Gustav Wasa (Brentano)![]() (1778–1842) Gustav Wasa ist eine Literatursatire[1] von Clemens Brentano, die, anno 1798 geschrieben[2], im Frühsommer 1800 unter dem Titel Satiren und poetische Spiele von Maria. Erstes Bändchen. Gustav Wasa bei Wilhelm Rein in Leipzig als erste Buchpublikation des Autors[3] erschien. KotzebueBrentano persifliert in seiner Farce zwei Stücke des seinerzeit populären deutschen Bühnenautors August von Kotzebue; das Lustspiel Der hyperboreische Esel und das Schauspiel Gustav Wasa. Indem Kotzebue das letztere Stück den Herausgebern des Athenäums widmet[4], greift er Schlegel an. Dieser hatte sich als Hyperboreer bekannt – als einer, der Apollon Esel opfere, damit sich der Gott an den wunderlichen Sprüngen dieser Tiere ergötze.[5] Kotzebue lässt in seinem Stück einen gewissen Karl auftreten, mit dem er Friedrich Schlegel[6] meint.[7] Am Ende des Stücks wird Karl ins Tollhaus geschickt.[8] WasaBrentano verwendet wenige Episoden aus den Jugendjahren seines Titelhelden Gustav Wasa. Die Handlung setzt zu Beginn des Jahres 1520 ein, als Wasa, vom Lübecker Bürgermeister Nikolaus Brömse bereits ein halbes Jahr in Hollstein beherbergt, in das heimatliche Schweden aufbrechen will. Im Kampf gegen den Dänenkönig Christiern[9] war Gustav Wasa in Gefangenschaft geraten, aus der ihm die Flucht gelungen war. Sonst kommen in dem Stück noch eine Begegnung mit Margaretha Löwenhaupt, einer seiner späteren Frauen und eine weitere Befreiungsaktion, diesmal initiiert und persönlich ausgeführt von seiner lieben Schwester Margaretha Wasa, vor. Inhalt
Brentano nimmt aus Kotzebues Stück den Fürsten, den Baron von Kreuz, dessen Tochter Malchen und die Frau von Berg in die Szene hinein. Der Fürst lädt den Baron und die Seinen in die Residenz ein. Kotzebue wird dort seine Komödie „Gustav Wasa“ zu Ehren von Hansens Vermählung aufführen. Hans, der Sohn Frau von Bergs und Malchens Bräutigam, fürchtet, er werde das Lustspiel nicht verstehen. Der Fürst, der Hans zum Oberforstmeister ernennen will, zerstreut die Bedenken. Man fährt auf dem Jagdwagen des Fürsten, vom Esel gezogen, in die Residenz. Der Fürst reitet den Esel.
Der Dramatiker Seneka meint, die „verdammten Comödien“ störten den Hausfrieden in der Bibliothek. Tertullian und Ovid tun die Komödie als süßliches Getränk ab. Der hyperboreische Esel beruhigt die römischen Dichter: Kotzebue werde im Gustav Wasa „vielen Spaaß machen“. Kotzebues Stücke, Kinder eines Volksdichters, darunter „Menschenhass und Reue“, melden sich zu Wort und widersprechen sofort. Witzig sein sei alles. Valerius Maximus, Sankt Cyprian, Properz, Minutius Felix, Cicero und Julian Apostata – Autor des Barthassers – aber stellen sich auf die römische Seite. Ein Plauderer – Prince de Conty – wird von einem Bibliothekar abgelöst. Ein Buch unter dem Arm des Bibliothekars, ein Band „Schwedische Geschichte“, mokiert sich über Kotzebues Umgang mit den Quellen. Unvermittelt kommen auch noch „Schillers Glocke“, Woldemar und Jakob Böhm zu Wort.
Der Weg in Das innere Schauspielhaus führt den Zuschauer über Einen öffentlichen Garten, eine Mooshütte, Ein Gasthaus und das äußere Schauspielhaus. Monsieur Abonnement, Brentano nennt ihn Abon, langweilt sich im öffentlichen Garten und erhofft von Herrn Betedoux, einem Lohnlakay, der Lakay genannt wird, Zerstreuung. Zum Zeitvertreib werden Schlegels „Lucinde“ und der angeblich unpoetische „Prinz Zerbino“ von Tieck kritisiert. Kurzerhand wird dem unschuldigen Abon der Strick gedreht. Nach der Untat zieht der Lakay unbekümmert seinen Knigge aus der Tasche und schlägt über den Umgang mit Erhängten nach. Baron von Kreuz passiert das Gasthaus. In der Gaststube wird über die Kotzebueschen Stücke schlecht geredet. Man sollte sie im Dunkeln aufführen. Am Schauspielhaus hängt der aufgeknüpfte Abon. Der Gehenkte kann sogar noch sprechen. In den Logen des Schauspielhauses werden zierliche Frauen und auch der Baron von Kreuz mit Anhang – „Leute von Stande vom Lande“ – von den Logengeistern willkommen geheißen. Ein kleiner reiner deutscher Dichter wird erwähnt – J. P. Richter. Bei Brentano kommen die Säulen, die Wände, Arabesken und das ganze Gebäude zu Wort. Zuschauerinnen hegen Erwartungen. Etwas zu lachen soll es geben. Man möchte bei ausreichender Beleuchtung gesehen und gerührt werden.
In einem Dorfe bei Lübeck ist Gustav Wasa als Ochsenknecht bereits monatelang untergetaucht. Erich Banner, vom dänischen König ausgesandt, kommt. Er soll den Sträfling einfangen. Gustav und der Lübecker Bürgermeister stimmen den Edelmann durch Zureden um, so dass der Gesandte über Schwedens schweres Los weint. Gustav darf mit einem braven Schiffer nach Hause segeln. Dort harrt das schwedische Heer seiner.[10] Sogar dem Theatergeist ist dieser Schwenk zu viel:
ruft er aus. Die Darstellerin Bassgeige wird gebeten, den Sturm während der Überfahrt Gustav Wasas ein klein wenig zu unterstützen. Kotzebue, der Autor des Stücks, macht die Sinfonie unmittelbar vor dem ersten Aufzug für einige Krankheitsfälle im Publikum verantwortlich. Es grassiert Engbrüstigkeit.
Als Gustav in Begleitung des Lübecker Bürgermeisters in Schweden landet, wird er von Margaretha Löwenhaupt begrüßt:
Die Gefolgschaft murrt:
…
Der Handlungsort wechselt. In Kolmar befreit Margaretha Wasa ihren Bruder aus einem Verlies. Margaretha geht während der Tat mit dem Feind nicht zimperlich um:
Kotzebue freut sich, weil das Stück einem Herrn Hofrat gefällt. Die Bassgeige muss das Murren des schwedischen Volkes über den Tyrannen Christiern grundieren. Der Sinfonie zweiter Teil ist nicht aufführbar, denn ein am ersten Teil Erkrankter ist gestorben. Man möchte nun statt der Ohren die Nasen strapazieren und will arabisches Räucherpulver streuen. Talia bedauert den Autor, den das Gewissen quält, weil er den Herrn Abon aufknüpfen ließ.
Zuletzt schläft Gustav Wasa. Der „Verfasser dieser Posse“ muss das Publikum unterhalten:
Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Der Verfasser, dieser „erschreckte Dichter“, fühlt sich bedroht. „Heftiger Lerm“ naht. Das hat er nun von seiner Einfalt! Alles hat er hingeschrieben und aufführen lassen. Die „Menschen“ und „Leute“ nehmen den erhängten Herrn Abon herunter, tragen ihn in ein „Todtenhaus“ und „schlafen über den Wasa ein“.[16] Zitat
FormBrentano kontaminiert Kotzebue; dichtet dessen Schöpfungen teilweise dreist in Knittelverse um.[18] Tote Gegenstände kommen zu Wort. Zum Beispiel sagt die Lampe: „Laß uns den Mensch einmal besehen.“[19] Gustav Wasa sprich über Louis Capet[20], eine noch nicht geborene Person. Natürlich wimmelt das Stück von heute inzwischen ungebräuchlichen Formen. Zum Beispiel sagt Gustav Wasa: „Und darum hab ich mich gerochen.“[21] Selbstzeugnisse
Rezeption
Ausgaben
Forschungsliteratur
Zitierte Textausgabe
Weblinks
Einzelnachweise„Quelle“ meint die zitierte Textausgabe in der Form (Seite, Zeile von oben).
|
Portal di Ensiklopedia Dunia