Georg Volk war der ältere Bruder des Mainzer Bischofs Hermann Kardinal Volk (1903–1988), mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Geprägt von der katholischen Jugend- und Erneuerungsbewegung Quickborn um Romano Guardini und den Treffen auf der Burg Rothenfels am Main, (die Volk-Brüder standen der Marburger Quickborngruppe vor) vertrat Georg Volk eine von christlicher Spiritualität durchdrungene, naturverbundene, ganzheitliche Medizin, die auch seine schriftstellerische Tätigkeit für die 1933 verbotene Quickbornzeitschrift Werkhefte junger Katholiken und die Folgezeitschrift (bis 1935) Gestalt und Zeit, sowie seine Monografien bestimmte, die immer auch an den Laien und Patienten gerichtet waren.[1]
Im Zweiten Weltkrieg wurde er 1939 zunächst als Stabsarzt am Westwall eingesetzt. Von 1940 bis 1941 war er Chefarzt des Reserve-Lazaretts Heilig Geist Hospital in Frankfurt am Main, wurde von dort aber bald wegen mangelnder nationalsozialistischer Gesinnung abberufen. Darauf leitete Volk drei Jahre lang das Feldlazarett 709 als Ortslazarett auf der Halbinsel Cotentin (Normandie) im besetzten Frankreich und war dort für die Innere Abteilung verantwortlich. 1944 im Rang eines Oberstabsarztes, wurde Volk im Zuge der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 leitender Arzt des Festungslazaretts von Cherbourg. Nach der Kapitulation und Übergabe der Stadt durch den Festungskommandanten Karl-Wilhelm von Schlieben geriet Volk am 26. Juni 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde schließlich im US-Kriegsgefangenenlager McAlester in Oklahoma (USA) interniert, wo er die Leitung der Inneren Abteilung des Gefangenenlazaretts übernahm.[4] Im Gefangenenlager wurde Volk aus dem Offizierskorps ausgeschlossen, da er sich als ranghöchster Offizier geweigert hatte, 1945 den Geburtstag Adolf Hitlers mitzufeiern.[5]
1946 kehrte Volk heim, nahm seine Arbeit in Offenbach als Internist und Homöopath wieder auf und praktizierte bis unmittelbar vor seinem Tod 1986. Zeitgenossen beschreiben ihn als moralische Autorität und charismatische Erscheinung. Volks Haltung gegenüber seinen Patienten war einerseits geprägt von gebieterischer, unnachgiebiger Strenge,[6] andererseits von Güte und Verantwortung der leidenden Kreatur gegenüber, sowie tiefer christlicher Spiritualität und dem Anspruch an sich selbst, ethisches Vorbild zu sein. Tiefe Frömmigkeit, Askese als Lebensprinzip, Konsumverzicht, Vegetarismus aus ethischer Überzeugung waren die Konstanten seines ärztlichen Selbstverständnisses, das im Gegenüber des Patienten den Menschen als Einheit von Leib, Seele und Geist verortete und nachdrücklich zur Mitgestaltung an der individuellen Heilung einbezog und aufforderte.
Von 1958 bis 1976 war Volk Belegarzt, 1969 bis 1974 Chefarzt der homöopathischen Abteilung im Ketteler-Krankenhaus in Offenbach am Main.[7] Georg Volk praktizierte mehr als sechs Jahrzehnte und war ab den achtziger Jahren der älteste praktizierende Arzt in Offenbach und einer der letzten Mediziner Hessens mit eigener, in die Praxis integrierten Apotheke.
Trivia
Georg Volk war verheiratet mit Anna Stammer und Vater von fünf Kindern. Einer seiner drei Söhne war der Freiburger Ordinarius für Neuropathologie Benedikt Volk (1940–2011). Volks jüngste Tochter Emmanuele hat mit dem Kinderbuch Mein Hund, meine Brüder und ich[8] ihre Kindheitserinnerungen verfasst. Autobiografische Einsprengsel finden sich bei Georg Volk in den Sentenzen seiner Meditationsanleitungen.[9]
Auszeichnungen
1980 (25. August) – Silberne Bürgermedaille der Stadt Offenbach
2016 (14. Januar) – Seit dem 24. Juni 2004 (nach Antrag der Stadtverordnetenversammlung vom 17. Januar 1989) stand Georg Volk auf der Vorschlagsliste der Stadtverordneten zur Straßenbenennung der Stadt Offenbach am Main.[11] Im Baugebiet „Waldheim-Süd“ (nördlicher Teil, B-Plan Nr. 618 B)[12] der Stadt Offenbach erhielt schließlich eine der neuen Erschließungsstraßen 2016 die Bezeichnung Dr.-Georg-Volk-Weg.[13]
Schriften
Das Herz, unser Schicksal. Knecht, Frankfurt am Main 1974.
Liebe und Ehe, Zeugung und Geburt. Christophorus, Freiburg im Breisgau 1968.
Arznei für Leib und Seele. Herder, Freiburg im Breisgau 1959.
Gesundes Herz, gesunder Sinn. Knecht, Frankfurt am Main 1957.
Neural – personale Diagnostik. Anleitung zur patho-physiognomischen Betrachtung des Menschen. Haug, Ulm/Donau 1955.
Dein Herz in gesunden und in kranken Tagen. Knecht, Frankfurt am Main 1952.
Vom Arzt und vom Kranken. Vortrag gehalten auf der Ersten Beuroner Hochschulwoche am 15. September 1948. Veröffentlichung des Beuroner Arbeitskreises. Alber, Freiburg 1949.
Über Riesenzellen in der Schilddrüse. Auszug in: Frankfurter med. Dissertationen in Auszügen. Band 3, Med. Diss. Frankfurt am Main 1923.
Literatur
Fritz D. Schroers: Lexikon deutschsprachiger Homöopathen. Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 3-8304-7254-4 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Allgemeine Homöopathische Zeitung für wissenschaftliche und praktische Homöopathie. (AHZ) 213, 1968, S. 410/411.
A. Kautzsch: Georg Volk 70 Jahre. In: Allgemeine Homöopathische Zeitung für wissenschaftliche und praktische Homöopathie. (AHZ) 228, 1983, S. 209 f.
H. Leers: Laudatio zum 85. Geburtstag von Georg Volk. In: Allgemeine Homöopathische Zeitung für wissenschaftliche und praktische Homöopathie. (AHZ) 232, 1987, S. 70 f.
Th. Faltin: Homöopathie in der Klinik. Die Geschichte der Homöopathie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus von 1940 bis 1973. Haug, Stuttgart 2002, S. 21, S. 194.
Heinz Schoeler: Kompendium der wissenschaftlichen und praktischen Homöopathie. Fortsetzung zu: Clotar Müller, Charakteristik der wichtigsten homöopathischen Heilmittel. Willmar Schwabe, Leipzig 1940, S. 155.
Meinulf Barbers: Franz Stock – Anstöße zu einer Zivilisation der Liebe. In: Quickborn-Arbeitskreis (Hrsg.): Auf den Spuren des lebendigen Quells. Mosaiksteine aus 100 Jahren Quickborn. Rothenfels/Main 2009, S. 76–81.
Johannes Binkowski: Jugend als Wegbereiter. Der Quickborn von 1909 bis 1945. Konrad Theiss, Stuttgart 1981, S. 249.
Emmanuele Volk: Mein Hund, meine Brüder und ich. Fredebeul und Koenen, Essen 1971.
Alfons Leitl: Das Haus eines Arztes. In: Bauwelt. Band 25, Nr. 52, 1934, S. 1–8.
Wolfgang Pehnt, Hilde Strohl: Rudolf Schwarz 1897–1961. Bewohnte Bilder – Architekt einer anderen Moderne. Hatje, Ostfildern-Ruit 2000, S. 93–95, S. 242.
Wohnhäuser von Rudolf Schwarz. In: Baukunst und Werkform. 2, 1948, S. 68–72.
↑H. Leers: Laudatio zum 85. Geburtstag von G. Volk. In: Allgemeine Homöopathische Zeitung für wissenschaftliche und praktische Homöopathie. (AHZ) 232, 1987, S. 70.
↑Johannes Binkowski: Jugend als Wegbereiter. Der Quickborn von 1909 bis 1945. Konrad Theiss, Stuttgart 1981, S. 249.
↑Wolfgang Pehnt, Hilde Strohl: Rudolf Schwarz 1897–1961. Bewohnte Bilder – Architekt einer anderen Moderne. Hatje, Ostfildern-Ruit 2000, S. 93–95, S. 242.
↑Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 45. Osnabrück 1973 ff.
↑Presse-Information „Verdienstkreuz am Bande an Dr. Georg Volk“ der Stadt Offenbach am Main vom 13. März 1981.
↑Vgl. die beißende Kritik an Volks unzeitgemäßer Aufklärungsdidaktik: Martin Morlock: Ziesemann macht's möglich. In: Der Spiegel. 26/1964. spiegel.de
↑Georg Volk: Nicht nur des Arztes Hilfe, auch seine Liebe braucht der Kranke. In: Offenbacher Post. 17. Dezember 1958, S. 7.
↑Emmanuele Volk: Mein Hund, meine Brüder und ich. Fredebeul und Koenen, Essen 1971.