Gustav Wiedermann war der Sohn des Architekten Karl Wiedermann (1815– um 1875). Nach dem Architektur-Studium in Prag, Graz und München kehrte er in seine Heimatstadt Franzensbad zurück, wo er ab 1873 an den Bauvorhaben seines Vaters mitwirkte. Diese Bauten mit dem charakteristischen gelb-weißen Kaiserstil hat das unverwechselbare Erscheinungsbild des gesamten Zentrums der Kurstadt geprägt. Sein Baustil kann als romantischer Historismus bezeichnet werden, in dem sich Elemente der Neorenaissance, des Eklektizismus und des späten Neoklassizismus vermischen.
Für seine russisch-orthodoxen Kirchenbauten, insbesondere für den Bau der Kirche der hl. Olga von Kiew in Franzensbad, wurde Gustav Wiedermann der Kaiserlich-russische Orden der hl. Anna des Russischen Reiches verliehen. Außerdem erhielt er bei einem Besuch des serbischen Königs Milan I. in Franzensbad den serbischen Orden des Heiligen Sava.
Im Jahr 1889 wurde Gustav Wiedermann Vorsitzender des örtlichen Pflanz- und Verschönerungsvereins und war von 1900 bis 1910 kaiserlicher Rat und Bürgermeister von Franzensbad.
Der Wiedermann-Park in Franzensbad mit dem Aussichtsturm Dankwarte (1916), jetzt Rozhledna Zámeček, wurde ihm zu Ehren benannt. Die Bauten von Gustav Wiedermann und seinem Vater Karl Wiedermann, die den größten Teil des öffentlichen Raums des Kurortes um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert geprägt haben, blieben bis heute nahezu unverändert erhalten. Wegen der vielen Verdienste um seine Vaterstadt wird er auch als „Schöpfer des modernen Franzensbad“ verehrt.[4]
Bauten
In Františkovy Lázně
Saalanbau des Kur- und Gesellschaftshauses (1877)[5]
Villa Imperial (1877/78) Františkovy Lázně, Dr. Pohoreckého 151/3, von Karl Wiedermann, fertiggestellt von Gustav Wiedermann (1878)[6][7]
Kurbad II, genannt Kaiserbad (Císařské Lázně) (1872–1880), zusammen mit Karl Haberzettl (1848–1906)
Russisch-orthodoxe Kirche der hl. Olga (1887–1889), nach einem Entwurf von Alexander Lawrentjewitsch Ober, älteste orthodoxe Kirche in Tschechien[8][9]
Anbau des Israelitischen Hospitals an die Synagoge in Franzensbad (1898), zerstört
Aussichtsturm und künstlichen Burgruine, genannt Salingburg (1906)
Villa Steinsberg (1906) Františkovy Lázně, Kollárova 180/7[10]
Neue Kolonnade mit Gasbädern (1912), zusammen mit Gabriel von Seidl[11]
Alexandr Martinec: Pravoslavné chrámové stavby na území západních Čech (Orthodoxe Kirchenbauten in Westböhmen), Bakalaureus-Arbeit, Karlsuniversität Prag, Praha 2013, 75 S. (tschech.), siehe [2]
↑ Lambert, André; Stahl, Eduard (Hg.): Wirtschaftsgebäude in Franzensbad. [Ausgeführt von Gustav Wiedermann, Franzensbad]. Tafel 94 in: Moderne Architektur. Ausgeführte städtische Wohngebäude, Geschäfts- und Einfamilienhäuser, Villen mit ihren Nebenbauten, interessante Details und Innenansichten, Holz- und Zierbauten, Grundrisse etc. etc. in farbiger Darstellung. Verlag: Stuttgart Konrad Wittwer, 1890, siehe [1]