Typschiff war die USS Gleaves (DD-423). Die Klasse bestand aus 66 Schiffen, die von Gibbs & Cox geplant und konstruiert und in den Jahren 1938 bis 1943 in Dienst gestellt wurden.
Die Gleaves-Klasse ergänzte die Benson-Klasse. Diese Gleaves-Zerstörer wurden von Gibbs & Cox nach denselben Bauplänen wie die Benson-Klasse konstruiert und unterschieden sich äußerlich nur durch die runden Schornsteine, die bei den Bensons flache Seiten aufwiesen. Deshalb findet sich in der Literatur auch gelegentlich der Ausdruck Benson-/Gleaves-Klasse.
Zu Beginn des Pazifikkrieges, also dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor, waren erst zwölf der 66 Schiffe der Gleavesklasse im Dienst und sechs im Bau. Um die Zeit bis zur Serienreife der Fletcher-Klasse zu überbrücken, wurden weitere 48 Schiffe beschleunigt gebaut.
Der Antrieb der Gleaves- und der Benson-Klasse ist identisch, lediglich die Form der Schornsteine variiert (Runder Querschnitt der Gleavesklasse gegen fast ovalen Querschnitt bei der Bensonklasse).
Beim Bau der 48 Schiffe der Finanzjahre 41 und 42 kam es zu kleineren Konstruktionsanpassungen, abweichend von den Anpassungen der Schiffe der Bensonklasse.[1]
Beide Klassen verfügten über vier Kessel von Babcock & Wilcox, die Dampf von 454 °C (ursprünglich waren nur 400 °C geplant) bei einem Druck von 4.100 kPa produzierten. Der Dampf wurde auf zwei Westinghouse-Turbinen geleitet, die über ein Getriebe mit zweifacher Untersetzung zwei Propeller antrieben.
Bewaffnung
Auslieferungszustand der ersten Schiffe bis DD-453
5-Zoll- bzw. 127-mm-Geschütze
Die Schiffe dieser Klasse wurden mit fünf Mehrzweckkanonen mit einem Kaliber von 127 mm ausgerüstet, die in Einzeltürmen eingebaut waren und durch ein radargestütztes Mark 37 Gun Fire Control System gesteuert wurden.
Die Geschützrohre waren 5,68 m lang und wogen 1,8 Tonnen. Der gesamte Turm hatte ein Gewicht von 18,5 Tonnen. Die Schwenkgeschwindigkeit lag bei den von Ford Motor Company gebauten Türmen bei 28,75° pro Sekunde, die Türme von General Electric schwenkten mit 30° pro Sekunde.
Zur Bedienung befanden sich neun Besatzungsmitglieder in jedem Turm, vier weitere im Munitionsraum unter dem Geschütz, wohin die Granaten mit einem Aufzug aus dem Magazin im Schiffsrumpf befördert wurden. Das Geschütz musste von Hand geladen werden, dies konnte aber bei jedem Winkel geschehen, was die Feuergeschwindigkeit erhöhte.
Die Kadenz lag normalerweise bei 15 bis 20 Schuss pro Minute, gut eingespielte Mannschaften erreichten bis zu 30 Schuss pro Minute. Verschossen wurden entweder Mark-49-Splittergranaten zur Luftabwehr oder panzerbrechende Mark-46-Granaten. Bei einer Entfernung von zehn Kilometern konnten die 24,5 kg schweren panzerbrechenden Granaten, die das Geschützrohr mit 792 m/s verließen, noch bis zu 51 mm Rumpfpanzerung durchschlagen, ihre maximale Reichweite betrug bei 45° Rohrüberhöhung über acht Seemeilen. Die 25 kg schweren Luftabwehrgranaten hatten bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 762 m/s eine Gipfelhöhe von fast zwölf Kilometern. Nach dem Feuern lief das Rohr um bis zu 38 cm zurück, bevor es hydraulisch gedämpft wurde.[2]
Torpedorohre
Zum Einsatz gegen Schiffe befanden sich zehn 21-Zoll-(533-mm-)Torpedorohre in zwei drehbaren Fünfergruppen auf den Aufbauten mittschiffs. Die Torpedos wogen 1.004 kg und besaßen einen 353-kg-Sprengkopf mit Aufschlagzünder. Die Reichweite betrug etwa 7,5 Seemeilen, die maximale Geschwindigkeit der Torpedos lag bei 45 Knoten. Kurs, Tiefe und Geschwindigkeit wurden vor dem Abschuss der Waffe eingestellt.
Auf Grund der Erfahrung im U-Boot-Krieg im Atlantik bzw. den Angriffen der japanischen Luftwaffe im Pazifik, forderte man nun eine Bewaffnung, die mehr Schutz vor bzw. bessere Möglichkeiten zur Bekämpfung von U-Booten und Flugzeugen ermöglichte.
Flugzeugbekämpfung
Die Anzahl der 127-mm-Mehrzweckkanonen wurde auf vier reduziert, dafür wurden aber zusätzlich zur Flugzeugbekämpfung zwei 40-mm-Zwilling- sowie sieben 20-mm-Oerlikon-Maschinenkanonen installiert.
U-Boot-Jagdbewaffnung
Zur erweiterten U-Bootbekämpfung wurden zusätzlich zu den weiterhin vorhandenen beiden Ablaufschienen für Wasserbomben außerdem noch vier bis sechs K-Gun-Wasserbombenwerfer eingebaut.
Umbauten
Im Jahr 1944 und 1945 wurden 24 Schiffe der Gleavesklasse als Zerstörer-Minenräumer umgebaut.
Zwölf Schiffe der Atlantikflotte (DD 454 bis 458, 461, 462, 464, 621, 625, 636 und 637) wurden 1944, zwölf Schiffe der Pazifikflotte (DD 489, 490, 493–496, 618, 627 und 632 bis 635) wurden 1945 umgebaut.
Dabei erhielten die Schiffe magnetische und akustische Minenräumeinrichtungen sowie zwei Mal zwei 40-mm-Boforskanonen, gleichzeitig wurden die Anzahl der 127-mm-Kanonen auf drei reduziert, die Torpedorohre ausgebaut und die K-Gun-Wasserbombenwerfer auf zwei reduziert. Die Schiffe der Atlantikflotte bekamen außerdem sieben 20-mm-Kanonen, die Schiffe der Pazifikflotte stattdessen insgesamt vier Mal zwei 40-mm-Boforskanonen und fünf 20-mm-Kanonen in zwei Doppel- und zwei Einfachgeschützen.
Zwölf umgebaute Schiffe dienten noch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, allerdings wurde während der Einsätze im Koreakrieg festgestellt, dass deren hohe Mannschaftsstärke für den Einsatzzweck – im Vergleich zu speziell für diesen Zweck gebauten Schiffen – ineffektiv war. Daraufhin wurden diese Schiffe in den Jahren 1954 bis 1956 außer Dienst gestellt.
Dienste in der US-Navy und anderen Marinen
Von den insgesamt 66 gebauten Schiffen gingen durch Feindeinwirkung sechs im Pazifik, zwei vor der Normandie und drei im Mittelmeer verloren. Die Ingraham DD-444 kollidierte 1942 mit einem Öltanker und die Turner DD-648 sank 1944 nach Explosionen im Inneren.
Nach dem Krieg waren noch zwölf zum Minenräumer umgebaute Schiffe im Dienst, der Rest wurde nach und nach der Reserveflotte zugeteilt, die Hobson sank 1952 nach einem Zusammenstoß mit der Wasp, die Baldwin lief beim Abschleppen auf Grund.
Elf Schiffe wurden zwischen 1949 und 1959 anderen Marinen zur Verfügung gestellt: vier Schiffe der Türkei (USS Buchanan -> Gelibolu, Landsdowne -> Gaziantep, Lardner-> Gemlik, McCalla -> Giresun), zwei Schiffe Griechenland (USS Eberle -> Niki, USS Ludlow -> Doxa), ein Schiff Italien (USS Nicholson -> Aviere), zwei Schiffe Taiwan (USS Plunkett -> Nan Yang, USS Rodman -> Hsien Yang), zwei Schiffe Japan (USS Ellyson -> Asakaze, USS Macomb -> Hatakaze, später ebenfalls Hsien Yang)
In den 1950er-Jahren wurde über eine Modernisierung der Schiffe nachgedacht, aber lediglich für die Schiffe, die an andere Staaten abgegeben wurden, dann auch durchgeführt.
3. Januar 1944 nach Explosionen im Schiffsinneren bei New York City gesunken
Trivia
1954 wurde der Roman Die Caine war ihr Schicksal von Herman Wouk verfilmt. Die Caine wurde in diesem Film von der USS Thompson und der USS Doyle dargestellt, auch wenn die Handlung des Buches eigentlich auf einem Zerstörer aus dem Ersten Weltkrieg wie der Wickes- oder Clemson-Klasse spielt. Diese standen aber altersbedingt neun Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr zur Verfügung.
Norman Friedman: U.S. Destroyers: An Illustrated Design History. Verlag Naval Institute Press, Annapolis, Md. 1982, ISBN 0-87021-733-X.
Norman Friedman: U.S. Destroyers: An Illustrated Design History (Revised Edition). Naval Institute Press, Annapolis 2004, ISBN 1-55750-442-3.
Robert Gardiner, Roger Chesneau: Conway’s All the World's Fighting Ships 1922–1946. Conway Maritime Press, London 1980, ISBN 0-8317-0303-2.
Robert Gardiner, Stephen Chumbley: Conway’s All the World's Fighting Ships 1947–1995. Conway Maritime Press, London 1995, ISBN 1-55750-132-7.
Silverstone, Paul H.: U.S. Warships of World War II. Ian Allan Ltd, London 1965, ISBN 0-7110-0157-X.
K. Jack Bauer, Stephen S. Roberts: Register of Ships of the U.S. Navy, 1775–1990: Major Combatants. GreenwoodPress, Westport (Connecticut) 1991, ISBN 0-313-26202-0.