Gee Vero (* 1971 in Grimma als Gerrit Helmholz) ist eine deutsche Künstlerin und Autorin. Im Alter von 37 Jahren wurde bei ihr ein Asperger-Syndrom diagnostiziert[1]. Seit 2011 hält sie Vorträge über Autismus und veröffentlichte Bücher und Texte zu diesem Thema.
Nach ihrem Abitur im Jahr 1990 studierte Vero zunächst Anglistik an der Universität in Leipzig, bevor sie 1993 nach London zog[2]. Sie betrieb in London und Bad Lausick zwei Spielzeuggeschäfte[3]. Ihr künstlerisches Schaffen begann 1993 in London. 2004 kehrte sie nach Deutschland zurück und arbeitete ab 2010 zunächst auf Honorarbasis für die Autismusambulanz in Leipzig. Sie arbeitet seit 2013 als freie Referentin zum Thema Autismus und Kunst. Als Künstlerin tritt sie seit ihrer Zeit in London unter dem PseudonymBareface (bare = unverhüllt / face = Gesicht) auf. Vero lebt und arbeitet in der Nähe von Leipzig. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter und einen Sohn; ihr Sohn hat die Diagnose frühkindlicher Autismus[4].
Projekt The Art of Inclusion
2010 begann die Künstlerin mit dem Projekt The Art of Inclusion. Vero verschickt dabei ein unvollendetes Porträt an Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Wissenschaft oder Kultur. Es besteht meist aus einer rechten Gesichtshälfte, die mit wenigen schwarzen Linien auf einem Aquarellpapier gezeichnet ist. Sie bittet die Angeschriebenen, das Kunstwerk nach deren Vorstellungen zu ergänzen. Zwei – meist persönlich unbekannte – Menschen erstellen so ein individuelles Kunstwerk. Bis 2014 sind auf diese Art und Weise bereits mehr als 100 Porträts entstanden. Zu den eingebundenen „Künstlern“ zählen beispielsweise Angela Merkel, Udo Lindenberg, Ben Kingsley, Manfred Krug, Herbert Feuerstein und Dieter Hallervorden.[5][6][7][8] 40 ausgewählte Werke waren von Mai bis Juni 2014 im Kleisthaus in Berlin zu sehen. Um auch blinden Personen eine Teilhabe an den Kunstwerken zu ermöglichen, wurden eigens für die Ausstellung drei ausgewählte Kunstwerke als Relief hergestellt. Die Behindertenbeauftragte der BundesregierungVerena Bentele würdigte ihre Arbeiten anlässlich der Vernissage als „anschauliches und lebendiges Beispiel für Inklusion. Sie sind ein Appell einer autistischen Künstlerin, um Respekt, Zusammengehörigkeit und Gleichberechtigung zwischen allen Menschen in unserer Gesellschaft voranzubringen – unabhängig von individuellen Fähigkeiten, ethnischer wie sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter.“[9] Anschließend gestaltete Gee Vero zusammen mit dem IllustratorSilvio Neuendorf ein neues, gemeinsames Porträt.[10] Der KunsthistorikerBernd Apke sieht in dem wiederkehrenden Konzept eine Passion der Künstlerin. Die Reaktionen der kontaktierten Personen werden für ihn durch Veros Arbeit zu Selbstporträts der Angeschriebenen: „Jeder ist ein Künstler“. Gleichzeitig stelle sich damit aber auch die Frage, warum sich die Künstlerin seit vielen Jahren den „kreativen Reaktionen“ anderer Personen aussetze. Apke sieht daher in den Fragen nach „Fremd- und Selbstbildnern, nach Wahrnehmungsweisen und Inszenierungen“ das künstlerische Konzept von Gee Vero.[9]
Ausstellung/Projektvorstellungen The Art of Inclusion
Gee Vero (Autorin): Nosce Te Ipsum-erkenne dich selbst, Gedichtband, 2014, ISBN 978-1-78407-867-6
Gee Vero (Autorin): „Nowhereland“, Collection of Poems, (englisch), 2014, ISBN 978-1-78407-929-1
Gee Vero (Autorin): "I, me and myself - my life with autism", (englisch) 2016, ISBN 978-1-78697-050-3
Gee Vero (Autorin)/Melanie Matzes-Köhler (Autorin): "Meine Brücke zu dir: Menschen inner- und außerhalb des autistischen Spektrums im Dialog", Kohlhammer 2016, ISBN 978-3-17-030599-1
Theunissen, Kulig, Leuchte, Paetz (Hrsg.)/Gee Vero (beteiligte Co-Autorin): Handlexikon Autismus Spektrum: Schlüsselbegriffe aus Forschung, Theorie, Praxis und Betroffenen-Sicht, Kohlhammer, 2014, ISBN 978-3-17-023431-4
Theunissen (Hrsg.)/Gee Vero (beteiligte Co-Autorin): "Autismus verstehen: Außen- und Innensichten", Kohlhammer 2016, ISBN 978-3-17-030786-5
↑Ausstellung 2012, Webseite des Tapetenwerks, abgerufen am 14. August 2014.
↑Autismus Aktuell (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), Ausgabe März 2012, (PDF), Webseite des Internationalen Bildungs- und Sozialwerks e.V. Iserlohn, abgerufen am 11. August 2014.
↑autART in Hamburg, Webseite von akku – Autismus, Kunst und Kultur e.V. Verband zur Förderung von Künstlerinnen und Künstlern mit Autismus, abgerufen am 17. August 2014.