Germania V
Die Germania V ist eine als Bermuda-Yawl getakelte Segelyacht, die im Jahr 1955 für den leidenschaftlichen und erfahrenen Segler Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, den Inhaber der Firma Fried. Krupp in Essen, als 13 KR Stahl-Yacht[1] auf der Bootswerft „Abeking & Rasmussen“ in Lemwerder bei Bremen unter der Baunummer 5025 gebaut wurde. Der Eigner wollte eine schnelle Hochsee-Rennyacht mit viel Komfort auch für Langfahrten.[2] GeschichteDie Idee zum Bau der 66 Fuß langen (20,10 m) Germania V hatte Alfried Krupp durch die Einladung seines schwedischen Freundes und Geschäftspartners Henry Wallenberg, der ihn zum 125-jährigen Jubiläum des Kungliga Svenska Segelsällskapet (KSSS) im Jahr 1955 nach Sandhamn einlud, verbunden mit der Bedingung, mit einem eigenen Schiff anzureisen.[3] Alfried Krupp beauftragte seinen Segelfreund Henry Rasmussen ihm eine Yawl als schnelles Tourenschiff, das auch Regatten gewinnen konnte, zu entwerfen. Die beiden 8mR-Yachten Germania III und Germania IV hatte Rasmussen mit seiner Werft „Abeking & Rasmussen“ (A&R) auch schon für ihn gebaut. Henry Rasmussen war maßgeblich an der Entwicklung der Kreuzer-Rennformel (KR)[1] beteiligt gewesen, die der Deutsche Segler-Verband im Jahr 1932 beschlossen hatte. Nun entwarf er für Krupp die erste 13 KR Yacht, die nicht die größte deutsche Yacht ihrer Zeit war, aber größer als alle anderen Yachten, die in der KR-Klasse segelten. Konstruktion und AusstattungAls Baumaterial für KR-Yachten war Mahagoniholz vorgeschrieben, aber eine Bauausführung in Holz konnte die Werft nicht termingerecht bis zur „Sandhamn-Woche“ im Juli 1955 leisten. Sollte die Yacht aber in Stahl gefertigt werden, war man in der Lage, ein fertig getrimmtes Boot bis Ende Juni zu liefern. Deshalb erhielt Germania V einen Stahlrumpf, der für das Haus Krupp durchaus angemessen empfunden wurde. Am 22. Januar 1955 genehmigte Alfried Krupp die Pläne zum Innenausbau der Yacht und am 26. Juni 1955 wurde das fertige Schiff in Lemwerder an der Weser in Dienst gestellt. Der Germanische Lloyd, erteilte die höchste Klassifikation + 100 A 4 für weltweite Fahrt. Die Germania V war als eine der ersten Yachten in Deutschland nicht mehr ausschließlich mit Segeln aus Marco-Baumwolle ausgestattet, sondern alle Vorsegel waren aus Darcon-Kunststoff genäht. Die Segel lieferte Ratsey & Lapthorn aus England. Die beiden Masten waren aus laminiertem Holz gefertigt, Deck und Aufbauten aus Teakholz entsprachen dem Stil der Zeit, ebenso die Decksbeschläge aus verchromter Bronze und verzinktem Stahl.[4] Als Hilfsantrieb diente ein Mercedes-Benz-Dieselmotor mit einer Leistung von 75,5 PS, er wurde später durch einen 105 PS Dieselmotor ersetzt. Siemens lieferte ein Funktelefon, die Firma Lattorf Glas-Porzellan-Steingut aus Hamburg Geschirr für 12 Personen der Marke „Gadroon Coloured Ship“ inklusive 6 Ascher. Abeking & Rasmussen fertigte noch unter der Baunummer 5032 ein hölzernes, 2,70 m langes Yacht-Beiboot, das an Deck der Yacht Platz finden sollte. Es wurde aber bald durch ein leichteres und besser verstaubares Schlauchboot ersetzt. Der Schiffsrumpf der Germania V wurde oberhalb des Wasserpasses auf besonderen Wunsch von Alfried Krupp in Chromoxydgrün (RAL 6020) lackiert, die Eignerkammer in Olivgrün, die anderen Räume in Elfenbeinweiß. Die Spinnaker leuchteten in Farben rot und grün, in der Mitte die drei schwarzen Kruppschen Ringe.[5] Die elektrische und funktechnische Ausstattung mit Funkpeiler, Echolot, Telefonanlage, einem Zenith-Weltempfänger, einer damals auf Yachten noch unüblichen Bordrundsprechanlage und einer 800-Watt-Lichtmaschine für 24-Volt-Bordanschlüsse kamen von Lieferanten für die Berufsschifffahrt. Mit dieser Ausrüstung konnte die Germania V über große Distanzen erreichbar bleiben und der Eigner den Kontakt zum Chefsekretariat des Krupp-Konzerns halten. Die Germania V war als gutmütiges, seetüchtiges, aber bei allem Komfort an Bord, nicht luxuriös eingerichtetes Tourenschiff konzipiert und gebaut worden. Tatsächlich hat die Yacht aber in der Zeit unter dem Krupp-Stander vornehmlich Wettfahrten gesegelt, als Skipper fungierte Hans Viktor Howaldt (1919–1998), dessen Vater Hans Howaldt (1888–1970) mit Alfried Krupp auf der Germania III bei den Olympischen Spielen 1936 in Kiel die Bronzemedaille in der 8-Meter-Klasse gewonnen hatte. Regatta-Aktivitäten
VerbleibAm Ausrüstungskai bei Abeking & Rasmussen lag im Juli 1963 die neue 16 KR-Yacht Germania VI, die erste aus Aluminium gefertigte Rennyacht, entworfen von Sparkman & Stephens. Alfried Krupp spendete die von einem Sachverständigen auf 350.000 DM geschätzte Germania V dem Deutschen Hochseesportverband HANSA (DHH).[11] Unter ihrem neuen Namen Nordsee mit dem Liegeplatz in Glücksburg an der Flensburger Förde nahm sie als Trainingsyacht für Segelschüler mit einigem Erfolg an zahlreichen Regatten teil und fand zurück zu ihrer ursprünglichen Bestimmung, dem Fahrtensegeln. Die Reisen führten zu den Lofoten, Island, Azoren, Spanien und in die Karibik. 1982 nach fast 20 Jahren unter dem Stander des DHH waren im Logbuch insgesamt über 200.000 Seemeilen zusammen gekommen. Ihr nächster Eigner, der Bootsbauer René Talbot, segelte sie unter dem Namen Corpus Christi sechs Jahre lang als Privatyacht im Mittelmeer, in der Karibik und in den Gewässern der Vereinigten Staaten und überholte sie ebenfalls umfassend, bevor er einen 119-Fuß Gaff Cutter in Auftrag gab. Seit 1989 segeln die jetzigen Eigner Roswitha Büchner und Ulrich Pfänder die Germania V unter ihrem ursprünglichen Namen als Privatyacht mit Chartergästen in der Ostsee, der Nordsee, der Karibik und im Mittelmeer. Seitdem wurde sie regelmäßig restauriert und modernisiert. RestaurierungÜber einige Jahre hinweg wurden bei der Germania V regelmäßige Umbauten am Rumpf durchgeführt, wobei Teile des Innenraums, des Motors, der Elektrik und des Edelstahltanks entfernt wurden. Der Schiffsrumpf ist jetzt weiß gestrichen.[2] Die jüngste Umrüstung umfasste
Yachten mit dem Namen Germania
Literatur
WeblinksEinzelnachweise
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