Rainers Vater Norbert Rainer war Lehrer an einer Bürgerschule in St. Veit, nebenberuflicher Lokalhistoriker sowie Verfasser deutschnationaler Zeitungsartikel. Er hatte drei Geschwister und absolvierte seine Schullaufbahn an einer Volksschule in seiner Heimatstadt und dem Realgymnasium in Klagenfurt, wo er 1922 maturierte.[2] Nach der Matura studierte er an der Universität GrazRechtswissenschaften und verdiente sein Geld zwischen den Semestern als Arbeiter und Bankangestellter. Nach dem erfolgreich absolvierten Examen arbeitete er in einem Notariat, ehe er Ende 1926 promovierte. Anschließend absolvierte er den Vorbereitungsdienst zum Notar, legte 1929 die Prüfung zum Notar ab und war ab 1931 als niedergelassener Notar in Klagenfurt tätig.
Während des Studiums trat Rainer 1923 der SA bei, 1925 der Akademischen Burschenschaft Ostmark Graz.[3] Er war schon als Schüler Mitglied einiger in St. Veit ansässigen Organisationen geworden, u. a. in der Bürgerwehr und im Turnerbund. Er nahm am Kärntner Abwehrkampf teil.[2]
Am 10. Oktober 1930 trat Rainer der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 301.860)[4] und war Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe St. Veit. Im Januar 1934 trat er der SS bei (SS-Nummer 292.774)[5] und gehörte auch dem SD an. Ein enger Freund von ihm war Odilo Globocnik. Rainer wurde im selben Jahr von Gauleiter Hubert Klausner in dessen Büro angestellt; auch Globocnik wurde von Klausner protegiert.[6]
Wegen Hochverrats – die genauen Umstände sind nicht bekannt – wurde Rainer im August 1935 zu einem Jahr Polizeihaft verurteilt; wegen guter Führung wurde er im März 1936 aus der Haft entlassen. Im Mai 1936 wurde Rainer in die Kärntner Landesleitung der NSDAP berufen.
Im Februar 1947 wurde Rainer nach Jugoslawien ausgeliefert und in Ljubljana vor dem Militärgericht der 4. Armee angeklagt. Ihm wurde die Verpflichtung zur Zwangsarbeit, die Zwangsrekrutierung jugoslawischer Staatsbürger zur Wehrmacht, die Anweisung zum Niederbrennen von 35 Dörfern, die Duldung von 864 Geiselerschießungen und die Inhaftierung und Deportation von Slowenen in Konzentrationslager vorgeworfen, wobei er das Ziel verfolgt habe, die kulturellen, materiellen und wirtschaftlichen Grundlagen des slowenischen Volkes zu zerstören. Er berief sich auf Befehle von Hitler und Himmler und argumentierte im Schlussplädoyer, er hätte versucht, Hitlers Germanisierungsbefehl abzuschwächen.[10]
Rainer wurde am 19. Juli 1947 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde im August 1947 bestätigt und nach offiziellen Angaben am 18. August 1947 vollstreckt.[11]
Gerüchte
Es kursierten bis in die 1950er Jahre Gerüchte, Rainer sei noch am Leben. Unterlagen im slowenischen Staatsarchiv, wo nach der Unabhängigkeit Sloweniens Aufzeichnungen Rainers auch aus den Jahren 1948 und 1949 freigegeben wurden,[12] lassen vermuten, dass die Hinrichtung erst im November 1950 erfolgte.[13]
Literatur
Alfred Este: Kärntens braune Elite. Hermagoras/Morhorjeva, Klagenfurt/Celovec, Ljubljana, Wien 1997, ISBN 3-85013-476-8, S. 125–139.
Alfred Elste, Michael Koschat, Hanzi Filipič: NS-Österreich auf der Anklagebank. Anatomie eines politischen Schauprozesses im kommunistischen Slowenien. 2., durchgesehene Auflage. Hermagoras, Klagenfurt u. a. 2000, ISBN 3-85013-754-6.
Friedrich Rainer: Ein Netzwerker wird Salzburger Gauleiter. In: Johannes Hofinger: Nationalsozialismus in Salzburg. Opfer. Täter. Gegner, 2. Auflage. Studien-Verlag, Innsbruck u. a. 2018 (Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern; 5) (Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg; 44), ISBN 978-3-7065-5211-0, S. 86–88.
Friedrich Rainer: „Ich fühle mich in keinem Punkt als Verbrecher“. In: Nadja Danglmaier / Werner Koroschitz: Nationalsozialismus in Kärnten. Opfer. Täter. Gegner, 3. Auflage. Studien-Verlag, Innsbruck u. a. 2021 (Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern; 7), ISBN 978-3-7065-5244-8, S. 376f.
Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen. Hermagoras-Verlag, Klagenfurt u. a. 2012, ISBN 978-3-7086-0578-4.
Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4, S. 488.
René Moehrle: Judenverfolgung in Triest während Faschismus und Nationalsozialismus 1922–1945. Berlin 2014, ISBN 978-3-86331-195-7, S. 305–460.
Maurice Williams: Gau, Volk and Reich. Friedrich Rainer and the Paradox of Austrian National Socialism (= Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Bd. 91). Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 2005. ISBN 3-85454-107-4.
↑Joachim Lilla: Statisten in Uniform. 2004, S. 488. (Rainer am 19. August 1947 in Belgrad hingerichtet).
↑ abWolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. 2012, S. 119.
↑Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band 1: Politiker. Teilband 5: R–S. Im Auftrag der Gesellschaft für Burschenschaftliche Geschichtsforschung (GfbG) herausgegeben von Christian Hünemörder. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 4–6, hier S. 5.
↑Maurice Williams: Gau, Volk and Reich. Friedrich Rainer and the Paradox of Austrian National Socialism (= Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Band 91). Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 2005. S. 279.
↑Maurice Williams: Friedrich Rainer: Vom „Abwehrkämpfer“ zum jugoslawischen Kollaborateur? Carinthia I, Jg. 190, Geschichtsverein für Kärnten, Klagenfurt. 2000. S. 423—436.