Hokkaido Railway Company
Die Hokkaido Railway Company (jap. 北海道旅客鉄道株式会社, Hokkaidō ryokaku tetsudō kabushiki-gaisha) ist einer der sieben Nachfolger der 1987 privatisierten japanischen Staatsbahn. Ihre Kurzbezeichnung lautet JR Hokkaido (jap. JR北海道, Jeiāru Hokkaidō). Sie betreibt das ehemals staatliche Netz auf der im Norden gelegenen Insel Hokkaidō. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Sapporo, daneben gibt es Zweigstellen in Asahikawa, Hakodate und Kushiro. JR Hokkaido ist zu 100 % im Besitz der Japan Railway Construction, Transport and Technology Agency (JRTT), einer im Jahr 2003 vom japanischen Parlament geschaffenen Selbstverwaltungskörperschaft unter Aufsicht des MLIT. ÜbersichtAm Stichtag 1. April 2024 betrieb JR Hokkaido ein Streckennetz mit einer Länge von 2254,9 km. Davon entfallen auf:[2]
Bedient werden 322 Bahnhöfe und Haltestellen, davon sind:[2]
Das Unternehmen beschäftigt 6797 Mitarbeiter. Es besitzt 401 elektrische Triebzüge, 463 Dieseltriebwagen, 23 Diesellokomotiven, 20 Shinkansen-Züge sowie zwei Dampflokomotiven für Nostalgiefahrten.[1] StreckennetzShinkansen
Hauptlinien
Sonstige Linien
Im Bau
Frühere Linien
Bis zum 13. März 1988 betrieb das Unternehmen auch die Seikan-Fähre zwischen Hakodate und Aomori. GeschichteDie Japanische Staatsbahn wurde am 1. April 1987 durch Aufspaltung in die sieben Nachfolgegesellschaften der JR Group privatisiert. JR Hokkaido übernahm den Personenverkehr auf der Insel Hokkaidō, während der Güterverkehr wie im übrigen Japan durch die Japan Freight Railway Company durchgeführt wird. Von Anfang an hatte JR Hokkaido die schwierigsten Voraussetzungen aller JR-Gesellschaften: Strenges Klima, geringe Bevölkerungsdichte, zunehmende Konzentration von Bevölkerung und Unternehmen auf die Hauptstadt Sapporo sowie eine stagnierende Wirtschaft nach dem Platzen der Spekulationsblase.[3] In den frühen 1980er Jahren hatte die Staatsbahn damit begonnen, unrentable Nebenlinien stillzulegen. JR Hokkaido führte dies nahtlos weiter, sodass das einst über 4000 km lange Schienennetz bis heute um mehr als ein Drittel geschrumpft ist.[4] Den Anfang machte 1987 die Horonai-Linie; 1988 folgten die Matsumae-Linie und die Utashinai-Linie, 1989 die Nayoro-Hauptlinie, die Shibetsu-Linie und die Tenpoku-Linie. Ebenfalls 1989 wurde die Chihoku-Linie an eine neue, von Gemeinden und Privatinvestoren getragene Gesellschaft übertragen und erhielt den neuen Namen Furusato-Ginga-Linie. Die Maßnahme war jedoch nicht erfolgreich, denn 2006 musste diese Linie aufgrund stetig sinkender Fahrgastzahlen ebenfalls endgültig schließen.[5] Nach einigen Jahren Pause setzte sich der Schrumpfungsprozess 1994 fort, als die Kamisunagawa-Zweiglinie stillgelegt wurde. 1995 war die Shinmei-Linie an der Reihe; sie war bisher verschont geblieben, da es bis dahin noch keine geeignete Straßenverbindung für einen Busersatzverkehr gegeben hatte.[4] An einigen Stellen baute JR Hokkaido sein Angebot aus. Ein Meilenstein war insbesondere die Eröffnung des 53,85 km langen Seikan-Tunnels unter der Tsugaru-Straße am 13. März 1988, der die Schienennetze auf Hokkaidō und der japanischen Hauptinsel Honshū miteinander verbindet. Der Tunnel, an dem 24 Jahre lang gebaut worden war, ist vor allem für den Güterverkehr von Bedeutung. Hingegen spielt er für den Personenverkehr nur eine untergeordnete Rolle: In den 2000er Jahren entfielen 90 % des Verkehrsaufkommens im Personentransport zwischen den beiden Inseln weiterhin auf den Flugverkehr, da die Eisenbahn weder von der Zeit noch von den Kosten her konkurrenzfähig war. Daran änderte auch die Einführung von Schlafwagenzügen wenig.[6] Das Schienennetz im Großraum Sapporo war ursprünglich nicht auf den Vorortsverkehr ausgerichtet. 1986 begann die Staatsbahn darauf zu reagieren, indem sie neue Bahnhöfe eröffnete und mehr Züge verkehren ließ. Der Bahnhof Sapporo, der bisher ein Flaschenhals gewesen war, wurde bis 1988 umgebaut und erweitert, ebenso ergänzte JR Hokkaido zwecks Kapazitätserhöhung bestehende Strecken im urbanen Gebiet um zusätzliche Gleise.[7] 1992 erhielt der südöstlich von Sapporo gelegene Flughafen Neu-Chitose einen 2,6 km langen unterirdischen Anschluss an das Schienennetz. Diese Verbindung, die in Zusammenarbeit mit der Dänischen Staatsbahn geplant worden war, entwickelte sich zum profitabelsten Teil des Netzes von JR Hokkaido.[8] Auf dem übrigen Netz konnten die Fahrtzeiten durch die Eliminierung von Langsamfahrstellen und die Einführung von Neigezügen zum Teil markant verringert werden. Beispielsweise beträgt die Zeitersparnis zwischen Sapporo und Kushiro 50 Minuten, während die Flugverbindungen zwischen Sapporo und Hakodate eingestellt wurden.[9] In den frühen 2010er Jahren war JR Hokkaido von einer Serie ernster Zwischenfälle betroffen. Am 27. Mai 2011 entgleiste ein Schnellzug der Sekishō-Linie und fing in einem Tunnel Feuer. Alle 240 Fahrgäste konnten evakuiert werden, doch 39 von ihnen erlitten Rauchvergiftungen und leichte Verbrennungen. Der damalige Vorsitzende Naotoshi Nakajima beging vier Monate später Suizid.[10] Auf derselben Strecke entgleiste am 16. Februar 2012 ein Güterzug und prallte in eine Schneeschutzmauer. Zu einer weiteren Entgleisung eines Güterzuges kam es am 19. September 2013 im Bahnhof Ōnuma auf der Hakodate-Hauptlinie. JR Hokkaido ließ verlauten, dass die Spurweite 25 mm breiter gewesen sei als vorgeschrieben (erlaubt ist eine maximale Abweichung von 19 mm, die innerhalb von zwei Wochen beseitigt werden muss). Eine vom japanischen Eisenbahnsicherheitsamt angeordnete Nachkontrolle ergab eine Abweichung von 39 mm; außerdem wurde festgestellt, dass die Prüfdaten manipuliert worden waren.[11] Im Februar 2014 leitete die Polizei von Hokkaido auf Antrag der Regierung eine Strafuntersuchung gegen das Unternehmen ein, nachdem es zugegeben hatte, dass es in 33 Wartungssektionen zu Datenfälschungen gekommen sei (was 16 % des gesamten Schienennetzes entspricht); insgesamt waren 129 Angestellte in dem Betrug involviert.[12] Im Dezember 2015 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen grober Fahrlässigkeit und Verstoß gegen das Eisenbahngesetz.[13] Nach elfjähriger Bauzeit wurde am 26. März 2016 die Hokkaidō-Shinkansen in Betrieb genommen, eine 148,9 km lange Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Aomori und Hakodate, die den Seikan-Tunnel mitbenutzt. JR Hokkaido übertrug am selben Tag die parallel verlaufende Esashi-Linie zwischen Hakodate und Kikonai an die neue Gesellschaft Dōnan Isaribi Tetsudō; den westlich daran anschließenden Abschnitt nach Esashi hatte sie zwei Jahre zuvor stillgelegt. Im Bau ist zurzeit eine Verlängerung der Hokkaidō-Shinkansen nach Sapporo; die 211,7 km lange Strecke soll im Jahr 2031 eröffnet werden. KonzerngesellschaftenJR Hokkaido ist ein Konzern, der neben dem eigentlichen Bahnbetrieb auch mehrere Tochtergesellschaften umfasst:[14]
Literatur
WeblinksCommons: JR Hokkaido – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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