Gentoo Linux
Gentoo Linux (englische Aussprache [Linux-Distribution für fortgeschrittene Linux-Benutzer, die ihr System individuell einrichten möchten. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, sich mit den Abläufen eines Linux-Systems und der ausführlichen Dokumentation auseinanderzusetzen. Gentoo ist ein Warenzeichen der Gentoo Foundation, Inc., einer Non-Profit-Organisation. ]) ist eine quellbasierteAnfang Dezember 2010 trat die Gentoo Foundation, Inc. dem Open Invention Network bei, das sich für die freie Verfügbarkeit von Softwarepatenten einsetzt. Im europäischen Raum ist der deutsche Förderverein Gentoo e. V. der Inhaber der Markenrechte. Der Name „Gentoo“ wurde nach einer besonders schnell schwimmenden Pinguinart, dem Eselspinguin (englisch gentoo penguin), gewählt, wobei der Name auf das offizielle Maskottchen Tux des freien Betriebssystemkerns Linux, das einen Pinguin darstellt, Bezug nimmt. ProjektAllgemeinesGründer und langjähriger Chef des Gentoo-Projekts war der US-amerikanische Programmierer Daniel Robbins. 1999 begann er mit der Entwicklung einer eigenen Linux-Distribution, die er zunächst Enoch nannte. Der Namenswechsel fand am 4. Oktober 1999 mit der Registrierung der Domain gentoo.org statt. Dieses Datum wird heute offiziell als „Geburtstag“ Gentoos aufgefasst.[1] Im Jahr 2004 verließ Robbins das Projekt.[2] Seit seinem Weggang wird Gentoo von dem Kuratorium (Board of Trustees) der Gentoo Foundation geleitet. Entscheidungen über technische Aspekte und Richtlinien trifft ein siebenköpfiger Council. Trustees und Council werden von den Mitgliedern der „Foundation“ bzw. den aktiven Entwicklern gewählt. Unterschiede zu anderen DistributionenGentoo unterscheidet sich in mehreren Punkten entscheidend von vielen anderen Linux-Distributionen. So ist Gentoo eine quellbasierte Distribution, bei der in der Regel alle Pakete vor der Installation übersetzt werden. Der dafür nötige Zeit- und Rechenaufwand, aber auch der so mögliche tiefe Eingriff in Konfigurations- und Optimierungsmöglichkeiten ist bei auf binären Paketen basierten Distributionen nicht gegeben.[3] Gleichwohl lassen sich auch wie bei letzteren vorkompilierte Programme nutzen. Ebenso gibt es nur wenig automatisierte Abläufe, was eine hohe Kontrolle des Systems ermöglicht, die aber auch entsprechende Kenntnisse voraussetzt. Die Tatsache, dass die Arbeitsweise des Gentoo-Projekts nicht versionsorientiert ist, führt zu einem kontinuierlichen Aktualisieren des Systems, im Gegensatz zu einer stufenartigen Aktualisierung, wie dies bei den meisten klassischen Distributionen der Fall ist. Auf diesem Weg ergeben sich Migrationsprobleme immer nur für einzelne Programmpakete, nicht aber für eine ganze Distributionsversion. Auch kann der Nutzer so über jede verwendete Version eines Programms selbst entscheiden. Hinzu kommt, dass mit vergleichsweise einfachen Mitteln eigene Distributionen auf der Basis von Gentoo erstellt und distribuiert werden können, um zum Beispiel für Spezialanwendungen wie Cluster oder Rechnerpools zu genügen. Gentoo kann als Distributionsbaukasten eingesetzt werden. Zum Beispiel basiert ChromeOS auf Gentoo. Gentoo wurde benutzt, um Linux auf Macintosh-Rechner mit einer Intel-CPU zu portieren.[4] VersionenBei Gentoo Linux gibt es keine Versionen im eigentlichen Sinn, sondern Veröffentlichungen (engl. Release) eines Entwicklungsstandes (engl. Snapshot), sogenannte Rolling Releases, auf dessen Basis unter anderem die Bei einem installierten Gentoo-System gehen die einzelnen Versionen bei regelmäßigem Aktualisieren des Portage-Trees ohne größere Umstellungen ineinander über. Die Version des Basissystems (engl. base system) entspricht der des Pakets ProfileUnter englisch profiles versteht Gentoo einen Satz vorgefertigter Konfigurationsdateien von Portage, die u. a. eine Auswahl an Paketen für das Basissystem ( # eselect profile list | grep 23.0 | grep desktop [23] default/linux/amd64/23.0/desktop (stable) [24] default/linux/amd64/23.0/desktop/systemd (stable) [25] default/linux/amd64/23.0/desktop/gnome (stable) [26] default/linux/amd64/23.0/desktop/gnome/systemd (stable) [27] default/linux/amd64/23.0/desktop/plasma (stable) [28] default/linux/amd64/23.0/desktop/plasma/systemd (stable) * [46] default/linux/amd64/23.0/split-usr/desktop (stable) [47] default/linux/amd64/23.0/split-usr/desktop/gnome (stable) [48] default/linux/amd64/23.0/split-usr/desktop/plasma (stable) Auch gehärtete Profile (englisch hardened) sind verfügbar, allerdings nicht als Desktop-Profile. Durch deren Auswahl bei der Installation wird das Basissystem festgelegt. Profile können auch vom Benutzer selbst erstellt und verwaltet werden. Ein Wechsel des Profils ist jedoch meist nur durch Neu-Kompilierung des world set möglich ( SystemPortagePortage ist die Paketverwaltung von Gentoo Linux und ermöglicht den automatischen Bau der einzelnen Pakete aus ihren Quelltexten. Dabei stützt es sich auf den sogenannten Portage tree, einen Verzeichnisbaum, der sich normalerweise unter Portage wählt die jeweils aktuelle stabile oder, je nach Konfiguration, die aktuelle instabile Version für die jeweilige Prozessorarchitektur aus. Je nach Paket gibt es noch weitere maskierte Versionen, von deren Installation aber außer zu Entwicklungs- und Testzwecken abgesehen werden sollte. Darunter fallen z. B. die sogenannten Live-Versionen von Paketen, die direkt den aktuellen Entwicklungsstand aus dem Versionsverwaltungssystem der jeweiligen Software beziehen. Mittels Konfigurationsdateien ist es möglich, einzelne Pakete oder einzelne Versionen von Paketen zu maskieren, um die Installation eines Pakets bzw. einer Version zu verbieten, oder sie zu demaskieren, um eine aktuellere Version als vorgesehen zu installieren. Die USE-Flags bilden eine Abstraktionsschicht für die Konfiguration der Funktionalität der einzelnen Pakete für Optionen, die sich nur während des Kompiliervorgangs aktivieren lassen. So bestimmt beispielsweise das USE-Flag bluetooth den Einbau der Bluetoothunterstützung für den Fall, dass das jeweilige Paket diese Unterstützung mitbringt. Eine Funktionalität lässt sich auch mittels USE-Flag abschalten, im Beispiel durch -bluetooth. Der Vorteil einer solchen Möglichkeit liegt darin, dass die kompilierten Programme genau auf die Bedürfnisse des Anwenders angepasst sind, wodurch diese weniger Speicher benötigen und die Installation von nur wirklich notwendigen Bibliotheken voraussetzt. Die Implementierung des An- und Abschaltens von Funktionen kann dabei vom „ebuild“-Skript individuell umgesetzt werden. In der Regel geschieht dies mit Hilfe von Configure-Optionen oder Patches. Die USE-Flags lassen sich mit Hilfe von Konfigurationsdateien sowohl zentral für das gesamte System als auch speziell für einzelne Pakete konfigurieren. Möchte man Pakete installieren, welche sich nicht im offiziellen Portage-Tree befinden, so gibt es die Möglichkeit, sogenannte Overlays zu nutzen. Diese werden von Gentoo offiziell nicht unterstützt, bieten aber oft eine größere Auswahl an Software oder aktuellere Versionen. Viele der Overlays beinhalten Pakete, die dort vom Entwickler getestet werden, bevor sie in den offiziellen Baum aufgenommen werden. InstallationGentoo besitzt im Gegensatz zu anderen Linux-Distributionen keinen eigenen Installer. Stattdessen führt der Benutzer die Installation selbst mit einer Serie von Shell-Befehlen aus einem anderen laufenden System heraus durch. Zu diesem Zweck bietet das Gentoo-Projekt spezielle Live-Images an, die wöchentlich aktualisiert werden; prinzipiell können jedoch beliebige Linux-Systeme dafür verwendet werden, egal, ob fest installiert oder von Live-Medien gebootet. Zur Installation wird ein vom Gentoo-Projekt bereitgestellter sogenannter stage3-Tarball an den Zielort entpackt. Dieser enthält ein Grundsystem, einschließlich der für den weiteren Installationsprozess benötigten Werkzeuge, wie z. B. einer Toolchain. Die weiteren Installationsarbeiten finden mittels chroot innerhalb dieses Verzeichnisbaums statt. Auf der Gentoo-Website gibt es Installationshandbücher, die Hinweise über die notwendigen Installationsschritte geben. Dem Benutzer werden dabei der Projektphilosophie entsprechend alle Freiheiten gelassen; so kann er beispielsweise selbst entscheiden, welche syslog- und cron-Implementierung und welchen Mail Transfer Agent er nutzen möchte. Früher standen neben den stage3-Archiven auch stage1- und stage2-Archive für die Installation zur Verfügung. Diese sind Zwischenprodukte des Prozesses, mit dem stage3s erzeugt werden. Ihr Anwendungszweck bestand im Erstellen von besonders stark optimierten Systemen. Da inzwischen keine offiziellen stage1- und stage2-Archive mehr zum Herunterladen angeboten werden, verwendet man nun auch für diesen Zweck die stage3-Archive.[10] PortierungenGentoo Linux kann prinzipiell von jedermann selbst auf eine weitere Prozessorarchitektur portiert werden.[11] Als vorgefertigte stages ist Gentoo für diverse Architekturen verfügbar, dazu zählen Alpha, Arm, Itanium, Loongson, m68k, MIPS, PA-RISC, PowerPC, RISC-V, S/390, SPARC und x86 (sowohl IA-32 als auch x64).[12] Bis 2014 war auch SuperH als stage3-Build verfügbar.[13]
Damit ist Gentoo ebenfalls auf der Xbox, der Wii und auf der PlayStation 3 lauffähig. Es gibt auch Projekte, bei denen der Linux-Kernel und einige GNU-Bibliotheken/Programme durch einen FreeBSD- (Gentoo/FreeBSD), NetBSD bzw. OpenBSD-Kernel und deren Basis-Bibliotheken/Programme ersetzt wurde. Zudem kann man Gentoo unter verschiedenen Unix-ähnlichen Betriebssystemen in ein Unterverzeichnis installieren. Diese Installationsvariante wird „Gentoo Prefix“ genannt. Unterstützt werden unter anderem macOS, Solaris und Windows mit Hilfe der Microsoft Windows Services for UNIX.[16] Versionsgeschichte
Derivate
Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Gentoo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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