Geologie des Grand CanyonDie Geologie des Grand Canyons zeichnet sich vor allem durch eine der erdgeschichtlich umfassendsten Gesteinsabfolgen auf unserem Planeten aus. In den Steilwänden des Grand Canyons sind rund 1,5 Milliarden Jahre der geologischen Entwicklung dieses Teils Nordamerikas offengelegt.[1] Zum überwiegenden Teil handelt es sich hierbei um Sedimentgesteine. Diese sind rund 1200 bis 250 Millionen Jahre alt und umfassen somit eine Zeitspanne von knapp einer Milliarde Jahre. Werden die metamorphen, mehrheitlich suprakrustalen Gesteine der Vishnu Basement Rocks („Vishnu-Grundgebirge“) mit hinzugenommen, dann reicht die geologische Überlieferung sogar 1750 Millionen Jahre zurück. Die meisten Sedimente sind in warmen Schelfmeeren abgelagert worden, meist in Küstennähe. Neben Gesteinen marinen Ursprungs finden sich aber auch terrestrische Ablagerungen, unter anderem Dünensedimente einer ehemaligen Wüstenlandschaft. Im Zuge der laramischen Gebirgsbildung, die vor rund 75 Millionen Jahren einsetzte, wurden die wesentlich weiter ostwärts gelegenen Rocky Mountains an steil einfallenden Störungen in die Höhe gedrückt, aber auch in der Umgebung des Grand Canyons kam es zu einer weit angelegten Heraushebung. Vor 17 Millionen Jahren (Miozän) wurde der Anhebeprozess weiter beschleunigt und es entstanden die Colorado Plateaus, die den Grand Canyon umrahmen. Insgesamt dürfte das den Grand Canyon umfassende Gebiet in etwa um 3000 Meter emporgedrückt worden sein; dies erlaubte dem Vorläufer des jetzigen Colorado Rivers, sich in die entstehende Plateaulandschaft einzufräsen. Der eigentliche Canyon entstand jedoch erst vor 5,3 Millionen Jahren, als sich der Golf von Kalifornien öffnete und damit die Erosionsbasis des Colorado auf Meeresspiegel reduzierte. Mit dem Einsetzen der Eiszeiten vor ca. 2,5 Millionen Jahren kam es zu einer Erhöhung der Niederschlagsmenge und damit zu einer wesentlich stärkeren Erosionskraft des Colorado Rivers; so war bereits vor 1,2 Millionen Jahren näherungsweise die heutige Erosionsbasis erreicht. Der vor 2 Millionen Jahren einsetzende Vulkanismus im Uinkaret volcanic field brachte Aschen und Laven zur Ablagerung. Mindestens 13 Lavaflüsse stauten den Colorado River und es bildeten sich riesige Seen, die bis zu 600 Meter tief und 160 Kilometer lang waren. Mit nahezu 40 ausgewiesenen Gesteinsformationen und 14 Diskordanzen (Schichtlücken) stellt der Grand Canyon eine der am besten untersuchten Gesteinsfolgen der Welt dar. Stratigraphische AbfolgePolymetamorphes Grundgebirge – Vishnu Basement RocksDie Anfänge der Vishnu Basement Rocks (Einheit 1a in nebenstehender Abbildung) gehen ins Paläoproterozoikum zurück. In einem Backarc-Becken vergleichbar mit dem Japanischen Meer hatte sich im Zeitraum von vor 1750 bis vor 1740 Millionen Jahren ein dickes Sedimentpaket bestehend aus Vulkanischer Asche, Ton, Silt und Sand abgelagert. Das damalige Sedimentbecken befand sich zwischen dem weiter nordwestlich gelegenen Kontinent Laurentia, dem Vorläufer des jetzigen nordamerikanischen Kontinents, und einem südostwärts vorgelagerten vulkanischen Inselbogen, der dem heutigen Japan wahrscheinlich ähnelte. Ältestes radiometrisch datiertes Gestein der Vishnu Basement Rocks ist jedoch der Elves Chasm-Gneis, ein metamorphosierter Orthogneis mit einem Kristallisationsalter von 1840 Millionen Jahren. Er zeigt Affinitäten zum kontinentalen Mojave-Terran und bildete möglicherweise das Widerlager des Sedimentstapels. Vor 1740 Millionen Jahren begann der oben genannte Inselbogen der Yavapai-Provinz mit dem Wyoming-Kraton im Norden und dem Mojave-Terran im Westen zu kollidieren. Dieser plattentektonisch verursachte Zusammenstoß komprimierte den dazwischenliegenden marinen Sedimentstapel und drückte ihn auf den Kontinentalrand von Laurentia. Der Höhepunkt der Dynamometamorphose wurde vor 1706 bis vor 1697 Millionen Jahren erreicht, der Akkretionsvorgang hielt jedoch insgesamt noch bis vor 1650 Millionen Jahren an, wobei sich weiter in Richtung Südosten mit der Mazatzal-Provinz noch ein zweiter Inselbogen hinzugesellte. Die durch die Kollision tektonisch stark beanspruchten und metamorphosierten Sedimente befinden sich jetzt in der Inner Gorge am Grund des Canyons. Es sind dies die dunklen, granatführenden und generell Nordost-Südwest-streichenden Schiefergesteine der Vishnu Basement Rocks, zu denen der Vishnu Schist, der Brahma Schist und der Rama Schist gehören. Sie sind fossilleer, enthalten aber ab und zu Marmorlinsen, die möglicherweise auf primitive Algenkolonien zurückzuführen sind.[2] Ab 1740 Millionen Jahre vor heute wurden die Vishnu Basement Rocks von aufsteigendem Magma durchsetzt, das aus einer südostwärts vorgelagerten Subduktionszone stammte. Es erstarrte allmählich zum jetzigen Zoroaster Granite und mehreren anderen Plutonen – helle Lagen im Vishnu Schist (Einheit 1b). Während dieser Intrusionen blieben aber die tektonischen Bewegungen nicht stehen und so wurden die granitischen Intrusionen stellenweise später zu Gneis umgewandelt. Die Granitintrusionen erfolgten in mehreren Phasen: drei während des Metamorphoseprozesses der Vishnu Basement Rocks vor 1740 bis vor 1660 Millionen Jahren und die letzte vor rund 1400 Millionen Jahren. Diese letzte Phase wurde von großen Störungen begleitet, an nördlich streichenden Verwerfungen kam es zu grabenartigen Brüchen und vielleicht sogar zu einem teilweisen Wiederaufbrechen (Rifting) des sich formierenden Kontinents.[3] In den Gesteinen der Vishnu Basement Rocks lassen sich die Spuren zweier gebirgsbildender Ereignisse ablesen – die Yavapai-Gebirgsbildung gefolgt von der Mazatzal-Gebirgsbildung. Die dabei aufgeschobenen Bergketten dürften den Höhendimensionen des heutigen Himalaya in nichts nachgestanden haben. Mit dem Abklingen der orogenen Bewegungen setzte dann die Erosion ein und reduzierte in den nächsten 400 Millionen Jahren das einstige Hochgebirge zu einem flachen Hügelland. Zurück blieb eine enorme Winkeldiskordanz über dem abgetragenen Gebirgsstumpf. Meso- und neoproterozoische Sedimente – die Grand Canyon SupergroupIm Mesoproterozoikum kam es zu einer Ausdünnung der kontinentalen Kruste, verursacht durch die von Laurentia weg driftende Bewegung einer größeren Platte (oder mehrerer Kleinplatten). An diesem Dehnungsprozess, der schließlich vor ca. 1100 Millionen Jahren zum Midcontinent Rift System führen sollte, wäre Laurentia beinahe zerbrochen – es entstanden große interkontinentale Grabenbruchbecken, in die das Meer vorstieß. Auf Laurentia bildete sich ein Flachmeer, das sich vom Gebiet des Oberen Sees über den Glacier-Nationalpark in Montana bis hin zum Grand Canyon und den Uinta Mountains erstreckte.[2] Die während dieses Meereseinbruchs im Zeitraum von vor 1254 bis vor 729 Millionen Jahren abgelagerten Sedimente bilden die Grand Canyon Supergroup (Einheit 2), die ihrerseits in zwei größere Gruppen aufgeteilt wird und sich aus neun recht unterschiedlichen Formationen zusammensetzt. Ihre Gesamtmächtigkeit an Sedimenten und vulkanischer Lava übersteigt 3000 Meter. Sie ist stellenweise in der Inner Gorge und in einigen der tieferen Seitencanyons aufgeschlossen. Unkar GroupDen tiefsten Abschnitt der Supergruppe bildet die offen marine Unkar Group (der geologische Begriff group bzw. Gruppe umfasst zwei oder mehr Formationen, die auf besondere Art miteinander in Verbindung stehen). Sie beginnt mit der
Chuar GroupDie Formationen der neoproterozoischen Chuar Group wurden im Zeitraum von vor 782 bis vor 729 Millionen Jahren gebildet. Die Ablagerungsbedingungen waren generell küstennah und flachmarin.[7]
In der nach 729 Millionen Jahren stattfindenden Grand Canyon-Gebirgsbildung wurde die Grand Canyon Supergroup um 15° verstellt und in einzelne Schollen zerbrochen[10]. Diese Bruchtektonik erfolgte im Wesentlichen an Nord-Süd-streichenden Verwerfungen und erzeugte ein Bruchschollengebirge. Im folgenden 100 Millionen Jahre dauernden Intervall wurde der größte Teil der Chuar Group und ein Teil der Unkar Group wieder abgetragen, die Erosion griff stellenweise bis auf den Shinumo Quartzite herab (siehe oben). Die Bruchschollenketten wurden eingeebnet, stellenweise wurde sogar die gesamte Grand Canyon Supergroup wegerodiert, so dass die darunterliegenden Vishnu Basement Rocks wieder zum Vorschein kommen. John Wesley Powell bezeichnete dieses Phänomen als Great Unconformity – eines der weltweit besten Beispiele für eine Winkeldiskordanz enormen Ausmaßes. In ihr gingen insgesamt 200 Millionen Jahre an regionalgeologischer Geschichte verloren.[11] Die Great Canyon Supergroup und die Great Unconformity sind im Ostteil der Inner Gorge gut einzusehen. Kambrium – Tonto GroupIn der 2. Stufe des Kambriums kehrte vor ca. 527 Millionen Jahren das Meer erneut aus westlicher Richtung in das Gebiet des Grand Canyons zurück und begann mit der Sedimentation der Formationen der Tonto Group:
Die Formationen der Tonto Group wurden über einen Zeitraum von rund 30 Millionen Jahren abgelagert (Unterkambrium-Oberkambrium). Trilobiten und Wurmbauten sind in diesen Sedimenten verhältnismäßig häufig. Die sedimentologische Abfolge dokumentiert eine von Westen erfolgende allmähliche Transgression auf den Transcontinental Arch, den Südausläufer des damaligen nordamerikanischen Kontinents. Die Tonto Group bildet heute die sogenannte Tonto Platform oberhalb des Colorado Rivers. Im Gegensatz zu der Grand Canyon Supergroup liegen ihre Schichtglieder horizontal und in ihrer ursprünglichen Position. Der hangbildende Bright Angel Shale in der Tonto Platform ist ein guter Wasserstauer, Grundwasser verbleibt im darüberliegenden Muav Limestone und tritt dann an mehreren Quellen in der Inner Gorge wieder aus – überlebenswichtig in dieser trockenen Landschaft. Unterdevon bis Oberkarbon – Temple Butte-Formation, Redwall Limestone und Surprise Canyon-FormationDie nächsten beiden Perioden der geologischen Zeitskala, das Ordovizium und das Silur, hinterließen im Grand Canyon keine Ablagerungen. Es ist nicht geklärt, ob während dieses Zeitraums Sedimente zum Absatz kamen und dann wieder wegerodiert wurden oder ob es überhaupt jemals zu einer Sedimentation gekommen war. Wie dem auch sei, der Hiatus dauerte rund 165 Millionen Jahre an. Sicher ist, dass während dieses Zeitraumes tiefe Rinnen in die Oberfläche des Muav Limestones eingeschnitten wurden. Die Ursache hierfür ist mit großer Wahrscheinlichkeit Flusserosion, aber auch untermeerische Strömungen sind denkbar. Beginnend vor ca. 350 Millionen Jahren wurden diese Vertiefungen dann im Mitteldevon wieder verfüllt. Es bildete sich die
Oberkarbon bis Unteres Perm – Supai GroupDie Supai Group ist überwiegend siliziklastischen Ursprungs und wurde während des Oberkarbons und des Unterperms in Sümpfen und Flussauen abgelagert, ihr mittleres Alter liegt bei 285 Millionen Jahren. Im Westteil des Nationalparks treten auch Kalke auf – Indiz für ein warmes Flachmeer. Sedimentationsraum im Ostteil dürfte ein schlammiges Flussdelta gewesen sein. Sie besteht im Wesentlichen aus roten Siltsteinen und Schiefertonen, die von bräunlichen Sandsteinen überlagert werden. Ihre Gesamtmächtigkeit schwankt zwischen 180 und 210 Metern. Die unterpermischen Schiefertonlagen wurden zu einem leuchtend roten Farbton oxidiert. Im Ostteil des Parks sind fossile Fußspuren von Amphibien erhalten geblieben, es finden sich auch Versteinerungen von Reptilien und Pflanzen (sehr häufig). Im Westteil hingegen überwiegen Fossilien mariner Herkunft. Die Supai Group setzt sich im Einzelnen aus folgenden Formationen zusammen (von alt nach jung):
Jede dieser Formationen wird von einer Diskordanz abgeschlossen. Perm – Hermit Shale, Coconino Sandstone, Toroweap-Formation und Kaibab Limestone
MesozoikumMit Beginn des Mesozoikums setzte im Gebiet des Grand Canyons Hebung ein, die trockengefallene Landschaft wurde wieder von Flussläufen durchzogen. Sediment aus dem nahegelegenen Hinterland wurde während der Trias in breiten, tiefliegenden Tälern abgesetzt und schuf die bis zu 300 Meter mächtige Moenkopi-Formation. Sie besteht aus Sandstein und Schieferton mit dazwischenliegenden Gipslagen. Die Formation ist sehr verwitterungsunbeständig und tritt daher nur sehr vereinzelt auf. Aufgeschlossen ist sie entlang des Colorado Rivers im Marble Canyon, am Cedar Mountain, eine Mesa im Südostteil des Nationalparks und am Red Butte südlich von Grand Canyon Village. Über der Moenkopi-Formation folgen am Red Butte dann noch Überreste an Shinarump Conglomerate – ein zur Chinle-Formation gehörendes Konglomerat, und ein wesentlich jüngerer Lavastrom.[17] Während des Mesozoikums und des Känozoikums waren im Gebiet des Grand Canyons über 1500 Meter mächtige Gesteinsformationen sedimentiert worden, die jedoch von der anschließend in diesem Sektor stattfindenden Erosion zumeist wieder ausgeräumt wurden (siehe folgenden Abschnitt). Weitere Details finden sich auch unter Geologie des Zion National Parks und unter Geologie des Bryce-Canyons. Diese im Grand Canyon verlorengegangenen Schichtfolgen sind jedoch in der sogenannten Grand Staircase weiter im Norden erhalten geblieben und hervorragend aufgeschlossen. Entstehung des Grand CanyonsHebung und nahegelegene KrustendehnungDie Laramische Gebirgsbildung erfasste das gesamte westliche Nordamerika und trug damit wesentlich zur Bildung der Rocky Mountains und der Amerikanischen Kordillere bei. Die orogenen Bewegungen setzten zum Ende des Mesozoikums vor ungefähr 72 Millionen Jahren ein und hielten bis ins Paläogen (frühes Tertiär) an. Eine zweite Hebungsphase erfolgte vor 17 Millionen Jahren im Unteren Miozän und es entstand das Colorado-Plateau (zum Colorado-Plateau gehören nördlich des Grand Canyons das Kaibab-, Kanab- und Shivwits-Plateau und im Süden das Cococino-Plateau). Obwohl er bis zu 2700 Meter angehoben wurde, blieb der Schichtverband im Colorado-Plateau während dieser beiden Hebungsprozesse relativ ungestört und bewahrte auch seine ursprünglich horizontalen Lagerungsverhältnisse. Ein Erklärungsversuch behilft sich einer im Uhrzeigersinn erfolgten Drehung des Plateau-Krustenblocks, die ihn seine Stabilität wahren ließ. Vor der Hebung lag das Plateau nur etwa 300 Meter über dem Meeresspiegel und wurde von hohen Bergketten im Süden und Westen umringt. In etwa zeitgleich mit der zweiten Hebungsphase kam es vor ca. 20 Millionen Jahren zu starker Krustendehnung – alte bereits vorhandene Störungen wurden dabei wiederbelebt und neue Brüche angelegt. Begleitet wurde dieser Vorgang von relativ gemäßigter vulkanischer Tätigkeit. Weiter westlich waren die Auswirkungen der Krustendehnung jedoch gewaltig: es entstand die Basin and Range Province – ein Grabenbruchsystem, das an Nord-Süd-gerichteten langgezogenen Verwerfungszonen sich in stehengebliebene Horste (die jetzigen Bergketten) und eingesackte Gräben (die jetzigen Beckenlandschaften) differenzierte und dabei eine Krustendehnung von über 100 % ermöglichte. Die Grand Wash Fault am Westende des Grand Canyon Nationalparks gehört bereits zum Einflussbereich der Basin and Range Province. Der neuentstandene Colorado River beginnt seine ErosionsarbeitKontinuierliche tektonische Bewegungen im Bereich des Colorado-Plateaus erzeugten in den Deckschichten großräumige Monoklinalen und führten zu einem bedeutenden Höhengewinn, der das Strömungsgefälle der Gewässer in der Region stark ansteigen ließ. Der urzeitliche Colorado River war bis vor etwa 5,3 Millionen Jahren ein Binnenfluss ohne Zugang zum Meer gewesen. Er endete damals in großen Binnenseen – im frühen Tertiär noch innerhalb des Colorado-Plateaus und im mittleren Tertiär dann im Bereich der Basin and Range Province.[17] Die große Monoklinalfalte des Kaibab Arch begann sich vor sechs Millionen Jahren allmählich herauszuwölben. Laut einer Hypothese war dieses Hindernis im Lauf des Colorado River bewältigt worden, indem sowohl ein von Osten als auch ein von Westen kommender Canyon gleichzeitig rückschreitend erodierten und sich dann vereinigten. Die andere Möglichkeit ist natürlich, dass sich der Fluss antezedent gegenüber dem langsam aufsteigenden Hindernis verhielt. Die Öffnung eines Armes des Golfes von Kalifornien vor 5,3 Millionen Jahren veränderte die Fließrichtung der umliegenden Gewässer in Richtung auf den absinkenden und einbrechenden Riftgraben. Die Hebung der Einzugsgebiete am Oberlauf sowie die Absenkung des Unterlaufes bei den in den Golf von Kalifornien mündenden Flüssen führte insgesamt zu einem stärkeren Gefälle und erhöhter Erosion, sodass sich die Flüsse schneller in die Landschaft eingraben konnten. Durch rückschreitende Erosion wurden dann in geologisch kurzer Zeit die Einzugsgebiete mehrerer Flüsse zu einem Hauptabfluss vereint, dem heutigen Colorado River. Die wichtigste Phase trat ein, als ein separater älterer Fluss, der durch den San-Andreas-Graben in den Golf von Kalifornien entwässerte, sich des damals noch als Binnenfluss endenden Colorado Rivers bemächtigte.[18] Das Einschneiden des östlichen Teiles des Colorado Rivers hatte zwar schon vorher begonnen, war aber dann stark beschleunigt und nach Westen ausgedehnt worden. Mit dem Beginn der Eiszeiten vor 2,5 Millionen Jahren im Pleistozän wurde das Klima in der Region wesentlich kühler und feuchter. Die zusätzlichen Niederschlagsmengen bewirkten einen höheren Abfluss und stärkere Erosion durch gestiegene Frühjahrsschmelzwasser und Sturzfluten im Sommer. Bedingt durch das höhere Volumen, den steileren Gradienten und durch die niedrigere Erosionsbasis schnitt sich der Fluss ab zwei Millionen Jahren vor heute wesentlich schneller in die Landschaft ein und erreichte bereits vor etwa 1,2 Millionen Jahren nahezu seine heutige Tiefe.[19] Vulkantätigkeit staut den Fluss im neuen CanyonWährend des Quartärs vor rund 725 000 Jahren ergoss sich basaltische Lava in den westlichen Grand Canyon. Sie entstammte den in Eruption getretenen Aschenkegeln des Uinkaret volcanic field.[20] Im Zeitraum vor 725 000 bis vor 100 000 Jahren wurde der Fluss mehrmals aufgestaut. Die Dauer der Existenz dieser riesigen Stauseen ist umstritten, es werden oft 20 000 Jahre angenommen,[21] andere Forscher jedoch bezweifeln dies und glauben, dass die vulkanischen Staudämme von nicht allzu langer Dauer waren, und bei ihrem Nachgeben katastrophale Überschwemmungen auslösten.[22] Die Ausdehnung der Lavaströme selbst ist beachtlich, ab Flussmeile 178 folgen sie über 121 Kilometer dem Verlauf des Colorado Rivers. Aktuogeologie, anthropogene Einwirkungen und die ZukunftMit dem Ende der Eiszeit im Pleistozän und dem Beginn des Holozäns begann der Umschwung von einem feuchtkalten Klima zu den derzeitigen trockeneren Bedingungen. Die Erosionstätigkeit des Flusses nahm aufgrund der niedrigeren Niederschlagsmengen ab und das Gestein der Inner Gorge ist bei den heutigen Durchflussmengen widerstandsfähiger. Massenbewegungen wie z. B. Bergstürze gewannen deswegen hinsichtlich der Erosion an Bedeutung. Dadurch entstanden steilere Seitenwände und der Grand Canyon mit seinen Nebenflüssen verbreiterte sich. In der heutigen Zeit führt der Bau von Staudämmen, wie etwa dem Glen Canyon Dam, zu einer weiteren Reduzierung der Erosion. Dämme reduzieren die Fließgeschwindigkeit, gleichzeitig durchströmt das Wasser die Schlucht wesentlich gleichmäßiger. Durch die verminderte Sedimentfracht geht dem Fluss überdies seine erodierende Schleifwirkung verloren. Die zusätzliche Entnahme von Wasser zur Trinkwasserversorgung und zur Bewässerung bewirkt, dass der Colorado River in trockenen Jahren sein Delta im Golf von Kalifornien nicht mehr erreicht. Der Damm hat auch die Eigenschaften des Flusswassers verändert. War das Wasser vorher schlammig und eher warm und bot so Fischen am Grund des Gewässers einen Lebensraum, ist der Fluss heute eher klar und kalt, wodurch den eingesetzten Forellen eine Lebensgrundlage geschaffen wurde. Dies hatte auch Einfluss auf das Migrationsverhalten der Weißkopfseeadler, die ursprünglich den Canyon als Zwischenstation auf dem Weg zu den Fischgründen flussabwärts nutzten, inzwischen aber den Canyon als Nahrungsquelle aufsuchen. Während der 1990er Jahre ereigneten sich am Grand Canyon und in seiner Umgebung etwa 45 Erdbeben, fünf davon erreichten eine Intensität, die zwischen 5,0 und 6,0 auf der Richterskala lag. Dutzende von Verwerfungen kreuzen den Canyon und viele davon sind in den letzten einhundert Jahren seismisch aktiv gewesen. Das Gefälle des Colorado Rivers ist stark genug, um noch weitere 400 bis 600 Meter an Erosionsarbeit zu ermöglichen. Dabei ist ein weiteres Anheben der Umgebung in der geologischen Zukunft unberücksichtigt geblieben. Der Einfluss des Menschen dürfte eher bremsend auf die Erosionskraft des Colorado River wirken. Literatur
Einzelnachweise und Fußnoten
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