Fischer wurde als Sohn eines Leinenwebers geboren, besuchte in Mainz die Schule und studierte in Leipzig Medizin. Sein Studium schloss er 1798 mit der Promotion zum Dr. med. ab. Anschließend kehrte Fischer nach Mainz zurück und wurde dort Lehrer für Naturgeschichte und Bibliothekar an der Centralschule. Außerdem war er als Gemeinderat in der Mainzer Lokalpolitik tätig.
Sein wissenschaftliches Interesse galt seit 1795 zunächst hauptsächlich der Zoologie. Mehrere Abhandlungen zu weitgefächerten Themen von der Schwimmblase der Fische bis zur Anatomie der Lemuren. Auch mit der Buchdruckerkunst und Handschriftenkunde beschäftigte er sich und veröffentlichte unter anderem Forschungen zu Johannes Gutenberg.
Seine zoologischen Arbeiten verschafften ihm 1804 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Naturgeschichte in Moskau, wo er auch Direktor des Naturgeschichtlichen Kabinetts der Akademie wurde und zum kaiserlich russischen Staatsrat ernannt wurde. Im August 1805 gründete er die Société Impériale des Naturalistes de Moscou, deren Vizepräsident er lange blieb.
In Russland dehnte er seine Forschungen auf die Paläontologie und die Geologie aus. Als erster stellte er großangelegte wissenschaftliche Studien zur Geologie Russlands an und beschrieb viele paläontologische Funde. Nach dem großen Brand 1812, der weite Teile der Stadt Moskau und auch alle naturwissenschaftlichen Sammlungen zerstörte, konnte Fischer das Museum neu begründen und erweitern.
Er war seit 1801 in Mainz mit Catharina, geborene Renard (1783–1850), einer Tochter des im Januar 1782 zum Generalrezeptor des Mainzer Universitätsfonds ernannten Jean Baptist Karl Fortunat Renard (1745–1818)[2], und dessen Ehefrau Anna Sibille, geborene Wermelskirchen, verheiratet. Der Mainzer Mediziner und Hochschullehrer Johannes Claudius Renard (1778–1827) war sein Onkel, der Mediziner und Naturwissenschaftler Karl von Renard war sein Neffe. Der Sohn Alexander Grigorjewitsch Fischer von Waldheim (* 24. April 1803 in Mainz; † 13. Juli 1884 in Stepankowo bei Moskau) wurde als Botaniker bekannt.[3] Die Tochter Auguste war mit dem Chemiker Rudolf Heymann (1802–1865) verheiratet. Der Enkel Alexander Alexandrowitsch Fischer von Waldheim (1839–1920) war ebenso Botaniker.
Ehrungen
Wegen seiner Verdienste um die wissenschaftliche Erforschung Russlands wurde Fischer zum Staatsrat ernannt, mit dem Beinamen "von Waldheim" in den Adelsstand erhoben und mit dem Commandeurkreuz des St.-Wladimir-Ordens ausgezeichnet. Carl Samuel Hermann benannte das Mineral Al3(PO4)2(OH)3×5H2O ihm zu Ehren als Fischerit (heute meist als Wavellit bekannt).
Versuch über die Schwimmblase der Fische, Leipzig 1795
Mémoire pour servir d’introduction à un ouvrage sur la respiration des animaux, Paris 1798
J. Ingenhousz über Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit des Bodens aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Gotthelf Fischer. Nebst einer Einleitung über einige Gegenstände der Pflanzenphysiologie von F. A. von Humboldt, Leipzig 1798
Ueber die verschiedene Form des Intermaxillarknochens in verschiedenen Thieren, Leipzig 1800
Beschreibung einiger typographischer Seltenheiten. Nebst Beyträgen zur Erfindungsgeschichte der Buchdruckerkunst, Mainz und Nürnberg 1800
Vorlesungen über vergleichende Anatomie, deutsche Übersetzung der Vorlesungen Georges Cuviers, Braunschweig 1801–1802
Lettre au citoyen E. Geoffroy … sur une nouvelle espèce de Loris: accompagnée de la description d’un craniomètre de nouvelle invention, Mainz 1804
Anatomie der Maki und der ihnen verwandten Thiere, Frankfurt am Main 1804
Tableaux synoptiques de zoognosie, 1805
Museum Demidoff, ou catalogue systématique et raisonné des curiosités etc. donnés a l'université de Moscou par Paul de Demidoff, Moskau 1806
Muséum d’Histoire naturelle de l’université impériale de Moscou, 1806
Notices sur les fossiles de Moscou, 1809–1811
Notices d’un animal fossile de Sibérie, 1811
Onomasticon du Système d’Oryctognoise, 1811
Zoognosia tabulis synopticis illustrata, in usum prälectionum Academiae Imperialis Medico-Chirurgicae Mosquentis edita, Moskau 1813 doi:10.5962/bhl.title.42225
Observations sur quelques Diptères de Russie, 1813
Adversaria zoologica, 1817–1823
Entomographie de la Russie, Moskau 1820–1851
Prodromus Petromatognosiae animalium systematicae, continens bibliographiam animalium fossilium, Moskau 1829–1832
Oryctographie du gouvernement de Moscou, 1830–1837
Einige Worte an die Mainzer, bei der Feierlichkeit des dem Erfinder der Buchdruckerkunst Johann Gutenberg in Mainz zu errichtenden Denkmals, Moskau 1836
Johannes W. E. Büttner: Fischer von Waldheim. Leben und Wirken des Naturforschers Johann Gotthelf Fischer von Waldheim (1771 bis 1853). Akademie-Verlag, Berlin 1956, (Freiberger Forschungshefte D 15, ISSN0071-9412).
Société Cuvierienne: Liste des Premiers Fondateurs de La Société Cuvierienne, Association universelle pour l'avancement de la Zoologie, de L'Anatomie comparée et de la Palaeontologie. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band1, 1838, S.189–192 (biodiversitylibrary.org).
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 81.
Fischer von Waldheim, Johann Gotthelf; Fischer de Waldheim, Gotthelf; Готтгельф Фишер; Григорий Иванович Фишер фон Вальдгейм; Fischer von Waldheim, Grigori Iwanowitsch