HōchōHōchō (jap. 包丁, auch 庖丁, in Wortzusammensetzung: -bōchō) ist das japanische Wort für Küchenmesser. Es gibt die Unterscheidung zwischen Wabōchō und Yōbōchō, wobei die Vorsilbe „Wa-“ für japanische Messer (traditionelle Formen, oft auch handgeschmiedet) und „Yō-“ für im westlichen Stil hergestellte Messer (größtenteils aus maschineller Fertigung) steht. Die Messerklingen bestehen meist aus einem harten, aber spröden Kohlenstoffstahlkern, der mit einer oder mehreren Lagen weicheren, aber elastischeren Stahls feuerverschweißt ist.[1] FormenÄhnlich wie bei europäischen Küchenmessern haben sich spezielle Formen und Größen je nach Anwendungsbereich entwickelt. Neben Messern mit beidseitigem Anschliff (Ryō-ba) sind vor allem Messer mit einseitigem Anschliff (Kata-ba) gebräuchlich, da diese einen präziseren Schnitt ermöglichen, um beispielsweise feinere Filetierungen zu ermöglichen. Messer mit einseitigem Schliff werden sowohl in Rechts- als auch Linkshänderversionen hergestellt. KlingenformDie gebräuchlichsten Klingenformen sind:
Spezial-Klingenformen sind:
GriffformKlassisch werden die Klingen von Hōchō mit einem beinahe zylindrischen Griff aus Magnolienholz eingefasst, welcher von einer Zwinge aus Büffelhorn oder Holz fixiert wird. Yobocho werden auch mit Messergriffen im europäischen Stil hergestellt. Verwendete Stahlsorten und KlingenaufbauWegen des feineren martensitischen Gefüges werden vornehmlich nichtrostfreie Stahlsorten verwendet. Insbesondere die Yasugi-Stähle des japanischen Unternehmens Hitachi finden heutzutage Verwendung (siehe Japanischer Messerstahl). Die Namen der Stahlsorten sind durch das Verpackungspapier entstanden:
Häufig werden auch mehrfach gefaltete Mehrlagenstähle (Suminagashi) verwendet, bei denen mehrere der obigen Stahlsorten kombiniert werden (ähnlich Damaszener Stahl). Praktisch alle hochwertigen Hōchō haben laminierte Klingen, welche aus mehreren Lagen bestehen (einseitig geschliffene Messer meist aus zwei Lagen, beidseitig geschliffene Messer aus drei Lagen). Dabei wird spröder Stahl mit hoher Härte und feinem Gefüge (zur Bildung der Schneide) mit flexiblerem und pflegeleichterem Stahl feuerverschweißt, um eine hohe Klingenstabilität mit einer perfekten Schneide zu verbinden. Zudem werden auch Monostähle verarbeitet. Der Unterschied zwischen einfacher Laminierung (Kasumi), Suminagashi (Damaszener Stahl) und Honyaki liegt darin, dass Suminagashi-Stahl sehr viele dünne Lagen aufweist, welche zu einem beinahe homogenen Material verbunden werden während beim Laminat die Stahlsorten deutlich getrennt bleiben, um an unterschiedlichen Stellen der Klinge unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen. Honyaki-Klingen bestehen aus einem Monostahl, d. h. die Klinge besteht nur aus einem einzigen Stahl. Um höchste Schärfe zu erreichen, sind diese Klingen differenziell, nur im Schneidenbereich, gehärtet. Dadurch werden Farbunterschiede auf der Klinge sichtbar („Hamon“). Die Herstellung von Honyaki-Klingen geschieht ausschließlich in Handarbeit, ist sehr aufwändig und erfordert hohes Wissen und Erfahrung. Diese Klingen sind meist sehr teuer. VerwendungHandhabungHōchō werden gewöhnlich mit ziehendem Schnitt auf einem Schneidbrett aus Kunststoff oder Holz verwendet. Werden klebrige Lebensmittel (wie z. B. Sushi) geschnitten, sollte das Messer vor jedem Schnitt mit Wasser angefeuchtet werden. Bei empfindlichen Klingen sollte der Kontakt mit harten Objekten (z. B. Knochen) vermieden werden.
SchneideunterlageSchneideunterlagen (japan.: Manaita) bestehen aus Holz oder Kunststoff. In Japan werden Schneidunterlagen oft aus weichen Hölzern wie Ginkgo oder Zypresse gefertigt. Bambus ist dicht und hart, enthält aber Silizium, das Messer abstumpfen lassen kann. Schneidbretter aus harzhaltigem Nadelholz wie Kiefer sowie Hölzer mit bestimmten Inhaltsstoffen können unter Umständen Aromen auf das Schneidegut übertragen. Inhaltsstoffe von Hölzern können eine antibakterielle Wirkung haben. In der Gastronomie und für Verkaufsstellen für Lebensmittel wird teilweise jedoch die Verwendung von (spülmaschinengeeigneten) Kunststoffunterlagen gefordert. SchärfenAnders als bei europäischen Messern ist von der Verwendung eines Wetzstahles abzuraten. Die Schneidlage eines Hōchō kann eine Härte 60–65 HRC erreichen und ist damit deutlich empfindlicher als europäische Messer; das Wetzen kann daher leicht zu Ausbrüchen an der Schneide führen. Darüber hinaus ist ein Wetzstahl für die Instandhaltung der Klingen- und Schneidengeometrie bei einseitig geschliffenen Messern ungeeignet. Hōchō werden auf japanischen Wassersteinen geschärft (Körnung 400–1500) und abgezogen (Körnung 3000 und feiner).[3] Es kommen sowohl künstliche als auch natürliche Steine zur Anwendung. Keinesfalls sollten ungekühlte, trockenlaufende Schleifmaschinen verwendet werden, da durch die Reibung punktuell hohe Temperaturen entstehen können, welche das Stahlgefüge verändern, wodurch Härte und Schnitthaltigkeit verloren gehen. AufbewahrungHōchō sollten in eine Messerscheide gesteckt oder in einem Holzetui bzw. Messerblock aufbewahrt werden. Japanische Köche wickeln ihre Messer einzeln in Tücher. Reinigung und PflegeAufgrund der empfindlichen Schneiden und des nicht rostfreien Stahls sollten Hōchō nicht in der Spülmaschine gereinigt werden. Auch Holzgriffe werden in der Spülmaschine geschädigt. Stattdessen werden Hōchō mit warmem Wasser und Geschirrreiniger abgespült. Danach wird das Hōchō mit einem Tuch abgetrocknet. Bestimmte Lebensmittel (z. B. Zwiebeln, Früchte) können Verfärbungen der Klingen hervorrufen. Sie sind gesundheitlich unbedenklich und können als Patina belassen werden. Traditionell werden zur Entfernung japanische Polierpulver (Kogosa, Uchiko) eingesetzt, ein Reiniger für Kochplatten oder Edelstahlflächen ist gleichermaßen geeignet. Bei längerer Lagerung, besonders in feuchter Luft, wie sie in einer Küche vorhanden sein kann, ist es ratsam, die Klingen mit einem lebensmittelverträglichen Öl (z. B. Kamelienöl, „Tsubaki abura“) hauchdünn einzureiben. Traditionell wird dazu Reispapier verwendet, ein unparfümiertes Papiertaschentuch hat sich ebenfalls sehr bewährt. Holzgriffe und hölzerne Schneideunterlagen können ebenfalls mit Öl behandelt werden. Geeignet sind viele Pflanzenöle. Walnussöl dunkelt das Holz nur wenig ab, ist relativ geruchs- und geschmacksneutral und härtet mit der Zeit aus. Ballistol ist lebensmittelecht und für Stahl und Holz gut geeignet. Spezialöl H1 ist eine geruchslose und auch lebensmittelechte Variante von Ballistol. TriviaJapanische Köche prüfen die Schärfe ihrer persönlichen Messer oft vor jedem Gebrauch (siehe hierzu: Honbazuke). WeblinksCommons: Japanische Küchenmesser – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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