Dieser Artikel behandelt den Chef des Geheimen Zivilkabinetts von Kaiser Wilhelm II., den gleichnamigen Grafen von Berg behandelt der Artikel Friedrich von Berg-Altena. Zum Erzbischof von Köln siehe Friedrich II. von Berg.
Friedrich von Berg entstammte dem ursprünglich brandenburgischenAdelsgeschlecht von Berg. Er wurde 1866 auf dem väterlichen Gut in Markienen (heute Markiny) in der Nähe der ostpreußischen Stadt Bartenstein geboren. Seine Eltern waren der Major der Preußischen ArmeeFriedrich von Berg (* 20. Juni 1835; † 30. April 1888) und dessen Ehefrau Elisabeth von Pressentin genannt von Rautter (* 14. Januar 1842; † 24. September 1901).[2] Außerdem besaß Friedrich von Berg-Markienen einen Bruder, der später den Namen Vonberg trug, sowie eine Schwester, die mit Leo von Gottberg verheiratet war und den Namen Elisabeth von Berg-Markienen führte.[3][4] Sein Vater hatte das Gut Markienen 1863 erworben. Das Rittergut hatte einen Umfang von 300 Hektar (ha) und wurde durch einen Verwalter geführt.[5] Im Jahre 1945 hatte der Gutshof einen Umfang von 500 ha, davon waren 75 ha Wald.[6] Das Gut hatte 90 Herdküchen, 50 Pferde, 200 Schweine und 200 Schafe sowie einen 100 Meter tiefen Brunnen, der für Wasserversorgung zuständig war.[6] Das Inventar des Gutshofes wurde im Ersten Weltkrieg durch die russische Besatzung vernichtet und nach dem Weltkrieg wieder aufgebaut. Das Gut blieb bis 1945 im Besitz der Familie von Berg.[7]
Nachdem Rudolf von Valentini als Chef des Geheimen Zivilkabinetts auf Druck der Oberste Heeresleitung unter Ludendorff sowie des Kronprinzen Wilhelm von Preußen und der Kaiserin am 14. Januar 1918 zurückgetreten war, wurde Berg am 16. Januar 1918 sein Nachfolger.[9] Berg war nicht nur ein treuer Untergebener, auch wenn er manchmal behauptete „Er wird tun, was ich ihm sage“, sondern auch ein persönlicher Vertrauter und Freund, den der Kaiser mit dem freundschaftlichen „Du“ oder „Monzi“ ansprach.[4] Kronprinz Wilhelm charakterisierte das Verhältnis Bergs zu Wilhelm II. in seinen 1922 erschienenen Memoiren wie folgt: "Exzellenz von Berg, einer der besten, unbeirrt treuen Berater unseres Hauses in Glück und Unglück. Er ist noch aus der fernen Bonner Borussenzeit ein Jugendfreund des Kaisers [...]".[10]
Am 22. Januar 1918 nahm Friedrich von Berg-Markienen erstmals als Chef des Zivilkabinetts an der Lagebesprechung teil[4]. In seinem Tagebuch schrieb er "Es war klar, daß wir einen entscheidenden Sieg nicht mehr erringen konnten"(5.S440). Am 13. August 1918 war Berg bei den Besprechungen im Großen Hauptquartier in Spa dabei. Er hatte Ludendorff geraten, selbst die Reichskanzlerschaft zu übernehmen, jedoch lehnte Ludendorff wegen der Berufung eines Soldaten zum Reichskanzler den Vorschlag ab.[4] Als der neue Reichskanzler, Prinz Max von Baden, Anfang Oktober das Waffenstillstandsgesuch an die Entente-Mächte übermittelt hatte, war Berg als Verfechter eines Siegfriedens nicht mehr haltbar. Am 11. Oktober 1918 wurde er durch Clemens von Delbrück ersetzt.
Berg hatte extrem konservative Anschauungen und verbündete sich mit Kaiserin Auguste Viktoria, die alles, was sie für monarchiefeindlich hielt, moralisch herabzusetzen suchte. Richard von Kühlmann, der damalige Staatssekretär des Auswärtigen Amts, nannte Berg einen „protestantischen Jesuiten von stark deutschnationaler Färbung“.[11]
Nach seinem Abschied aus Berlin ging Berg zurück nach Ostpreußen. 1919 wurde er für die DNVP in den Provinziallandtag der Provinz Ostpreußen gewählt. Dort war er 1919 bis 1933 Vorsitzender des Provinziallandtages.[12] 1920 war er Präses der ostpreußischen Provinzialsynode. Im selben Jahr wurde er Erster Vorsitzender (Adelsmarschall) der Deutschen Adelsgenossenschaft, ein Amt, das er bis 1932 ausübte. Seine monarchische Fraktion konnte sich nicht gegen die völkische durchsetzen.[13] Im Jahre 1920 schrieb Friedrich von Berg seine Erinnerungen als Chef des Zivilkabinetts nieder, die Aufzeichnungen wurden jedoch erst 1971 veröffentlicht.[14]
Von Berg war nicht verheiratet. Er adoptierte im Frühjahr 1927 seinen Vetter Hans-Hubert von Berg-Schönfeld (1908–1968), der dann auch seine Begüterung in Ostpreußen übernahm.[15]
1904 trat von Berg in den Johanniterorden ein, wurde 1907 Rechtsritter und 1911 Ehren-Kommendator. Von 1907 bis 1929 war er Ordenssekretär und erhielt 1919 die Berufung zum Kommendator der Preußischen Genossenschaft der Johanniter.[16]
↑Hans Wehner: Niekamer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band III. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe in der Provinz Ostpreußen. Verzeichnis. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Landwirtschaftsverbandes Ostpreußen (Hrsg.): Standardwerk für Land- und Forstwirtschaft. 5. Auflage. Niekammer`s Adressbücher GmbH, Leipzig 1932, S.241 (bibliotekaelblaska.pl [abgerufen am 28. November 2021]).
↑ abChristian von der Groeben: Markienen Markiny. In: Bildarchive Ostpreußen. Bildarchive Ostpreußen, 2018, abgerufen am 18. Januar 2023 (deutsch).
↑Kösener Corpslisten 1930. Eine Zusammenstellung der Mitglieder der bestehenden und der nach dem Jahre 1867 suspendierten Corps mit Angabe von Jahrgang, Chargen und Personalien, Hrsg. Otto Gerlach, Im Verlag der Deutschen Corpszeitung, Frankfurt am Main 1930, 11/687.
↑Wolfram Pyta: Paul von Hindenburg als charismatischer Führer der deutschen Nation. In: Frank Möller (Hrsg.): Charismatische Führer der deutschen Nation. Oldenbourg, München 2004, S. 109–148, hier S. 134.
↑Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm. Aus den Aufzeichnungen, Dokumenten, Tagebüchern und Gesprächen. herausgegeben von Karl Rosner. Cotta, Stuttgart / Berlin 1922, S. 143
↑Heinrich Potthoff (Bearb.): Friedrich v. Berg als Chef des Geheimen Zivilkabinetts 1918. Erinnerungen aus seinem Nachlaß, Quellen zur Geschichte
des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 7, Düsseldorf 1971
↑Walter v. Hueck, Ernst Otto v. Drewitz, Friedrich Wilhelm Euler, Silve-Maria v. Hueck geb. v. Bentivegni, Hans Körner: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel vor 1400 nobilitiert) 1981. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014 erschienen. BandXVI, Nr.76. C. A. Starke, 1981, ISSN0435-2408, S.3 (d-nb.info [abgerufen am 28. November 2021]).
↑Johanniterorden (Hrsg.): Gesamt-Liste der Mitglieder der Balley=Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10. März 1931. Eigenverlag, Berlin 1931, S.4–46 (kit.edu [abgerufen am 28. November 2021]).