, The Arts, abgerufen am 10. Oktober 2024 (englisch)
↑Felix Stephan: Lady Byron. Wie junge, außereuropäische Autorinnen die universalistische Literatur wiederbeleben. In: Süddeutsche Zeitung, 12./13. Mai 2018, S. 20.
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Koreanischen. Han ist hier somit der Familienname, Kang ist der Vorname.