Hocke wurde am 1908 in Brüssel als Sohn des deutschen Kaufmanns Josef Hocke und seiner Frau Anna de Nève geboren. 1919 übersiedelte die Familie nach Viersen; Hocke besuchte dort das Humanistische Gymnasium. Sein Mitschüler und Freund war Adolf Frisé[1]. Als Student schrieb er einen offenen Brief an Alfred Döblin, darin er die Orientierungslosigkeit wie die Schwierigkeit der Jugend, sich ähnlich den vorangegangenen Generationen von festen Institutionen abzusetzen, schilderte.[2] Döblin antwortete mit seiner Schrift Wissen und Verändern! Offene Briefe an einen jungen Menschen. Er studierte Literaturwissenschaft in Berlin, Bonn und Paris – besonders bei Ernst Robert Curtius – und wurde 1934 promoviert. 1937 heiratete er Mary Turner; ihr Sohn Martin wurde 1937 geboren († 2005).
Er arbeitete zunächst als Journalist für die Kölnische Zeitung, laut Luise Rinser während der Nazidiktatur ein „Nest passiver Resistenz“. 1940 schickte ihn diese Zeitung als Korrespondenten nach Rom, wo er nebenher an seinem Roman Der tanzende Gott – einer Parabel auf das Leben unter der Nazi-Diktatur – arbeitete. Nach Kriegsende wurde Hocke in einem Kriegsgefangenenlager in den USA interniert. 1946 zurück in Deutschland, war er mit Hans Werner Richter und Alfred Andersch an der Begründung der LiteraturzeitschriftDer Ruf beteiligt.
1949 kehrte er als erster deutscher Italienkorrespondent für verschiedene deutsche Zeitungen und Zeitschriften nach Rom zurück. 1951 heiratete er Edeltraud Effenberger; ihnen wurden ein Sohn, Roman (1953), und eine Tochter, Angelika (1956), geboren. Ab 1975 war er ganz als freier Schriftsteller tätig. 1985 starb er nach langer schwerer Krankheit an seinem Wohnsitz südlich von Rom.
Schwerpunkt seines schriftstellerischen Interesses wurde der Manierismus. Hockes zeitlich weit gefasster Begriff schloss auch moderne Künstler ein wie Fabius von Gugel oder Fabrizio Clerici. Er unterschied zwischen der kunsthistorischen Epoche und einem Manierismus als Lebensgefühl: als groteske „Ausdrucksgebärde“ des „problematischen Menschen“, die in den meisten kulturhistorischen Epochen als Reaktion auf die klaren Formen einer „klassischen“ Episode auftrete.
Lukrez in Frankreich von der Renaissance bis zur Revolution. Phil. Diss. Bonn 1934
Das verschwundene Gesicht. Ein Abenteuer in Italien. Rauch, Leipzig 1939
Der tanzende Gott. Roman. Nymphenburger, München 1948
Wandlungen der europäischen Ars Sacra / Zu den Ausstellungen christl. Kunst in den Missionsländern u. zeitgenössischer christlicher Kunst in Rom. In: DAS MÜNSTER. Nr. 1-2/1951, S50-55. Verlag Schnell+Steiner GmbH, Regensburg 1951
Die Welt als Labyrinth. Manier und Manie in der europäischen Kunst. Beiträge zur Ikonographie und Formgeschichte der europäischen Kunst von 1520 bis 1650 und der Gegenwart. Rowohlt (rde 50/51), Hamburg 1957
erweiterte Neuausgabe als: Die Welt als Labyrinth. Manierismus in der europäischen Kunst und Literatur. Rowohlt, Reinbek 1987
Manierismus in der Literatur. Sprach-Alchemie und esoterische Kombinationskunst. Rowohlt (rde 82/83), Hamburg 1959
Magna Graecia. Wanderungen durch das griechische Unteritalien. Erdmann, Herrenalb/Berlin 1960
Das europäische Tagebuch. Limes, Wiesbaden 1963
Verzweiflung und Zuversicht. Zur Kunst und Literatur am Ende unseres Jahrhunderts. Piper (sp 112), München 1974
Malerei der Gegenwart. Der Neo-Manierismus. Vom Surrealismus zur Meditation. Limes, Wiesbaden 1975
Schriftsteller und Maler Joachim Fernau. Sein malerisches Werk. Limes, Wiesbaden 1976
Narrenschiff im Labyrinth. Zum Werk des Malers Werner Holz und zur geistesgeschichtlichen Wende der siebziger Jahre. KVHS-Galerie, Ludwigshafen 1979
Die Welt als Labyrinth. Manierismus in der europäischen Kunst und Literatur. Durchgesehene und erweiterte Ausgabe, einmalige Sonderausgabe, herausgegeben von Curt Grützmacher. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1991, ISBN 3-498-09184-0.
Im Schatten des Leviathan. Lebenserinnerungen 1908–1984. Herausgegeben und kommentiert von Detlef Haberland. Deutscher Kunstverlag, München 2004, ISBN 3-422-06428-1
Herausgeber
Der französische Geist. Die Meister des Essays von Montaigne bis zur Gegenwart. Rauch, Leipzig 1938
Neuausgabe als: Der französische Geist. Die Meister des Essays von Montaigne bis Giraudoux. Diogenes (detebe 21634), Zürich 1988
Europäische Künstlerbriefe. Bekenntnisse zum Geist. Rauch, Leipzig 1938
Deutsche Satiren des 18. Jahrhunderts. Rauch, Dessau 1940
Das europäische Tagebuch. Limes, Wiesbaden 1963
Neuausgabe als: Europäische Tagebücher aus vier Jahrhunderten. Motive und Anthologie. Limes, Wiesbaden/München 1986; Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1991
Literatur
Jutta Busch (Hrsg.): Hommage à Gustav René Hocke. Die Welt als Labyrinth. Eckers, Viersen 1989
Hans Mayer: Erinnerung an Gustav René Hocke, in ders., Zeitgenossen, Frankfurt am Main 1999, S. 260–268.