Haus Grüne Telle 6 in Dresden-Hellerau, erbaut 1931Kreuzkirche in Dresden, Zustand um 1955 während der Restaurierung des InnenraumsKreuzkapelle in Mauersberg (Großrückerswalde), erbaut 1949–1953, der 1889 abgerissenen Wehrgangkirche nachempfunden
Nach einer Zimmererlehre studierte Steudtner ab April 1914 bis zum Kriegsbeginn August 1914 und nach einer Unterbrechung durch seinen bis November 1918 dauernden aktiven Wehrdienst erneut von Oktober 1919 bis August 1921 an der Baugewerkschule Görlitz. Anschließend war er als Bautechniker in der Oberlausitz und im Riesengebirge tätig. Er ging 1923 nach Dresden, wo er bis 1927 ein Architekturstudium an der Dresdner Kunstakademie absolvierte. Zu seinen prägendsten Lehrern zählte dabei Heinrich Tessenow, dessen Meisterschüler Steudtner an der Kunstakademie wurde.[1] Ergänzend zum Studium an der Kunstakademie belegte er Kurse und Vorlesungen in Städtebau bei Adolf Muesmann, Innengestaltung bei Emil Högg, Baugeschichte bei Oscar Reuther und Freihandzeichnen bei Fritz Beckert an der Technischen Hochschule Dresden. Den Studienabschluss erlangte Steudtner dann jedoch bei Wilhelm Kreis, der ab dem Wintersemester 1926/1927 die Meisterklasse für Baukunst an der Kunstakademie übernommen hatte.[2][3] Als Werkstudent war er tätig bei der Reichsbahnbaudirektion, bei Adolf Muesmann, bei Martin Dülfer und im Hochbauamt der Stadt Dresden bei Stadtbaurat Paul Wolf. Im Jahr 1928 machte sich Steudtner als Architekt selbstständig. Zu den Mitarbeitern in seinem Architekturbüro gehörte unter anderem Kurt Nowotny.
Vor dem Zweiten Weltkrieg baute Steudtner zahlreiche Wohnhäuser in und um Dresden. Seine erste Arbeit war jedoch die Erarbeitung einer Möbelserie für die Hausrat Gemeinnützige Möbelversorgungs-GmbH in Dresden. Die direkte Beauftragung dafür kam durch seine Ehefrau Erna Steudtner geb. Bankmann zu Stande, die dort tätig war. Anfang 1940 wurde Steudtner dienstverpflichtet als Referent für Architekten bei der Landesleitung Sachsen der Reichskammer der bildenden Künste.[1] Von August 1943 bis Sommer 1946 war er Leiter der Architekten für die Sofortmaßnahmen für das Land Sachsen, ab der Bombennacht im Februar 1945 nur noch für die Stadt Dresden. Seit 1930 war er freier Mitarbeiter beim Institut für Denkmalpflege des Landes Sachsen. Ab 1945 widmete er sich vor allem dem Kirchenumbau und der Kirchenmodernisierung. Ab Herbst 1950 war er Baupfleger der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Er war Leiter des Wiederaufbaus der Dresdner Kreuzkirche und am Umbau und der Restaurierung der Leipziger Thomaskirche und der Wartburg beteiligt. Im Jahr 1956 entwickelte er einen Nutzungsplan für die vom Abriss bedrohte Dresdner Sophienkirche, der jedoch nicht umgesetzt wurde. Ausgeführte Kirchenneubauten sind die Kreuzkapelle in Mauersberg und die Kirche in Neuendorf bei Cottbus, an deren Bau er maßgeblich beteiligt war.
Steudtner war stets sehr bemüht, die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt der Dresdner Architekten zu fördern. Davon zeugt seine Mitgliedschaft im Pietzsch-Kreis, einer Verbindung von Architekten und bildenden Künstlern, die als Notgemeinschaft insbesondere in der Zeit von 1933 bis zum Kriegsende wirksam war und der Unterstützung ideologisch bedrängter und existenzbedrohter Künstler und Architekten diente. Noch lange nach dem Tod von Martin Pietzsch war der Kreis unter der Leitung von Steudtner aktiv. Es bestanden enge Beziehungen zur Technischen Hochschule Dresden und zur Hochschule der Bildenden Künste.[4]
1927: Musikpavillon auf dem Festplatz der 6. Jahresschau Deutscher Arbeit, Dresden 1927. Ausstellung „Das Papier“.[6]
1928: Möbelserie für die Hausrat Gemeinnützige Möbelversorgungs G.m.b.H., Dresden[7]
1928: Schwimmende Jugendherberge „Sachsen“, Umbau eines Elbfrachtkahns, Wehlen[8]
1929: Jugendherberge auf dem Aschberg, bei Klingenthal (Vogtland)[9][10]
1929: Innenausbau des Um- und Anbaus der Gewerbeschule für Musikinstrumentenbau und Handwerk mit öffentlicher Handelsschule, Brunndöbra (Vogtland), Äußere Gestaltung durch Martin Hammitzsch[11]
1931: Holzhäuser Grüne Telle 6 in Dresden-Hellerau für den Maler und Grafiker Paul Sinkwitz[12]
1931–33: Erneuerung der Kirche Neukirchen bei Nossen
1934–35: Erneuerung der Kirche Niederrödern
1936–38: Erneuerung der Kirche Glashütte
1936–39: Erneuerung der Kirche St. Bartholomäus zu Waldenburg (Sachsen)
1946–49: Erneuerung der Kirche zu Schwaben
1946–55: Erneuerung der Kirche Kotitz
1945–59: Erneuerung der Kreuzkirche Dresden
1946–50: Erneuerung der Kirche Strauch
1947–51: Erneuerung der Kirche Lichtenberg
1949: Erneuerung der Kirche Nieska
1952–60: Restaurierungsarbeiten an der Wartburg in Eisenach
1954: Erneuerung der Kirche Conradsdorf
1955–58: Erneuerung der Kirche Dittelsdorf
1955: Erneuerung der Kirche Markersbach
1956–59: Erneuerung des Schlosses Lauenstein (Sachsen)
1956–59: Erneuerung des Schlosses Drehna, Staatssekretariat für Erfassung
1957–62: Erneuerung der Großorgel, Kreuzkirche Dresden
1968–69: Neuausgestaltung des Innenraums der Wichernkapelle in Radebeul
1969–72: Restaurierung des Innenraums der Heilig-Geist-Kirche in Dresden-Blasewitz
Wettbewerbsentwürfe
1927: Feuerwehrgebäude mit Wohnungen in Hellerau am Schulweg 24–26 (heute: Heinrich-Tessenow-Weg), 1. Preis. Ausführung jedoch in anderer Entwurfsfassung vermutlich von Paul Löffler.[28]
1927: Berufs- und Handelsschule Cottbus. Zusammenarbeit mit Arch. Sachs (Dresden), Kennwort: „Zweisimmen“, Ankauf.[29][30]
1929: Erweiterung des Stadtmuseums in Bautzen mit städtebaulicher Gestaltung des Kornmarktes, 5. Preis.[31][32]
Bernhard Sterra et al.: Dresden und seine Architekten. Strömungen und Tendenzen 1900–1970. Verlag der Kunst Dresden, Husum 2011, S. 52 f., S. 232.
Hinrich Jantzen: Namen und Werke – Biographien und Beiträge zur Soziologie der Jugendbewegung, Manuskripte und Fragebögen, Steudtner–Zuckmayer, Materialien und Register. Verlag für Bibliotheken, Hollabrunn 2017
↑Deutsche Bauzeitung, 27. August 1927, Nr. 69/70, 61. Jahrgang, S. 580.
↑Dresdner Neueste Nachrichten, 7. Oktober 1928, Nr. 238, S. 37
↑Dresdner Neueste Nachrichten, 28. August 1928, Nr. 201, S. 5, "Die schwimmende Jugendherberge"
↑Riesaer Tageblatt und Anzeiger, 1. Juli 1929, "Einweihung der Jugendherberge auf dem Aschberg"
↑Sächsische Volkszeitung, 2. Juli 1929, "Weihe der Jugendherberge auf dem Aschberg"
↑Dresdner Nachrichten, Frühausgabe, 5. August 1929, Nr. 363, S. 4, "Hundert Jahre sächsische Harmonikaindustrie - Eine Fahrt in den sächsischen Musikwinkel"
↑Nils M. Schinker: Die Gartenstadt Hellerau 1909–1945. Stadtbaukunst. Kleinwohnungsbau. Sozial- und Bodenreform. Sandsteinverlag, Dresden 2013, S. 440.
↑Dresdner Neueste Nachrichten, 21. Juni 1932, Nr. 145, S. 5, "Sachsens neue Jugendburg"
↑Dresdner Nachrichten, Frühausgabe, 21. November 1933, Nr. 548, S. 6, "Glashütte weiht sein Krieger-Ehrenmal"
↑Hinrich Jantzen: Namen und Werke, Manuskripte und Fragebögen, Steudtner–Zuckmayer, Materialien und Register. 2017.
↑Dresdner Neueste Nachrichten, 3. Juli 1934, Nr. 306, S. 7, Baugenehmigungen
↑Dresdner Neueste Nachrichten, 3. Juli 1934, Nr. 306, S. 7, Baugenehmigungen
↑Nils M. Schinker: Die Gartenstadt Hellerau 1909–1945. Stadtbaukunst. Kleinwohnungsbau. Sozial- und Bodenreform. Sandsteinverlag, Dresden 2013, S. 490, S. 264.
↑Entschiedene Preisausschreiben In: Der Baumeister, September 1927, Beilage.
↑Deutsche Bauzeitung, Nr. 86, 26. Oktober 1927, S. 143.
↑Zur Erweiterung des Bautzner Museums. In: Dresdner Nachrichten vom 13. Juli 1929, Nr. 325, S. 6.
↑Erweiterung des Stadtmuseums in Bautzen mit städtebaulicher Gestaltung des Kornmarktes. In: Wettbewerbe für Baukunst und Schwesterkünste, Jahrgang 1929, Heft 10, S. 109–114. (Digitalisat)
↑Zentralblatt der Bauverwaltung 1930, Nr. 10, S. 214.
↑Auszeichnung von Neubauten. In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 5. Juni 1939, Nr. 128, S. 7.
↑Dresdner Neueste Nachrichten vom 18. Juli 1940, Nr. 166, S. 4.