Die Hakodate-Hauptlinie (jap.函館本線, Hakodate-honsen) ist eine Eisenbahnstrecke auf der japanischen Insel Hokkaidō, die von der Bahngesellschaft Hokkaido Railway Company (JR Hokkaido) betrieben wird. Sie verläuft von Hakodate über Sapporo nach Asahikawa. Die Strecke ist 423,1 km lang; ebenfalls als Bestandteil der Hakodate-Hauptlinie betrachtet wird die 35,3 km lange Sawara-Zweigstrecke. Der älteste Teil der Hakodate-Hauptlinie wurde 1880 eröffnet und ist somit auch die älteste Eisenbahn der Insel; durchgehend befahrbar ist sie seit 1904. Am Bau waren drei verschiedene Bahngesellschaften beteiligt.
Wie in Japan üblich, ist die Hakodate-Hauptlinie in Kapspur (1067 mm) verlegt. Sie erschließt im Personenverkehr 96 Bahnhöfe, hinzu kommen zwei Güterbahnhöfe in Hakodate und Sapporo (ein weiterer Güterbahnhof in Asahikawa befindet sich an der anschließenden Sōya-Hauptlinie). Die Strecke ist 423,1 km lang. Ebenfalls als Teil der Hakodate-Hauptlinie wird die 35,3 km lange Sawara-Zweigstrecke von Ōnuma nach Mori betrachtet, die östlich um den Vulkan Hokkaidō-Komagadake herumführt.
Obwohl die Hakodate-Hauptlinie die drei größten Städte der Präfektur Hokkaidō miteinander verbindet und somit das Rückgrat des Schienenverkehrs auf der Insel bildet, ist knapp die Hälfte der Strecke lediglich eingleisig. Zweigleisig ausgebaut sind folgende Abschnitte:
Zwischen Hakodate und Sapporo verkehren alle ein bis zwei Stunden die dieselbetriebenen Schnellzüge Super Hokuto (スーパー北斗) und Hokuto (北斗). Sie befahren aber nur den südlichen Teil der Hakodate-Hauptlinie bis Oshamambe. Von dort aus erreichen sie ihr Ziel über die Muroran-Hauptlinie und die Chitose-Linie. Dadurch umgehen sie die ältere und steigungsreichere Strecke via Kutchan; auch fast alle Güterzüge von JR Freight verkehren über Muroran. Von Hakodate aus verkehren zusätzlich die elektrischen Eilzüge Hakodate Liner (はこだてライナー) nach Shin-Hakodate-Hokuto, wo sie Anschlüsse an den Hokkaidō-Shinkansen herstellen.[1] Sämtliche Schlafwagenzüge nach Sapporo wurden eingestellt: Hokutosei und Twilight Express im Jahr 2015, Cassiopeia und Hamanasu im Jahr 2016.
Zwischen Sapporo und Asahikawa stellt der im 30- oder 60-Minuten-Takt verkehrende, elektrische Schnellzug Super Kamui (スーパーカムイ) die rascheste Verbindung her: Die Fahrtzeit für die 136,8 km lange Strecke beträgt 1 Stunde 25 Minuten. Ergänzt wird das Angebot auf diesem Abschnitt durch die dieselbetriebenen Schnellzüge Super Sōya (スーパー宗谷) und Sarobetsu (サロベツ) von Sapporo nach Wakkanai sowie Ochotsk (オホーツク) von Sapporo nach Abashiri. Von Otaru über Sapporo zum Flughafenbahnhof Neu-Chitose verkehrt im Halbstundentakt der elektrische Airport Liner, von Kutchan nach Sapporo der dieselbetriebene Niseko Liner (ein Zugpaar täglich).[1]
Der Nahverkehr in der Agglomeration Sapporo besitzt die höchste Taktdichte auf Hokkaidō. Von Sapporo nach Otaru fährt durchschnittlich alle 10 bis 20 Minuten ein Nahverkehrszug, von Sapporo nach Iwamizawa durchschnittlich alle 15 bis 30 Minuten. Hinzu kommen regelmäßig die Eilzüge Ishikari Liner (いしかりライナー) von Otaru über Sapporo nach Iwamizawa. Außerhalb dieses Bereichs ist das Angebot deutlich geringer: Regionalzüge verkehren auf den Strecken Hakodate–Mori (via Ōnumakōen oder Shikabe), Mori–Oshamambe, Oshamambe–Otaru und Iwamizawa–Asahikawa.[1]
Die Hakodate-Hauptlinie wurde in den 1960er Jahren neben ihrer landschaftlichen Schönheit vor allem als letzte Einsatzstrecke der Schnellzugdampflokomotiven der JNR-Baureihe C62 bekannt. Die Maschinen zogen dort den Niseko Express (ニセコ急行) von Otaru nach Hakodate. Wegen der anspruchsvollen Steigungsabschnitte von 1:40 (2,5 %) bis Oshamambe musste vor den schweren Zügen auf diesem Streckenabschnitt im Vorspann gefahren werden, im Winter oft auch durch starke Schneeverwehungen. Die Strecke und die C62 erreichte damit in jenen Jahren bei japanischen Eisenbahnfreunden einen ähnlichen Status, wie dies zur gleichen Zeit der Schiefen Ebene und der Baureihe 01 in Deutschland zuteilwurde. Am 15. September 1971 fand schließlich die letzte Fahrt des Niseko Express und damit eines dampfgeführten Schnellzugs überhaupt bei der Japanischen Staatsbahn statt.[2][3]
Hakodate Liner im Bahnhof Hakodate
Super Hokuto bei Shin-Sapporo
Super Kamui bei Inō
Güterzug bei Iwamizawa
Nahverkehrszug in Asahikawa
Geschichte
Die staatliche Bahngesellschaft Horonai Tetsudō eröffnete am 28. November 1880 den Abschnitt zwischen Sapporo und Minami-Otaru, zusammen mit der anschließenden Temiya-Linie zum Hafen von Otaru. Es handelte sich dabei um die erste Eisenbahnstrecke auf Hokkaidō. Eineinhalb Jahre später, am 25. Juni 1882, wurde sie von Sapporo nach Ebetsu verlängert. Schließlich erreichte sie am 13. November 1882 das bedeutende Kohlerevier um Iwamizawa.[4] Der japanische Staat verkaufte die Horonai Tetsudō am 11. Dezember 1889 an die Bergbau- und Bahngesellschaft Hokkaidō Tankō Tetsudō.[5]
Die neue Besitzerin verlängerte die Strecke am 5. Juli 1891 von Iwamizawa zur Sorachi-Brücke südlich von Takikawa.[6] Für den Weiterbau ins Zentrum der Insel fanden sich keine privaten Investoren, weshalb der japanische Reichstag im Mai 1896 das „Hokkaidō-Eisenbahnbaugesetz“ verabschiedete. Die daraufhin gegründete staatliche Gesellschaft Hokkaidō Kansetsu Tetsudō errichtete den Streckenabschnitt zwischen der Sorachi-Brücke und Asahikawa und nahm diesen am 16. Juli 1898 in Betrieb.[7]
Im Mai 1900 gründete sich eine weitere private Gesellschaft, die Hokkaidō Tetsudō. Sie eröffnete am 10. Dezember 1902 zwei nicht miteinander verbundene Abschnitte, einerseits zwischen Hakodate und Hongō (heute Shin-Hakodate-Hokuto), andererseits zwischen Shikaribetsu und Ranshima. Der südliche der beiden Abschnitte wurde am 28. Juni 1903 von Hongō nach Mori verlängert, der nördliche am selben Tag von Shikaribetsu nach Yamanichi sowie von Ranshima nach Otaru. Vier Monate später, am 3. November 1903, kam das Teilstück von Mori über Oshamambe nach Neppu hinzu. Am 18. Juli 1904 kam der Abschnitt Yamanichi–Kozawa hinzu, am 15. Oktober der Abschnitt Kozawa–Neppu. Mit dem letzten Lückenschluss am 1. August 1905 zwischen Otaru und Minami-Otaru war die Hakodate-Hauptlinie vollendet.[8]
Die Hokkaidō Kansetsu Tetsudō wurde am 1. April 1905 unter die direkte Kontrolle des Eisenbahnamtes des Kabinetts (das spätere Eisenbahnministerium) gestellt. Als Folge des vom Reichstag beschlossenen Verstaatlichungsgesetzes übernahm es am 1. Oktober 1906 die Hokkaidō Tankō Tetsudō und am 1. Juli 1907 die Hokkaidō Tetsudō, womit nun die gesamte Strecke in staatlichem Besitz war.[4][8]
Das Eisenbahnministerium baute während des Pazifikkriegs eine 35,3 km lange Alternativroute zwischen Mori und Ōnuma. Diese so genannte Sawara-Zweigstrecke ging am 25. Januar 1945 in Betrieb. Die weitgehend parallel dazu verlaufende, in den Jahren 1927/28 erbaute Strecke der Privatbahn Oshima Kaigan Tetsudō von Mori nach Oshima-Sawara (Länge 9,4 km), wurde vom Staat übernommen und am selben Tag stillgelegt.[8] Das Eisenbahnministerium baute verschiedene Abschnitte der Hakodate-Hauptlinie zweigleisig aus: Otaru–Sapporo–Iwamizawa (1909 bis 1911), Iwamizawa–Sunagawa (1923 bis 1926) und Hakodate–Kikyō (1941 bis 1944).
Die ab 1949 zuständige Japanische Staatsbahn eröffnete 1950 den Güterbahnhof Asahikawa-Ōmachi, der aber nur bis 1978 in Betrieb war. Ebenso setzte sie den Doppelspur-Ausbau fort, mit den Abschnitten Sunagawa–Takikawa (1950 bis 1956), Kikyō–Nanae (1962) und Takikawa–Osamunai (1964 bis 1966). Am 1. Oktober 1966 nahm sie zwischen Nanae und Ōnuma die Fujishiro-Zweigstrecke in Betrieb; sie wird von nordwärts fahrenden Zügen genutzt, die dadurch einen 2 % steilen Steigungsabschnitt umfahren können. In mehreren Etappen wurde von 1965 bis 1979 der größte Teil der Strecke zwischen Mori und Oshamambe zweigleisig ausgebaut. Am 28. August 1968 elektrifizierte die Staatsbahn das Teilstück Otaru–Sapporo–Takikawa. Der am 1. Oktober 1969 elektrifizierte Abschnitt Takikawa–Asahikawa erhielt am selben Tag östlich von Osamunai eine direktere Streckenführung: Statt eingleisig durch das enge Ishikari-Tal fuhren die Züge nun doppelspurig durch zwei Tunnel.[4]
Knapp ein Jahr nach der Staatsbahnprivatisierung erfolgte am 13. März 1988 auch die Elektrifizierung des Abschnitts Hakodate–Goryōkaku, im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des Seikan-Tunnels.[7] 2008 führte JR Hokkaido für die Benutzung des urbanen Teilstücks Otaru–Sapporo–Iwamizawa die berührungslose ChipkarteKitaca ein.[9] Als Vorbereitung auf die Eröffnung der Hochgeschwindigkeitsstrecke Hokkaidō-Shinkansen wurde das Teilstück von Goryōkaku zum Umsteigebahnhof Shin-Hakodate-Hokuto am 21. März 2013 ebenfalls elektrifiziert.
↑Kitacaサービス開始日決定について. (PDF, 108 kB) JR Hokkaido, 10. September 2008, archiviert vom Original am 13. September 2008; abgerufen am 26. Juni 2016 (englisch).