Die Fritz-John-Bedingungen (abgekürzt FJ-Bedingungen) sind in der Mathematik ein notwendiges Optimalitätskriterium erster Ordnung in der nichtlinearen Optimierung. Sie sind eine Verallgemeinerung der Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen und kommen im Gegensatz zu diesen ohne Regularitätsbedingungen aus. Benannt sind sie nach dem US-amerikanischen Mathematiker deutscher Abstammung, Fritz John.[1]
Rahmenbedingungen
Die Fritz-John-Bedingungen ermöglichen Aussagen über ein Optimierungsproblem der Form
![{\displaystyle \min _{x\in D}f(x)}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/d85bc03086db20718f40f8b780d1fb1f500711b7)
unter den Nebenbedingungen
![{\displaystyle g_{i}(x)\leq 0~,1\leq i\leq m}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/fe3e17e52c7aa87c00575e5caf869822271edee6)
.
Dabei sind alle betrachteten Funktionen
stetig differenzierbar und
ist eine nichtleere Teilmenge des
.
Aussage
Ein Punkt
heißt Fritz-John-Punkt oder kurz FJ-Punkt des obigen Optimierungsproblems, wenn er die folgenden Bedingungen erfüllt:
![{\displaystyle z^{*}\nabla f(x^{*})+\sum _{i=1}^{m}\mu _{i}^{*}\nabla g_{i}(x^{*})+\sum _{j=1}^{l}\lambda _{j}^{*}\nabla h_{j}(x^{*})=0}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/34b79549a332edd7779a505aabe512cf1695ee5c)
![{\displaystyle g_{i}(x^{*})\leq 0,{\mbox{ für }}i=1,\ldots ,m}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/0a2d8ac2f336293f6c2af725678afad5fec5ed13)
![{\displaystyle h_{j}(x^{*})=0,{\mbox{ für }}j=1,\ldots ,l\,\!}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/d2d948a390b49ed32e5d229225bc464d1fc30da0)
![{\displaystyle \mu _{i}^{*}\geq 0,{\mbox{ für }}i=1,\ldots ,m}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/f6ce79f7863ffaf0ec525f7277f30f9f0849cd92)
![{\displaystyle \mu _{i}^{*}g_{i}(x^{*})=0,{\mbox{für }}\;i=1,\ldots ,m.}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/457c8ab57f2941953fe09bfc9f3271a77c69661f)
![{\displaystyle z^{*}\geq 0}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/c2d3461c23990d8137d5c0dc2260069dbf6f4fcb)
Diese Bedingungen werden die Fritz-John-Bedingungen oder kurz FJ-Bedingungen genannt.
Ist der Punkt
lokales Minimum des Optimierungsproblems, so gibt es
, so dass
ein FJ-Punkt ist und
ungleich dem Nullvektor ist.
Somit sind die FJ-Bedingungen ein notwendiges Optimalitätskriterium erster Ordnung.
Beziehung zu den Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen
Für
entsprechen die FJ-Bedingungen genau den Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen. Ist
ein FJ-Punkt, so ist auch
mit
ein FJ-Punkt. Somit kann man davon ausgehen, dass wenn
ist, bereits ein KKT-Punkt vorliegt, dieser wird durch Reskalierung mit
erzeugt. Dann ist
der zu einem FJ-Punkt gehörende KKT-Punkt. Umgekehrt lassen sich nun die constraint qualifications der KKT-Bedingungen so interpretieren, dass sie für die FJ-Bedingungen
garantieren.
Beispiele
FJ ohne KKT
Betrachte als Beispiel das Optimierungsproblem
![{\displaystyle \min _{x\in X}-x_{1}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/4b7944d33532b896f909481da9390567d1817f7d)
mit Restriktionsmenge
.
Minimum des Problems ist der Punkt
. Daher existiert ein FJ-Punkt
, so dass
.
Daraus folgt direkt, dass
für einen FJ-Punkt gilt.
Insbesondere gibt es keinen dazugehörigen KKT-Punkt. Setzt man
, so ist das Gleichungssystem der Gradienten nicht lösbar. Tatsächlich ist im Punkt
keine Regularitätsbedingung erfüllt, speziell nicht die allgemeinste, die Abadie CQ.
FJ und KKT
Betrachte als Beispiel das Optimierungsproblem
![{\displaystyle \min _{x\in X}-x_{2}+x_{1}^{2}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/a401b0a7ed50d5e860c7869b6e0dde80f578aa85)
mit Restriktionsmenge
.
Die Restriktionsmenge ist der Einheitskreis, bei dem am ersten Quadranten die Krümmung des Kreises entfernt wurde. Minimum des Problems ist der Punkt
. Daher gibt es einen FJ-Punkt
, so dass
![{\displaystyle z^{*}(0,-1)^{T}+\mu _{1}^{*}(1,1)^{T}+\mu _{2}^{*}(0,2)^{T}=(0,0)^{T}}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/65d367dfa003e2bcd307b262e7799b7519570074)
gilt. Eine Lösung wäre
, was zu dem FJ-Punkt
führt. Eine Reskalierung mit
führt zu dem KKT-Punkt
. Tatsächlich ist im Punkt
auch die LICQ erfüllt, deshalb gelten hier auch die KKT-Bedingungen.
Verwandte Konzepte
Für konvexe Optimierungsprobleme, bei denen die Funktionen nicht stetig differenzierbar sind, gibt es die Sattelpunktkriterien der Lagrange-Funktion. Sind alle beteiligten Funktionen stetig differenzierbar, so sind sie strukturell ähnlich den Fritz-John-Bedingungen und äquivalent zu den KKT-Bedingungen.
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ F. John: Extremum problems with inequalities as subsidiary conditions. In: Kurt Friedrichs, Otto Neugebauer, J. J. Stoker (Hrsg.): Studies and Essays. Courant Anniversary Volume, Wiley, 1948, S. 187–204, nachgedruckt in: Fritz John: Collected Papers. Birkhäuser 1985, S. 543–560