Glenda Jackson verließ bereits frühzeitig ohne Abschluss die Schule, um Schauspielerin zu werden. Nach mehreren Anläufen und nachdem sie die unterschiedlichsten Gelegenheitsjobs angenommen hatte, wurde sie 1964 von der britischen Regie-Legende Peter Brook entdeckt und spielte fortan in der Royal Shakespeare Company. Brook besetzte sie in Peter Weiss’ Stück Marat/Sade als Charlotte Corday, die sie dann auch in dessen Verfilmung 1967 spielte.
Jackson engagierte sich bereits als junge Frau für linke Politik und konzentrierte sich schließlich ab Anfang der 1990er-Jahre vorrangig auf ihre politischen Ambitionen bei der Labour Party, wofür sie ihre Schauspielkarriere vorerst beendete.[1]1992 zog sie durch ihren Sieg im Wahlkreis Hampstead and Highgate ins britische Unterhaus ein. Das Mandat verteidigte sie bei den Unterhauswahlen der Jahre 1997, 2001, 2005 und 2010. Sie zählte zu den schärfsten innerparteilichen Kritikern des Premierministers Tony Blair, unter anderem im Hinblick auf seine Unterstützung der Politik von George W. Bush im Irakkrieg.[2] Im Jahr 2011 machte Jackson bekannt, dass sie aus Altersgründen bei der nächsten Wahl im Jahr 2015 nicht mehr antreten werde.[3]
Nach ihrem Ausscheiden aus dem Unterhaus nahm Jackson ihre Schauspielkarriere wieder auf. Für ihr Bühnen-Comeback als Shakespeares greiser König Lear im Old Vic Theatre in London wurde sie 2016 von der Kritik gefeiert.[4] Für ihren Auftritt am Broadway als Witwe in der Wiederaufnahme von Edward Albees Stück Three Tall Women wurde sie 2018 mit dem Tony Award als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.[5] Im Jahr 2019 stand sie nach 27 Jahren Pause erstmals wieder vor der Kamera: In dem britischen Fernsehfilm Elizabeth Is Missing von Aisling Walsh spielte sie die Hauptrolle einer dementen Frau, die nach ihrer verschwundenen Freundin sucht. 2021 war sie in Ein Festtag, der Verfilmung eines Romans von Graham Swift, als betagte Schriftstellerin zu sehen. Kurz vor ihrem Tod arbeitete sie an dem Film In voller Blüte, in dem sie die Ehefrau eines von Michael Caine verkörperten Weltkriegsveteranen verkörpert.[6][7]
1978 wurde sie von Königin Elisabeth II. zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt. Glenda Jackson war von 1958 bis zu ihrer Scheidung 1976 mit dem Politikberater Roy Hodges verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn ist der Journalist Dan Hodges (* 1969), der bereits für mehrere große britische Zeitungen schrieb. Glenda Jackson starb am 15. Juni 2023 im Alter von 87 Jahren in ihrem Haus im Londoner Stadtteil Blackheath nach kurzer Krankheit.[8]
1965/1968: The Wednesday Play (Fernsehserie, 2 Folgen)
1967: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton (The persecution and the assassination of Jean Paul Marat as performed by the inmates of the asylum of Charenton) – Regie: Peter Brook
1967: Half Hour Story (Fernsehserie, Folge Which of These Two Ladies Is He Married To?)
1968: Armchair Theatre (Fernsehserie, Folge Home Movies)
Glenda Jackson auf der Webseite des Parliament of the United Kingdom
Einzelnachweise
↑Sandra Brennan: Glenda Jackson (Memento vom 6. Oktober 2022 im Internet Archive) bei AllMovie (englisch, automatisch archiviert) Bitte nach erfolgreicher Prüfung |Bot=war glenda-jackson-p34812 entfernen.
↑Glenda Jackson im Interview: „Unser Premier unterschreibt ja alles, was aus Washington kommt“. In: Der Spiegel. 13. Februar 2003, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 6. Oktober 2022]).
↑Michael Billington: King Lear review – Glenda Jackson makes a shattering return to the stage. In: The Guardian. 4. November 2016, ISSN0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 6. November 2016]).
↑Duncan Geddes: Glenda Jackson wins Tony award after 53‑year wait. In: The Times. 11. Juni 2018, ISSN0140-0460 (thetimes.co.uk [abgerufen am 23. Dezember 2019]).