GürtelEin Gürtel (schweiz. ‚Gurt‘, als Uniformteil auch (das) ‚Koppel‘) ist ein um die Körpermitte getragenes Band oder Geflecht. Er kann dem Zusammenhalt und besseren Sitz der Kleidung, reinen Schmuck-Zwecken oder der Befestigung von Gegenständen dienen. In manchen Fällen dienen Gürtel Schutzzwecken oder sollen nur die Taille einengen. GeschichteViele Statuenmenhire (Steinskulpturen) der ausgehenden Jungsteinzeit bilden Gürtel ab. In bronzezeitlichen Gräbern wurden mehrere Gürtel aus Metallgliedern und Kettenschnüren gefunden (siehe u. a. Schatz von Blanot). Der Verschluss bronze- und eisenzeitlicher Gürtel besteht aus einem Gürtelhaken. Die Gürtelschnalle ist eine Neuerung aus römischer Zeit. Im Mittelalter war der Gürtel ein Symbol für Kraft, Herrschaft und eheliche Treue. Die Hose des Mannes und der Rock der Frau wurden von einem Gürtel gehalten. Bei Adligen diente der Gürtel auch als Wehrgehänge zur Aufnahme des Schwerts. Die Prunkgürtel der Männer und Frauen waren aus Leder, Brokat, Samt, Seide und anderen kostbaren Stoffen und mit Goldschmuck, Edelsteinen, Glasflüssen oder Stickereien geziert. Im 12. Jahrhundert waren die Gürtel so lang, dass sie zweimal um den Leib gewickelt wurden. Vom 13. bis 15. Jahrhundert wurde von Männern wie Frauen am Gürtel die Almosentasche, im 15. Jahrhundert Glöckchen und bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts an einer separaten Schnur oder Gürtelkette Beutel, Zahnstocher, Schere, Essutensilien und Messer getragen. Vom 9. bis ins 13. Jahrhundert waren Gürtel in Europa teilweise Bestandteil von Kleiderordnungen zur Kennzeichnung und Ausgrenzung. Juden trugen in Persien einen gelben und Christen einen blauen Gürtel.[1] In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der so ausgestattete Gürtel meistens unter dem obersten Rock getragen. Im 17. und 18. Jahrhundert verlor er an Bedeutung, da er die Kleidung nicht mehr zusammenhalten musste. Stattdessen waren Schärpen für Männer und Frauen in Mode. Etwa 1835 legten Damen den Gürtel ganz ab, um ihn erst vor 1900 wieder in die Garderobe aufzunehmen. Um 1890 wurde der Gürtel für Männer als Ersatz für die Hosenträger in den USA populär. GürtelartenHeute werden Gürtel nicht nur aus dekorativen, sondern oft auch aus praktischen Gründen verwendet, so zum Halt der Beinkleider wie Hose und Rock. Fast jedes Beinkleid hat Gürtelschlaufen, um Gürtel einzuführen. Während bei Männerkleidung Gürtel ausschließlich vom Träger gesehen nach links eingeschlauft werden, ist bei Frauenkleidung auch die andere Richtung verbreitet. Breite Gürtel sind oft bogenförmig geschnitten, um eine bessere Anpassung an die Körperform zu erreichen. VerschlüsseZum Verschluss von Gürteln dienen Schnallen, Koppelschlösser, Haken und D-Ringe; die verbreitetste Schnallenform ist die Dornschließe (siehe obige Abbildung) mit einem oder zwei, aber seltener auch drei oder vier beweglichen Dornen. Statt beweglicher Dorne können auch Zapfen am vorderen Teil des Schnallenbügels fest angebracht sein, um beim Schließen des Gürtels in die Riemenlöcher einzugreifen. Gürtel ohne spezielles Schließteil können, falls sie aus geeignetem Material bestehen, durch Knoten geschlossen werden (sog. „Bindegürtel“). GrößenangabenBei den Größenangaben wird üblicherweise das Bundmaß in Zentimetern angegeben. Es entspricht der Länge des Gürtels von der Spitze des Dorns bis zum mittleren Loch. Bei Gürteln ohne Dorn wird vom Inneren der Schließe bis zum mittleren Loch gemessen. Neben dem Bundmaß als standardisierte Einheit wird bei einigen Herstellern auch die Gesamtlänge des Gürtels angegeben. Das Bundmaß kann in diesem Fall nach der Faustformel Gürtellänge abzüglich 15 cm ermittelt werden.[2] Verschiedene Gürtel
Entstehung der GürtelschlaufenDie Entstehung der Gürtelschlaufen ist historisch nicht genau belegt, dürfte jedoch mit der Weiterentwicklung der Nähmaschinen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammenfallen: Erst damit wurden die notwendigen dichten und belastbaren Nähte möglich, denn für Dezenz und leichtes Einschlaufen sollen die Schlaufen möglichst schmal sein. Auch die in Wildwestfilmen gerne gezeigten auffälligen Hosengürtel der Cowboys sind tatsächlich eine Mode des 20. Jahrhunderts; die Firma Levi’s brachte Gürtelschlaufen erst ab den 1930er-Jahren an. Auf zeitgenössischen Fotografien aus Europa tauchen Hosengürtel erst ab dem Jahr 1910 verstärkt auf. Gürtel in der Mythologie
Siehe auch
Literatur
WeblinksWiktionary: Gürtel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Gürtel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Franziskanergürtel mit Franziskanerknoten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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