Die Stadt Greiffenberg im Herzogtum Jauer entstand wahrscheinlich während der Herrschaft des Herzogs Bolko I. von Schweidnitz-Jauer im Waldgebiet zwischen Böhmen, dem schlesischen Bobergau und dem lausitzischenGau Zagost.[1] Ein Stadtprivileg zu Löwenberger Recht wurde 1354 erteilt, 1405 bekam die Stadt das Recht Mauern zu errichten. Die Entstehungsgeschichte einer an der Stadtmauer gelegenen Stadtburg ist nicht bekannt.[1] Zuerst herzoglich kam sie 1418 gemeinsam mit der zwei Kilometer südlich gelegenen Burg Greiffenstein und der Stadt Friedeberg durch Schenkung des böhmischen Königs Wenzel an dessen Rat Jan von Chotěmice. Dieser verkaufte die Herrschaft noch im selben Jahr an den Ritter Gotsche II. Schoff, Herrn auf Kynast, dessen Nachfahren (die sich fortan ihm zu Ehren „Schoff, Gotsch genannt“ schrieben) sie bis 1945 innehatten.
Die Namen der an der Grenze zur Lausitz liegenden Burg Greiffenstein oder der Grenzstadt Greiffenberg könnten von einem Angriff eines Feindes stammen. Der Chronikschreiber Knie berichtet in einer geographischen Beschreibung Schlesiens aus dem Jahr 1832 aufgrund einer alten Sage, dass während der Errichtung der Burg ein Nest mit jungen Greifen gefunden worden sei und deshalb die Burg „Greiffenstein“ genannt wurde. Diese Sage spiegelt sich im Wappen wider, welches einen märchenhaften Vogel – halb Adler, halb Löwe –, der in seinen Krallen einen Ritter im Harnisch hält, zeigt. Dasjenige von Greiffenstein stellt denselben, legendären „Vogel“ mit einem Stein in den Klauen dar und ist in das Wappen der Freiherren und später der Grafen Schaffgotsch eingegangen.
Das 15. Jahrhundert brachte eine ganze Reihe Katastrophen: gewaltige Stürme mit Überschwemmungen, Seuchen, die die Einwohner bis auf zwölf Menschen hinwegrafften und die umliegenden Dörfer verwüsteten, Dürren und Brände der ganzen Stadt. Die von 1427 bis 1431 mit Unterbrechungen andauernden Hussitenkriege hatten viele Schäden verursacht. Trotz dieser Widrigkeiten schaffte es das Bürgertum der Stadt, im Jahr 1512 die gemauerte St.-Hedwigs-Kirche und das Pfarrhaus wiederaufzubauen. 1524 wurde ein prachtvolles Rathaus errichtet. Im Jahr 1542 wurde der Glockenturm der Kirche erhöht. 1544 ließ Hans Schaffgotsch am Queis eine Mühle mit sechs Mühlrädern bauen und hinter dem Hirschberger Tor errichtete er mit seinem Bruder Christoph ein Krankenhaus. Aus dieser Zeit stammt ein einzigartiges Epitaph der Familie Schaffgotsch. Es erinnert an das Unglück der Familie in den Jahren 1584–1589, als Hans Schaffgotsch und seine Frau Magdalena v. Zedlitz verstarben, wenig später ihr Sohn Hans Ulrich, die Tochter Magdalena und 1601 schließlich deren Mann Christoph. Das in Sandstein gehauene Werk mit Porträts der Verstorbenen in natürlicher Größe ist eines der wenigen solcher Werke, die im Renaissancestil entstanden sind. Außerdem befinden sich in der Schaffgotsch-Kapelle die Gräber von Christophs zweiter Frau, Eleonore von Promnitz, in zweiter Ehe verheiratet mit dem Grafen Johann Georg von Hohenzollern, und seiner 1631 verstorbenen Schwiegertochter Barbara Agnes Schaffgotsch, der Tochter des Herzogs Joachim Friedrich und Gemahlin des Generals Hans Ulrich von Schaffgotsch. Während des Dreißigjährigen Krieges stürmten 1645 die Schweden den Greiffenstein, den sie schon fünf Jahre zuvor vergeblich belagert hatten.
Mitte des 17. Jahrhunderts gab es in Greiffenberg schon 26 Warenhäuser, die Geschäfte im Inland und im Ausland betrieben. Das Entstehen der Manufakturen hatte die kleinen Heimproduktionen in organisiertere Formen umgewandelt. Die Betriebe hatten die Produktion von Leinen-Damast und anderen Stoffen begonnen. Die ökonomische Lage begann sich zu stabilisieren, als im Jahr 1783 ein gefährlicher Brand ausbrach. Der Brand zerstörte die Brauerei, Mälzerei, das Pfarrgebäude und 120 Bürgerhäuser. Verschont blieben nur die Häuser an der südlichen und westlichen Ringseite. Die Napoleonischen Kriege verursachten keine größeren Schäden. Wichtiges Industriezentrum und bedeutendstes Unternehmen wurden die Greiff-Werke, in deren Textilfabriken insgesamt 7000 Menschen arbeiteten.
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Greiffenberg zusammen mit dem größten Teil Schlesiens 1742 an Preußen. Nachfolgend wurde es 1816 dem Kreis Löwenberg eingegliedert, mit dem es bis 1865 verbunden blieb.
Die damals modernste Fabrik des Unternehmens Siemens wurde 1927 eröffnet und im Jahr 1996 durch ITT Industries übernommen. Während der Inflationszeit gab die Stadtsparkasse eigene städtische Geldscheine und Münzen aus.
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Greiffenberg 1945 wie fast ganz Schlesien an Polen. Nachfolgend wurde es in Gryfów Śląski umbenannt. Die einheimische deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht vorher geflohen war, weitgehend vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsumgesiedelte aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.
Von 1975 bis 1998 gehörte Gryfów Śląski zur Woiwodschaft Wałbrzych.
1996 wurden für das Gemeindewappen und die Flagge die historischen Farben blau und gelb der Oberlausitz festgelegt, deren Ostgrenze der Queis bildet.
Die St.-Hedwigs-Kirche (Kościół św. Jadwigi) ist eine römisch-katholische Kirche aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts. Der Hauptaltar wurde 1606 geschaffen. Im Inneren der Kirche befindet sich die Grablege der Familie von Schaffgotsch.
Die mehrmals umgebaute Pfarrschule wurde 1587 errichtet, das Pfarrhaus daneben ist von 1531.
Ein erstes Rathaus entstand um 1276. 1524 wurde ein neues steinernes Rathaus in der Mitte des Rings errichtet und nach mehreren Bränden immer wiederaufgebaut. Der heutige Bau mit Mansarddach entstand im Stil des Klassizismus in rechteckiger Form. 1929 brannte der Turm ab. Beim Wiederaufbau erhielt er einen schlichten Aufbau aus Stahlbeton, der sowohl wegen seiner abstrahierten Form als auch wegen des Materials für den Umgang mit einem historischen Gebäude neuartig war.[2]
Reste der mittelalterlichen Stadtmauern aus dem 15.–16. Jahrhundert, Überreste der Stadtmauern, deren Geschichte bis in das Jahr 1300 zurückreicht, als Bolko I. veranlasste, die Stadt mit Stadtbefestigungen zu umgeben.
Katholischer Friedhof vom 16. bis zum 20. Jahrhundert
Evangelischer Friedhof, angelegt Anfang des 19. Jahrhunderts
Haus der Schützenbruderschaft aus dem Jahr 1756
Die Häuser Am Ring haben an der Vorderseite die Originalgiebel erhalten. Es sind Nr. 1/2, 3, 4, 5, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 31–32, 33, 34, 37, vom 16. bis zum 18. Jahrhundert sowie aus dem 19. Jahrhundert; Nr. 6 stammt ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert, wurde 1730 und im 20. Jahrhundert geändert.
Ringbrunnen von 1908
Historische Brücke über den Queis aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
am 1. Dezember; davon 2801 Evangelische (2799 mit deutscher Muttersprache, ein Einwohner mit polnischer Muttersprache und ein Einwohner mit einer anderen Sprache), 604 Katholiken (591 mit deutscher Muttersprache, zwei mit polnischer Muttersprache, zehn sprechen eine andere Sprache, und eine Person spricht Deutsch und eine andere Sprache) und acht Juden[11]
Arno Schmidt (1914–1979), Schriftsteller, seit 1934 tätig bei den Greiff-Werken in Greiffenberg; seit 1938 dort bis zur Einberufung in den Zweiten Weltkrieg wohnend.
Literatur
Greiffenberg in Schlesien, Stadt, rechts der Queis, Regierungsbezirk Liegnitz, Provinz Schlesien. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Greiffenberg (meyersgaz.org).
Jarosław Bogacki: Greiffenberg in Schlesien: historisches Portrait einer Stadt am Queis. Verlag Urząd Gminy i Miasta Gryfów Śląski, 2020, ISBN 83-66458-70-9, 9788366458703
↑Johann Emanuel Küster: Umriß der preußischen Monarchie nach statistischen, staats- und völkerrechtlichen Beziehungen. Erstes Heft, Unger, Berlin 1800, S. 130 (Google Books).
↑ abcdAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 288–295, Ziffer 226 (Google Books).
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 76, Ziffer 2733 (Google Books).
↑Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S. 934–935 (Google Books).
↑Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 830 (Google Books).
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 252–253, Ziffer 2 (books.google.de).
↑ abcMichael Rademacher: Loewenberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Lexikoneintrag zu Greiffenberg, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 8, Leipzig/Wien 1907, S. 272 (Zeno.org).
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Provinz Schlesien, Berlin 1908, S. 172–173, Ziffer 2 (Google Books).