Ghirone ist die hinterste Siedlung im Bleniotal. Ein Dorf dieses Namens gibt es nicht; die ehemalige Gemeinde umfasste die im Val Camadra links des Flusses Brenno verstreuten Weiler Aquilesco, Baselga und Cozzera.[1] Bis ins 19. Jahrhundert war auch das auf der anderen Talseite gelegene Buttino ganzjährig bewohnt. Den höchsten Punkt des Territoriums bildet der Piz Medel (3210 m ü. M.).
Nachbargemeinden waren von Osten aus im Uhrzeigersinn Aquila, Olivone und Campo (Blenio) im Kanton Tessin sowie Medel (Lucmagn) und Vrin im Kanton Graubünden.
Geschichte
Das Dorf ist 1200 als Agairono erstmals erwähnt. Das Dorf gehörte zur VicinìaAquila, woraus 1803 eine Gemeinde gebildet wurde. 1836 trennte sich Ghirone von Aquila und gründete mit Buttino[2] eine eigene Gemeinde. Buttino ist schon im 13. Jahrhundert als autonome Körperschaft belegt und war bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts bewohnt. Die beiden Gemeinden schlossen sich 1842 bzw. 1846 ein zweites Mal mit Aquila zusammen und trennten sich 1853 erneut. Die Bürgergemeinde (patriziato) Ghirone-Buttino entstand 1914.[3]
Die vom Kantonsparlament am 25. Januar 2005 beschlossene, ursprünglich per Frühjahr 2006 geplante Fusion der fünf Gemeinden des oberen Talabschnitts wurde durch eine Beschwerde der Gemeinde Aquila verzögert. Nachdem das Bundesgericht im April 2006 die Beschwerde abgewiesen hatte, war der Weg zur Fusion frei. Am 22. Oktober 2006 wurde Ghirone mit Aquila, Campo (Blenio), Olivone und Torre zur neuen Gemeinde Blenio fusioniert.
Ghirone bildet aber nach wie vor eine eigenständige Bürgergemeinde. Diese besitzt 2140,93 Hektaren Land und ist für die Verwaltung ihrer Besitztümer verantwortlich. Die aktiven Bürgerfamilien sind: Giamboni, Scalvedi, Martinelli und Borner.[4] Im Weiteren gibt es das Patriziato di Buttino. Diese Bürgergemeinde besitzt 1154,76 Hektaren Land, für dessen Verwaltung sie verantwortlich ist. Die aktiven Bürgerfamilien sind: Giamboni, Scalvedi, Borner, Vitali und Martinelli.[5]
Bilder
Luzzone-Damm
Luzzonesee
Scalettahütte im Val Camadra
Val Camadra, historisches Luftbild von Werner Friedli (1954)
Ghirone ist an die Hauptstrasse 416.1 angeschlossen, die in Scona bei Olivone an die Hauptstrasse 416 angeschlossen ist, die das Bleniotal erschliesst. Diese führt nach Biasca, wo ein Anschluss an die Autobahn A2 und die Hauptstrasse 2 besteht. Das Dorf ist zudem an eine Postautolinie angeschlossen.
Persönlichkeiten
Giuseppe Antonio Martinelli (* um 1770 in Ghirone; † nach 1807 in Mailand), Anwalt und Notar tätig in Mailand.[8]
Fabio Contestabile (* 15. Februar 1954 in Maroggia; † 10. Juli 2022 in Ghirone), Dichter und Schriftsteller.
1682 370 Einwohner (mit Buttino); 1836 162 (mit Buttino); 1960 340 (Bau der Luzzone-Staumauer).
Literatur
Marina Bernasconi Reusser: Monumenti storici e documenti d’archivio. I «Materiali e Documenti Ticinesi» (MDT) quali fonti per la storia e le ricerche sull’architettura e l’arte medievale delle Tre Valli. In: Archivio Storico Ticinese. 2. Serie, Nummer 148, Casagrande, Bellinzona 2010.
Piero Bianconi: Ghirone. In: Arte in Blenio. Guida della valle. S.A. Grassi & Co. Bellinzona-Lugano 1944; derselben: Ghirone. In: Inventario delle cose d’arte e di antichità. Band I, Grassi & Co, Bellinzona 1948, S. 80–81.
Virgilio Gilardoni: Il Romanico. Catalogo dei monumenti nella Repubblica e Cantone del Ticino. La Vesconta, Casagrande S.A., Bellinzona 1967, S. 178, 263, 330.
Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 95, 96, 109.
↑Greina-Ebene in portal.dnb.de (abgerufen am: 5. Mai 2016.)
↑Gian Alfonso Oldelli: Giuseppantonio Martinelli. In: Dizionario storico-ragionato degli uomini illustri del Canton Ticino. Band 1, S. 179, (PDF Digitalisat), Francesco Veladini, Lugano 1807.