Die Stadt liegt in Hinterpommern am Fluss Rega, etwa 48 Kilometer südwestlich von Kołobrzeg (Kolberg) und 90 Kilometer nordöstlich von Stettin. Die Ostseeküste ist 28 Kilometer entfernt.
Geschichte
In der Mitte des 13. Jahrhunderts herrschten in Pommern die Greifenherzöge Barnim I. und Wartislaw III. Sie riefen zur Stärkung ihres Herrschaftsgebiets Deutsche ins Land, Barnim siedelte vornehmlich Deutsche in den östlichen Gebieten an, während Wartislaw in dem von ihm beherrschten westlichen Bereich holländische und dänische Siedler anwarb. Beide Herzöge wetteiferten ab 1234 mit der Gründung von Städten. Zu Wartislaws Stadtgründungen gehören unter anderem Greifswald, Demmin und Kolberg. Erst zwei Jahre vor seinem Tod stellte er 1262 eine Stadtgründungsurkunde nach lübischem Recht für eine am Mittellauf des Flusses Rega gelegene Siedlung aus, der er 100 Hufen Land überließ. Der künftige Statthalter Jakob von Trebetow bekam davon 20 Hufen und den Auftrag, die Stadtgründung voranzutreiben. Dies alles geschah, ohne dass für die zukünftige Stadt ein Name festgelegt wurde. Erst nach dem Tode von Wartislaw verlieh dessen Erbe Barnim I. der Stadt den Namen Griphenberch.
Nach der Verleihung des Rechts der freien Schifffahrt auf der Rega gelangte die Stadt schnell zu Wohlstand. Der Handel blühte weiter auf, nachdem 1365 der Beitritt zur Hanse erfolgte. Greifenberg umgab sich mit einer Stadtmauer, durchbrochen von drei Toren, von denen das Hohe und das Steintor noch heute erhalten sind. Ende des 13. Jahrhunderts wurde mit dem Bau der dreischiffigen Backsteinkirche St. Marien begonnen. In einer Urkunde aus dem Jahr 1386 wird eine Lateinschule in Greifenberg erwähnt, die zu den ältesten in Pommern gezählt wird. Im 15. Jahrhundert gab es mehrfach Streitigkeiten mit dem nördlich gelegenen Treptow, das versuchte, von den auf der Rega fahrenden Greifenberger Schiffen Zoll einzufordern. Der Konflikt eskalierte, als Treptow 1449 versuchte, den Fluss für alle aus Süden kommenden Schiffe zu sperren.
1658 brach ein verheerender Stadtbrand aus, dem auch die Marienkirche zum Opfer fiel. Ihr Wiederaufbau dauerte zehn Jahre. Zu dieser Zeit befand sich Greifenberg im Ergebnis des Westfälischen Friedens bereits unter der Herrschaft Brandenburgs und war verwaltungsmäßig in den Greifenberger Kreis eingegliedert worden. Während des 18. Jahrhunderts dehnte sich die Stadt durch die Errichtung der Camminer und Triglaffer Vorstadt aus, und es kam zu Umschichtungen der Erwerbsquellen. War bisher der Seehandel dominant gewesen, wurde er allmählich durch die Leinenweberei verdrängt, mit der die Stadt sich später einen guten Namen machte.
Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1818 wurde Greifenberg Kreisstadt des Landkreises Greifenberg. Im Rahmen einer Stadterweiterung entstand die Greifenberger Neustadt. Zu dieser Zeit lebten etwa 5.000 Menschen in der Stadt. 1852 erhielt die Stadt ein Gymnasium, das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium.[2] 1882 erfolgte der Anschluss an die Bahnlinie Altdamm – (Kolberg, und am 1. Juli 1896 wurde die Greifenberger Kleinbahn, eine Schmalspurbahn, eröffnet. Dadurch mit bedingt siedelten sich neue Industriebetriebe wie Zucker-, Ofen- und Tonwarenfabriken an. Um 1900 hatte Greifenberg zwei evangelische Kirchen (darunter die Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert), eine Synagoge, ein Gymnasium, eine Unteroffiziersschule und war Sitz eines Amtsgerichts.[3]
Als am Ende des Zweiten Weltkrieges die sowjetischen Truppen die Stadt eroberten, fiel die Innenstadt einem Großbrand zum Opfer, und am Ende der Kampfhandlungen war Greifenberg zu etwa 40 Prozent zerstört. Die Stadt wurde nach Kriegsende unter polnische Verwaltung gestellt, und es begann die Zuwanderung von Polen und Ukrainern, die vorwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Die verbliebenen deutschen Bürger wurden aus ihren Häusern gedrängt, und es begann ihre Vertreibung, die 1946 abgeschlossen war. Die Stadt Greifenberg wurde in Gryfice umbenannt.
Die katholische St.-Marien-Kirche wurde Ende des 13. Jahrhunderts im Stil der Backsteingotik errichtet und in der Folgezeit mehrmals umgebaut. Der Turm mit welscher Haube stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Die St.-Georgs-Kapelle wurde um 1500 im backsteingotischen Stil als Krankenhauskapelle erbaut und wird heute als Friedhofskapelle genutzt.
Friedrich George Born (1757–1807), deutscher Jurist, Erster Bürgermeister von Greifenberg und städtischer Landrat von 1791 bis 1807
Walter Goehtz (1878–1946), deutscher Verwaltungsbeamter, Bürgermeister von Greifenberg von 1911 bis 1935
Gmina Gryfice
Allgemeines
Die Stadt- und Landgemeinde Gryfice umfasst eine Fläche von 261,30 km² und nimmt damit 25,7 % der Fläche des Powiat Gryficki (Kreis Greifenberg) ein. Mit mehr als 23.500 Einwohnern ist sie die zwölftgrößte Gemeinde in der – 114 Gemeinden umfassenden – Woiwodschaft Westpommern.
Das gesamte Gemeindegebiet wird von der Rega (Rega) in Süd-Nord-Richtung durchzogen, die hier zahlreiche Nebenflüsse (u. a. Mołstowa (Molstow), Lubieszowa (Lübsow-Bach), Gardominka (Kardeminer Bach)) aufnimmt.
Im Powiat Gryficki befinden sich einige populäre Badeorte, darunter Pobierowo (Poberow), Rewal (Rewahl), Niechorze (Seebad Horst) und Mrzeżyno (Deep).
Verkehr
Straßen
Im Gebiet der Gmina Gryfice treffen drei Woiwodschaftsstraßen (DW) aufeinander, die die Stadt- und Landgemeinde in alle Richtungen mit den Nachbarregionen verbinden:
Innerhalb der Gemeinde Gryfice verläuft die Linie 402 der Polnischen Staatsbahn (PKP) Koszalin (Köslin) – Kołobrzeg (Kolberg) – Trzebiatów (Treptow a.d. Rega) – Gryfice – Płoty (Plathe) – Goleniów (Gollnow) mit drei Stationen: Baszewice (Batzwitz), Gryfice und Górzyca Reska (Görke a.d. Rega).
Durch das gesamte Gemeindegebiet führte seit 1896 das Bahnnetz der Greifenberger Kleinbahn mit Stationen in Gryfice (Kleinbahnhof), Popiele (Chausseehaus), Rybokarty (Ribbekardt), Wilczkowo (Völschenhagen) und Niedźwiedziska (Medewitz). In der Stadt Greifenberg (Gryfice) begegneten sich die Strecken:
Greifenberg – Horst (Niechorze) – Treptow a.d. Rega (Trzebiatów),
Greifenberg – Dummadel (Tapadły) – Treptow a.d. Rega,
Hermann Riemann: Geschichte der Stadt Greifenberg in Pommern – Eine Gedächtnisschrift zum Sechshundertjährigen Jubiläum der Stadt. Toepler, Greifenberg i. Pom. 1862; 279 Seiten, urn:nbn:de:gbv:9-g-4903105 (bis ca. 1860 reichende ausführliche Stadtchronik).
Martin Wehrmann: Geschichte von Land und Stadt Greifenberg. Weichert, Hamburg 1988, ISBN 3-926033-01-0 (unveränderter Nachdruck der Erstauflage Greifenberg 1927).
Unser Pommerland, Jg. 18, Heft 7–8: Stadt und Kreis Greifenberg.
Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern – Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. Berlin 1865, S. 165–179; Stadtchronik mit zahlreichen Quellenangaben; Textarchiv – Internet Archive.
↑Das höhere Schulwesen in Preußen – Historisch-statistische Darstellung. Im Auftrage des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten herausgegeben von L. Wiese. Wiegandt und Grieben, Berlin 1864, S. 146–147, online).
↑ abFriedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin / Stettin 1827, S. 170–171 (books.google.de).
↑Christian Friedrich Wutstrack (Hrsg.): Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung von dem königlich-preußischen Herzogtum Vor- und Hinterpommern. Stettin 1793, Übersichtstabelle auf S. 736.
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil III: Provinz Pommern, Berlin 1874, S. 68–69, Nr. 1 (books.google.de).