Nach einem längeren Studienaufenthalt in Rom eröffnete er 1878 ein Atelier für Innendekoration. Seidl wurde Mitglied des 1851 gegründeten Münchner Kunstgewerbevereins und fand schnell die Wertschätzung der zugehörigen Künstler: u. a. Lorenz Gedon, Rudolf von Seitz und Fritz von Miller. Durch Verleihung des Bayerischen Kronenordens wurde er 1900 in den Adelsstand erhoben und 1908 zum Ritter des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste ernannt. 1902 gründete er im Künstlerhaus den Isartalverein, um nach der Errichtung der ersten Kraftwerke der Isarwerke die weitere Zerstörung des Isartals durch Boden- und Bauspekulanten zu verhindern. Im selben Jahr war er zusammen mit seinen Architektenkollegen August Thiersch (1843–1917), Hans Grässel (1860–1939) und Franz Zell (1866–1961) maßgeblicher Mitbegründer des Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München, der später in Bayerischer Landesverein für Heimatpflege umbenannt wurde.
Familie
1890 heiratete Seidl die Förstertochter Franziska Neunzert, aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Sein Bruder Emanuel von Seidl war ebenfalls Architekt und ist sowohl für seine zahlreichen privaten Wohnbauten bekannt wie auch für repräsentative Bauten, etwa das Staatstheater am Gärtnerplatz in München oder die Gebäude der Weltausstellung 1910 in Brüssel. Nach Gabriels Tod führte sein Bruder Emanuel dessen Pläne am Deutschen Museum bis 1919 fort. Die Schwester Therese heiratete in zweiter Ehe den Landschaftsmaler Konrad Reinherz. Der weitere Bruder, der Zuckerbäcker Anton Seidl, ist bekannt für die Prinzregententorte.[3]
Seidl starb 1913 in seinem Wohn- und Bürohaus in München, Marsstraße 28.[4]
Grabstätte
Die Grabstätte von Gabriel von Seidl ist ein Ersatzgrab (Original verloren) und befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Grabfeld Mauer Links Spitz ML-SP-2/21 Standort48.12702777777811.566138888889).
Bauten
Seidl widmete sich unter anderem dem Schlossbau. 1885 wurde nach seinen Plänen das Neue Schloss Büdesheim errichtet. 1894 wurde Seidl von Kaiser Wilhelm II. beauftragt, sich mit einem möglichen Umbau der Burg Hohenzollern im puristischen Stil des Historismus zu beschäftigen. Seidl verzichtete jedoch nach einem Besuch der Burg auf den Auftrag mit den Worten: „Diese Burg ist derart verpfuscht, dass ich nix machen kann als höchstens sie neu bauen – und dann ist es halt keine alte Burg mehr … Das kann i net!“[5] Seidl baute in den Folgejahren für andere Auftraggeber ihre Schlösser um, 1899–1900 beispielsweise das Wasserschloss Schönau.
Nach Gabriel Seidl wurde 1909 in München im Stadtteil Maxvorstadt (Stadtbezirk 3 – Maxvorstadt) (Lage48.144272311.5573841) die Seidlstraße benannt.[6][7][8]
Weitere Straßen, Plätze oder Wege wurden nach Gabriel von Seidl benannt in:
Bad Tölz (Lage47.75666666666711.554444444444), dort ist Gabriel von Seidl auch Namensgeber des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums.
In Pullach wurde 1922[9] vom Isartalverein eine Gedenksäule für seinen Gründer Gabriel von Seidl errichtet. Die Säule befindet sich am Josef-Breher-Weg/Hochleite (Lage48.046711.51445). Die Säule ist als Baudenkmal in der Bayerischen Denkmalliste unter Aktennummer D-1-84-139-12 aufgeführt. Die Säule wurde geschaffen vom Bildhauer Julius Seidler und stellt Gabriel von Seidl als St. Georg-Kämpfer für das Isartal dar.
Stephan Bammer: Architekt, Natur- und Heimatschützer. Zum 100. Todestag von Gabriel von Seidl. In: Schönere Heimat, 2013, 102. Jahrgang, S. 4–12; ISSN0177-4492.
Stephan Bammer (Hrsg.): Zurück in die Zukunft – Gabriel von Seidl in Tölz. Historischer Verein für das Bayerische Oberland, Bad Tölz 2013, ISBN 978-3-00-041570-8; Inhaltsverzeichnis.
Hans Bössl: Gabriel von Seidl. Verlag des Historischen Vereins von Oberbayern, München 1966.
Eduard Engels: Gabriel v. Seidl. In: Velhagen & Klasings Monatshefte, April 1903, Jg. 17, Band 2, Nr. 8, S. 199–209.
Gabriel von Seidl 1. Ein Architekt prägt München. Dokumentarfilm, Deutschland, 2004, 45 Min., Buch und Regie: Bernhard Graf, Produktion: Bayerischer Rundfunk, Reihe: Faszination Kunst, Inhaltsangabe von ARD.
Gabriel von Seidl 2. Architekt des bayerischen Heimatstils. Dokumentarfilm, Deutschland, 2004, 45 Min., Buch und Regie: Bernhard Graf, Produktion: BR, Reihe: Faszination Kunst, Inhaltsangabe von ARD.
Video bei ARD-Alpha, 16 Min. (Online bis 4. Mai 2022) Geschichten Großer Geister: Faszination der Technik. Carl von Linde (1842–1934), Ingenieur und Unternehmer, Oskar von Miller (1855–1934/Gründer des Deutschen Museums und Elektrotechniker), Gabriel von Seidl (1848–1913/Architekt) diskutieren auf einer Bühne im alten Südlichen Friedhof.
Geschichten Großer Geister: Faszination der Technik. Carl von Linde (1842–1934), Ingenieur und Unternehmer, Oskar von Miller (1855–1934/Gründer des Deutschen Museums und Elektrotechniker), Gabriel von Seidl (1848–1913/Architekt) diskutieren auf einer Bühne im alten Südlichen Friedhof. Video ARD-Alpha, 16 Min, Online bis 4. Mai 2022.
↑H. Dollinger: Die Münchner Straßennamen. muenchenverlag, München 2016, ISBN 978-3-7630-4039-1, S. 290, Seidlstraße, seit 1910. Gabriel von Seidl als alleiniger Namensgeber aufgeführt
↑D. Gribl: Für das Isartal - Chronik des Isartalvereins, Buchendorfer, München 2002, ISBN 3-934036-71-6, S. 61–62, Aufstellung des Denkmals beschrieben.
↑Maria Marciniak: Przyczynki do historii Pałacu w Reptach. In: Montes, Nr. 45, September 2010 (polnisch), montes.pl (Memento vom 6. August 2016 im Internet Archive) Montes Tarnovicensis