Gymnasium (Žatec)
Das Gymnasium in Žatec (deutsch Saaz) geht auf die 1256 gegründete Lateinschule zurück, die von 1386 bis 1411 unter der Leitung des Gelehrten Johannes von Saaz stand und bis 1777 von den Prämonstratensern aus dem Kloster Strahov geführt wurde. Die offizielle Gründung als städtische Schule erfolgte erst 1807 in einem Gebäude in der Innenstadt von Saaz. Seit 1903 befindet sich das Gymnasium in einem repräsentativen Gebäude in der Prager Vorstadt im südlichen Teil der Stadt. GeschichteDie Ursprünge des Saazer Gymnasiums gehen auf die im Jahre 1256 gegründete Lateinschule zurück[1]. Im Jahre 1335 wurde durch einen Erlass des Königs Johann von Luxemburg der Stadt das Recht bestätigt, den Rektor der Schule zu ernennen. In den Jahren 1386 bis 1411 stand diese Lateinschule unter der Leitung des Gelehrten Johannes von Saaz, des Autors der Dichtung „Der Ackermann aus Böhmen“. König Ladislaus Jagiello übergab 1515 das Patronatsrecht über die Kirche Mariä Himmelfahrt und die örtliche Schule an die Prämonstratenser des Prämonstratenserklosters Strahov. Mit Unterbrechungen durch die Reformation wurde nach der Schlacht am Weißen Berg die Schule bis 1777 von den Prämonstratensern betrieben. In der Zeit des Humanismus hatte die Saazer Schule einen ausgezeichneten Ruf. Daniel Adam von Veleslavin bezeichnete sie im Jahre 1579 zusammen mit den Schulen in Laun (Louny), Königgrätz (Hradec Králové) und Leitmeritz (Litoměřice) als die besten im Land Böhmen. Im 16. Jahrhundert lehrten verschiedene humanistische Gelehrte, wie Georg Ostracius oder Peter Codicillus von Tulechova am Saazer Gymnasium. Dieser schrieb in Latein „Ein elegisches Gedicht über die Saazer Schule“ (Schola Zatecensis), die nach der Pest erneuert worden war, das im Jahre 1575 gedruckt wurde. Der Schulrektor Jakob Strabo hatte 1575 einen neuen Schulplan für die „Schola Zatecensis Strabonis Glatovini“ aufgestellt, der von der Prager Universität 1586 und 1600 gedruckt wurde und für die Gymnasiallehrer in ganz Böhmen verbindlich war. Das Schulgebäude befand sich damals in der Nähe der Hauptkirche der Stadt neben dem Pfarrhaus, wo sich die heutigen Gebäude Nr. 132 und Nr. 542 befinden. Die Lage ist in einer Ansicht der Stadt Saaz von 1602 von Jan Willenberg (1571–1613) festgehalten, heute im Regionalmuseum. Nach Einstellung der staatlichen Förderung ab 1777 fand der Unterricht in den Räumlichkeiten des Dekanats statt. Im frühen 19. Jahrhundert waren die Bemühungen der Stadt zur Wiederherstellung der Schule erfolgreich, vor allem durch eine Stiftung von Katharina Andree konnte die Finanzierung der Schule gesichert werden. Im Oktober 1806 bestätigte Kaiser Franz II. die Wiedereröffnung des Saazer Gymnasiums als öffentliche Institution. Die Schule wurde in der Innenstadt auf dem Floriansplatz (heute Platz des 5. Mai), in den Räumen einer ehemaligen Brauerei (Haus Nr. 127), am 3. November 1807 eingeweiht[2]. In diesem Gebäude befand sich das Gymnasium von 1807 bis 1903. Von 1818 bis 1852 wurde es von einem 5-klassigen zum 8-klassigen Gymnasium erweitert. Die Unterrichtssprache war Deutsch. In den Jahren 1826–1850 wurde die Schule von etwa 100 bis 200 Schülern besucht. Ab 1849 wurden Latein, Griechisch, Geschichte, Deutsch, Mathematik, Biologie, Physik und Philosophie zu Pflichtfächern. Tschechisch war unter den Wahlpflichtfächern, seit 1904 aber obligatorisch. 1873 erfolgte die Umwandlung zum Staatsgymnasium, der Name lautete: Kaiserlich-königliches Staats-Obergymnasium zu Saaz (Böhmen). Bis zum Ersten Weltkrieg betrug der Anteil der tschechischen Schüler nur etwa 5 %. Im Jahre 1901 erfolgte durch die Stadt Saaz eine öffentliche Ausschreibung für den Bau eines neuen Gymnasiumsgebäudes. Die Jury (Jurymitglied war u. a. der Architekt des Prager Nationaltheaters Josef Zítek) wählte ein Projekt des Architekten Ernst Schäfer aus Reichenberg (Liberec) aus. Im Dezember 1903 fand die Einweihung des neuen Gebäudes statt, in dem das Gymnasium bis heute untergebracht ist. Die Schule erhielt den Namen: Kaiserlich-königliches Kaiser-Franz-Joseph-Staatsgymnasium in Saaz. Das imposante Gebäude ist ein einzigartiges Denkmal der Architektur des Jugendstils und ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt. Über dem Haupteingang stand in großen Lettern „Lebe um zu lernen – Lerne um zu leben“. Nach der Gründung der Ersten Tschechischen Republik verlagerte sich der Schwerpunkt vom klassischen Gymnasium zum Realgymnasium. Seit 1923 war Tschechisch Pflichtfach und es wurden auch Mädchen zugelassen. Ein hoher Anteil der Schüler und Schülerinnen waren Juden, die 1938 nach dem Anschluss des Sudetenlands an das Deutsche Reich die Schule und die Stadt Saaz verließen. Die zahlreichen jüdischen Professoren oder solche, die mit Jüdinnen verheiratet waren, wurden von der Schule entfernt. Diese Lehrer wurden durch Studienräte aus Sachsen ersetzt. Ende 1938 wurde aus dem Gymnasium (durch eine Reichsverordnung) eine „Oberschule für Jungen“, die aber auch Mädchen besuchen durften. Ab dem Schuljahr 1939/1940 trat eine Änderung im Schulsystem ein. Es wurde das reichsdeutsche Schulsystem übernommen, wonach die Schüler nach der 4. Klasse ins Gymnasium zu wechseln hatten (nicht wie bisher nach der 5. Klasse). Ab 1942 hieß die Schule dann „Ackermann-Oberschule“, benannt nach dem bekannten Werk des Johannes von Saaz. Als Folge der Kriegsereignisse wurde im Schuljahr 1944/1945 im Februar 1945 der Schulbetrieb eingestellt. Damit endete die Geschichte des deutschen Gymnasiums in Saaz. Nach dem Krieg begann der Unterricht wieder im September 1945. Das nunmehr tschechische Gymnasium hatte etwa 150 Schüler, von denen ein Drittel Mädchen waren. Etwa ein Drittel der Schüler waren Kinder der umgesiedelten Wolhynientschechen. Nach dem Februarputsch von 1948 wurden die achtklassigen Gymnasien aufgelöst und durch vierklassige Oberschulen ersetzt. Ab 1953 wurde in die Oberschule auch die elfklassige Mittelschule integriert, ab 1960 war es dann eine sekundäre Gesamtschule. Später gab es auch eine Berufsausbildung in den Fächern Landwirtschaft, Bauwesen und Ökonomie. Der ursprüngliche Name "Gymnasium" wurde erst durch die Reformen im Rahmen des Prager Frühlings 1968 wieder eingeführt.[3][4] Um den Sportunterricht am Gymnasium zu verbessern, wurde gegenüber vom Schulgebäude ein neuer Sportplatz gebaut, tatkräftig unterstützt von den Schülern unter der Leitung von Karl Heidenreich. Der Sportplatz wurde 1965 in Betrieb genommen. In den Jahren 1973 bis 1975 fand eine Renovierung des Gebäudes statt, dabei wurden die Fenster nach Entwürfen des Architekten Fanta mit neuen Glasmalereien versehen. Von den gesellschaftlichen Veränderungen im Jahr 1990 waren Personalfragen, Organisationsformen und die Ausbildung betroffen. Der Schulträger ist jetzt der Ústecký kraj (Aussiger Kreis). Das Gymnasium hat z. Z. etwa 300 Schüler und 29 Lehrer (20 Frauen, 9 Männer). Es gibt eine vierjährige Form (nach der 9. Klasse) und eine achtjährige Form (nach der 5. Klasse) der Ausbildung. Eine Schulpartnerschaft besteht mit dem Goethe-Gymnasium in Reichenbach im Vogtland. SchulleiterBis 1849 wurde der Schulleiter als "Präfekt" bezeichnet, danach als Rektor, bis 1873 waren die Rektoren Mitglieder des Prämonstratenserordens.
Bekannte Lehrer
Bekannte Schüler
Einzelnachweise
WeblinksCommons: Gymnasium Saaz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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